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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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einfach eingestellt.»
    Der Polizist fummelte an einem Diktiergerät, das links neben dem Computer stand, sagte «einszwei, einszwei» in ein Mikrofon, bevor er zurückspulte und kontrollierte, ob es sich so anhörte wie gewünscht.
    «Ich habe mich mit dem Typen getroffen, den David beinahe totgeschlagen hätte», sagte sie. «Aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, sein Heiligenschein ist an der Polizeimütze festgenagelt. Keiner will wissen, wie David wirklich war.»
    Q beugte sich zu ihr vor.
    «Es geht um das Feuer in der Villa am Vinterviksvägen», sagte er. «Sie beantworten einfach meine Fragen, okay?»
    Annika nickte und setzte sich bequem zurecht.
    Er schaltete den Apparat an und begann mit dem üblichen Vorspann, vollständiger Name der Zeugin, Ort und Uhrzeit, und dann stellte er die erste Frage.
    «Würden Sie bitte berichten, was in der Nacht zum Donnerstag, dem 3. Juni dieses Jahres, passiert ist.»
    Annika biss sich auf die Lippe.
    «Können Sie das Ding da einen Moment abstellen?», erwiderte sie.
    Q seufzte, ließ demonstrativ ein paar Sekunden den Kopf hängen und drückte dann den Pausenknopf des Kassettenrecorders.
    «Was gibt's?», fragte er.
    «Ist es wirklich notwendig, dass Sie dieses Verhör mit mir führen?» «Wieso nicht?», fragte Q.
    «Ist das nicht übertrieben? Wir haben doch ein besonderes Verhältnis.»
    Er lehnte sich eine Idee zurück und zog die Augenbrauen hoch.
    «Das mögen Sie so sehen», sagte er. «Es gibt Journalisten, zu denen ich ein besonderes Verhältnis habe, aber Sie gehören nicht dazu. Erzählen Sie, was in der Nacht zum Donnerstag passiert ist.»
    Er schaltete den Recorder wieder ein.
    Sie schloss für einen Moment die Augen, versuchte die Erinnerungen auszugraben, die sie bereits verdrängt hatte.
    «Ich stand im oberen Stockwerk im Flur», sagte sie. «Es war dunkel. Ich hatte Zähne geputzt, obwohl die Zahnpasta alle war. Ich war auf dem Weg ins Schlafzimmer …»
    «War Ihr Mann zu Hause?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Nein. Wir hatten uns an dem Abend gestritten. Er war weggefahren. Beide Kinder wollten bei mir im Bett schlafen, und ich erlaubte es ihnen.»
    «Also die Kinder…»
    «… lagen in unserem Schlafzimmer im Ehebett.»
    «Wie spät war es?»
    Sie seufzte und dachte nach.
    «Ich hatte einen Text an Sie gemailt», sagte sie. «Danach verging wohl eine halbe Stunde, vielleicht eine Dreiviertelstunde.»
    Der Kommissar rollte mit seinem Stuhl an den Computer und rief sein Mailprogramm auf.
    «Der Text ist um 2 Uhr 43 eingegangen», sagte er. «Sie standen also gegen Viertel nach drei, halb vier im ersten Stock Ihrer Villa im Flur, und was passierte dann?»
    Sie befeuchtete ihre Lippen.
    «Im Erdgeschoss knallte es», sagte sie. «So, als wäre eine Glasscheibe zu Bruch gegangen. Ich lief die Treppe hinunter, vier oder fünf Stufen, bevor ich begriff, was passiert war.» «Und was war passiert?»
    «Jemand hatte das Fenster eingeschlagen, das große Panoramafenster gleich neben der Haustür. Überall lagen Glassplitter. Ich rannte die Treppe hinunter, aber ich konnte draußen niemanden sehen.»
    «Wie haben Sie reagiert?»
    «Zuerst war ich nur erschrocken. Dann wurde ich wütend. Angst bekam ich erst, als es dann in Ellens Zimmer krachte.»
    «Waren Sie barfuß?»
    Annika blickte erstaunt zu Q auf.
    «Ja», sagte sie, «oder besser gesagt, ich glaube, ich hatte Socken an.»
    «Haben Sie sich Schnittwunden durch die Glasscherben zugezogen?»
    Sie erkannte den Zweck der Frage und merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
    «Nein», sagte sie, «aber ich lüge nicht.» «Was passierte dann?»
    «In Ellens Zimmer war auch eine Fensterscheibe eingeworfen worden. Ich rannte die Treppe hinauf. Die Tür zum Kinderzimmer stand offen, ich sah die Splitter im Fensterrahmen. Etwas kam hereingeflogen, es war dunkel und rechteckig und hatte einen brennenden Schweif.»
    Q kaute auf einem Bleistift.
    «Was war das, was da hereingeflogen kam, was meinen Sie?» Annika schluckte.
    «Ich erkannte es, als es auf dem Fußboden aufschlug und zerbrach. Ich konnte gerade noch die Tür zumachen, bevor das Zimmer in Flammen aufging.»
    «Also das Fenster war bereits zerschlagen? Es ging nicht von dem Molotowcocktail kaputt?» Sie sah ihn verwundert an.
    «Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen», sagte sie, «aber es war, wie ich gesagt habe. Die Fensterscheibe war schon zerbrochen.»
    «Und es war das Zimmer, das an der Nordostecke des Hauses lag?»
    Annika

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