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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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er müde.
    «Ich habe superinteressante Neuigkeiten über David Lindholm. Er war wegen Misshandlung angeklagt, zweimal sogar, weil er für die Drogenmafia gearbeitet und Kleinkriminelle zusammengeschlagen hat, die sich ein bisschen was nebenbei verdienen wollten.»
    Schyman hatte Mühe, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.
    «Angeklagt? Wann denn?»
    «Vor achtzehn Jahren und vor zwanzig Jahren.»
    «Sie sagen ‹angeklagt›, wurde er denn verurteilt?»
    «Nein, das ist auch ein Riesenskandal. Die Verfahren wurden in beiden Fällen eingestellt.»
    «Und das wollen Sie bringen?»
    «Ich finde, das vermittelt ein ganz neues Bild von David Lindholm.»
    «Und die Informationen stammen von …?»
    «Den Voruntersuchungen, und außerdem habe ich mit einem der Betroffenen gesprochen. Er ist froh, dass David tot ist.»
    Schyman musste die Hände an die Ohren legen, um Kraft zu sammeln.
    «Ihrer Meinung nach sollen wir also drucken, dass ein ermordeter Held der Polizei in Wirklichkeit Handlanger der Drogenmafia war, und das begründen wir dann mit der Tatsache, dass Verfahren wegen Misshandlung eingestellt wurden? Vor zwanzig Jahren?»
    Sie biss sich auf die Lippe.
    «Jetzt verdrehen Sie alles …»
    «Verunglimpfung eines Toten», sagte er. «Das ist eine schwerwiegende Straftat. Dafür sind schon Chefredakteure in den Knast gewandert.»
    «Ja, aber …»
    «Ich bin heute schon einmal für eine Veröffentlichung zusammengestaucht worden.
    Das reicht mir. Ich will kein Wort mehr davon hören. Gehen Sie und besorgen Sie sich ein Zuhause.»
    «Jajaja», sagte sie und ging hinaus.
    Er sank auf seinen Stuhl und stützte den Kopf in die Hand.
    Das hier kann ich mir nicht einfach nur einbilden. Dieser Job ist in den letzten Jahren unendlich viel anstrengender geworden.
    Der Haftprüfungstermin fand in einem der Sicherheitssäle statt, und Nina erhob sich hastig, vor allen anderen. Sie fühlte sich unbehaglich in ihrer Uniform, die sie mehr als alles andere gewöhnt sein sollte, aber diese Situation hier war befremdlich und unangenehm.
    Viele Journalisten waren in der Halle vor dem Saal, Reporter von Presse und Rundfunk und mindestens zwei Fernsehteams. Sie bemerkte, dass sie angestarrt wurde, vermutlich fragten sie sich, was sie hier zu suchen hatte.
    Hyänen! Sind alle hier, um sich ein Maul voll Fleisch zu sichern.
    Sie schüttelte den Gedanken ab und ging auf den Verhandlungssaal zu.
    Kommissar Q erschien neben ihr und hielt ihr die Tür auf.
    «Setzen Sie sich ganz nach vorn», sagte er leise. Sie sah ihn fragend an.
    «Wir werden die Einzigen auf den Zuschauerplätzen sein», sagte er.
    Sie tat, wie ihr geheißen, und nahm in der ersten Bankreihe Platz. Der Sitz des Richters war geradeaus in der Mitte, der des Anklägers links und der des Verteidigers rechts.
    Nina war schon öfter in diesem Saal gewesen. Sie hatte als Zeugin in vielen Verhandlungen ausgesagt.
    Aber nie in einer wie dieser.
    Sie blickte zur Tür hinter dem Platz der Verteidigung. Sie führte zu einem Warteraum, der wiederum einen Zugang zum Untersuchungsgefängnis Kronoberg bot, durch den sogenannten Seufzergang. Auf die Art konnte man die Gefangenen direkt in den Verhandlungssaal schleusen, ohne durch die Menge draußen zu müssen.
    Da drinnen sitzt du nun. Verstehst du, was hier vor sich geht?
    Der Saal füllte sich schnell, Reporter mit Aufnahmegeräten und Zeichner mit großen Blöcken strömten herein. Sie waren laut, raschelten und rückten Stühle, und ihr Gemurmel klang wie ein frischer, unaufhaltsamer Wasserfall.
    Nina beugte sich zu Kommissar Q.
    «Wen hat sie als Pflichtverteidiger bekommen?», fragte sie flüsternd. «Mats Lennström», erwiderte Q leise.
    Wen?
    «Wer ist das? Hat er Erfahrung?»
    Bevor Q antworten konnte, ging die Tür hinter dem Richtertisch auf, und der Vorsitzende Richter sowie ein Gerichtsdiener nahmen ihre Plätze ein. Eine Sekunde später trat ein dunkelhaariger Mann im Anzug aus dem Warteraum, gefolgt von einer Vollzugsbeamtin, die Julia zu ihrem Stuhl führte.
    Nina beugte sich unwillkürlich vor,
so sah sie aus.
Julias Haare waren struppig und ungewaschen und die Anstaltskleidung verknittert, als hätte sie darin geschlafen.
    Ihr Hals schnürte sich zu, und Nina schluckte laut.
    «Warum hat sie keinen anderen Anwalt bekommen?», fragte sie. «Schafft der das hier wirklich?»
    Q bedeutete ihr, still zu sein.
    Staatsanwältin Angela Nilsson betrat nun ebenfalls den Saal, setzte sich und zog den Rock unter den

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