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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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überlegte eine Sekunde.
    «Ja», sagte sie, «das war es. Zur Straßenkreuzung hin.»
    «Und danach?»
    Sie schloss fest die Augen.
    «Kalles Zimmer», sagte sie. «Ein Ziegelstein flog durch die Scheibe und landete auf dem Bett. Die Flasche kam ein paar Sekunden später, sie zerplatzte sofort an der Wand über dem Bett.»
    «Was passierte, als die Flasche zerbrach?»
    Annika sah die Feuergarbe vor sich, wie die Flammen auf den Benzindämpfen ritten, wie die Gardinen und das Bücherregal Feuer fingen.
    «Es brannte», sagte sie. «Es roch nach Benzin, und es brannte.»
    «Und Kalles Zimmer lag nach Südosten?» «Genau.»
    «Was taten Sie dann?»
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die Haare. «Ich bin zurückgewichen», sagte sie, «weil es so heiß war. Ich dachte an die Kinder und lief ins Schlafzimmer.» «Haben Sie die Tür zu Kalles Zimmer zugemacht?» Annika blickte Q mit großen Augen an. «Ich denke nein», sagte sie. «Aber Ellens Zimmertür haben Sie zugemacht?» «Ich glaube schon.»
    «Warum nicht Kalles?»
    «Ich weiß nicht. Es war unglaublich heiß. Ich wollte einfach zu den Kindern.»
    «Und was haben Sie gemacht, als Sie zu den Kindern ins Zimmer kamen?»
    «Ich habe sie geweckt und sie an den Laken auf die Terrasse hinuntergelassen.»
    «Beide zugleich?»
    «Nein, erst Kalle. Dann Ellen.»
    «Und Sie selbst?»
    «Ich bin gesprungen.»
    «Sie sind gesprungen?»
    «Und auf dem Terrassentisch gelandet. Da habe ich ihn gesehen.» «Wen?», fragte Q.
    «William Hopkins, unseren Nachbarn. Er drückte sich im Gebüsch herum. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er die Brandsätze geworfen hat.»
    Q sah sie so eindringlich an, dass Annikas Haut zu kribbeln begann.
    «Sind wir fertig, oder was?», fragte sie.
    «Warum waren Sie so spät in der Nacht noch auf?»
    «Aber das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich hatte einen Text geschrieben, den ich dann an Sie und an meine Redaktion gemailt habe.»
    «Ja, um 2 Uhr 43. Was haben Sie danach bis um halb vier gemacht?»
    Sie sah den Kommissar an und merkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte.
    «Die meiste Zeit habe ich dagesessen und geheult», sagte sie matt. «Wir hatten gestritten, mein Mann und ich, und … ja, ich tat mir leid. Ich habe mich selbst bedauert.»
    «Weil Ihr Mann Sie verlassen hatte?»
    Annika lächelte unsicher. «Ja, so ungefähr.» «Keine Rachegedanken?» «Rache wofür?»
    «Dafür, dass Sie verlassen wurden. Dass er Sie im Stich gelassen hat.»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Nein», sagte sie. «Überhaupt nicht.»
    Der Kommissar seufzte und nahm ein paar Papiere von seinem Schreibtisch.
    «Wissen Sie, was das hier ist?»
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    «Ein Urteil des Amtsgerichts Eskilstuna. Vor neun Jahren wurden Sie unter Bewährungsaufsicht gestellt, weil Sie den Tod eines Menschen verursacht hatten.»
    Sie saß regungslos, ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    Was kommt jetzt? Was wird das hier?
    «Es gibt eine höchst interessante Zeugenaussage in diesem Verfahren», sagte Q. «Der Polizist, der als Erster zur Stelle war, als Ihr Freund ums Leben kam, wissen Sie, was er ausgesagt hat? Das, was Sie gesagt haben, Ihr Motiv, warum Sie Ihren Freund so geschlagen haben, dass er in den Hochofen stürzte.»
    Auf einmal war sie wieder dort, in der Sommerhitze, in der verlassenen Fabrik in Hälleforsnäs, der Staub wirbelte im Licht, und Whiskas' toter Körper lag in ihren Armen.
    «‹Er hätte sich nicht an der Katze vergreifen sollen. Er hätte wirklich die Finger von Whiskas lassen sollen. Verstehen Sie?›», las Q vor.
    «Kann ich einen Schluck Wasser haben?», fragte Annika.
    «Damals haben Sie Rache als Motiv angegeben, als Sie einen Menschen in den Tod stießen», sagte er. «Jetzt behaupten Sie, dass Sie diesmal keinerlei Rachegedanken hatten?»
    «Es ist ja wohl ein Unterschied, ob ein Mann deine Katze umbringt oder dich verlässt», erwiderte Annika. Q sah sie eindringlich an.
    «Es werden bedeutend mehr Morde aus letzterem Anlass begangen», sagte er.
    Annika merkte, wie der Raum sich um sie zu drehen begann.
    Was sagt der da? Was hat der vor?
    «Es war Hopkins», erwiderte Annika. «Hopkins hat unser Haus angesteckt.» «Es war Hopkins, der die Feuerwehr alarmiert hat», sagte Q.
    «Wahrscheinlich hatte er ein schlechtes Gewissen.»
    Es wurde still im Zimmer.
    «Was?», fragte Annika schließlich. «Was ist?»
    «Da wir weder Zeugen haben noch irgendwelche Indizien, gibt es keine Anhaltspunkte für

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