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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Schenkeln glatt. Das Kostüm, das sie heute trug, war blau mit einem Stich ins Grau.
    Der Vorsitzende klopfte mit seinem Hammer auf den Tisch, und es wurde mucksmäuschenstill.
    Nina starrte Julia an. Sie konnte sie schräg von vorn sehen, ihr Blick wirkte glasig und leer. Die zotteligen Haare und der viel zu große Kragen der Häftlingsbluse verliehen ihr etwas Unschuldiges.
    Wie mager du bist. Du rührst sicher das Essen nicht an, ekelst dich davor.
    Der Vorsitzende Richter räusperte sich und verlas die Formalien, Haftverhandlung zur Sache, erschienene Parteien, und Nina beobachtete Julias Reaktionen.
    «Das hier funktioniert nicht», flüsterte sie Qzu. «Wenn Sie jetzt nicht still sind, fliegen Sie raus», zischte er zurück, und sie schloss den Mund wieder. Angela Nilsson ergriff das Wort.
    «Herr Vorsitzender, ich beantrage den Beschluss des Gerichts, dass Julia Lindholm wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes, begangen am 3. Juni in der Bondegatan in Stockholm, in Untersuchungshaft zu nehmen ist», sagte sie monoton. «Als Grund für die Inhaftnahme wird angeführt, dass die Mindeststrafe für dieses Verbrechen zwei Jahre Gefängnis beträgt. Ich verweise außerdem auf die beiden Begründungen in meinem schriftlichen Haftantrag, nämlich Fluchtgefahr und Verdunkelungsgefahr. Ich beantrage des Weiteren die Erlaubnis, Frau Julia Lindholm verschärfte Haftbedingungen auferlegen zu können.»
    Nina hielt den Atem an und beobachtete Julias Gesichtsausdruck.
    Nicht die geringste Reaktion.
    Der Vorsitzende wandte sich an den Verteidiger Mats Lennström.
    «Ich bitte den Herrn Verteidiger, die Einlassung seiner Mandantin vorzutragen.»
    «Danke. Wir beantragen, das Haftersuchen der Staatsanwaltschaft abzuweisen. Es liegen keine dringenden Haftgründe vor…»
    Er stockte und blätterte in seinen Unterlagen.
    Nina stöhnte innerlich.
    «Wie äußert sich die Tatverdächtige zur Schuldfrage?», erkundigte sich der Richter.
    Der Anwalt zögerte.
    «Herr Vorsitzender, ich würde es vorziehen, diesen Punkt unter Ausschluss der Öffentlichkeit darzulegen», sagte er mit einem Seitenblick auf die Zuschauerreihen.
    Der Richter blickte zur Staatsanwältin. Angela Nilsson wand sich ein wenig und schickte dem Verteidiger einen wütenden Blick.
    «Mit Rücksicht auf die geheime Voruntersuchung beantragt die Staatsanwaltschaft ebenfalls Ausschluss der Öffentlichkeit.»
    Der Richter wandte sich an die Zuschauer.
    «Dann bitte ich die Öffentlichkeit sowie die Vertreter der Medien, den Saal zu räumen», sagte er und schlug mit dem Hammer auf den Tisch.
    Für eine Weile waren wieder Gemurmel und Stühlerücken zu hören. Nina hielt den Blick fest auf Julia gerichtet.
    Sie schien nicht einmal zu merken, dass sich Leute im Raum befanden.
    Als die Türen sich schlossen, war die Stille im Saal beinahe körperlich zu spüren.
    «So, wie war das nun mit der Schuldfrage?», fragte der Richter.
    Der Verteidiger legte den teuren Kugelschreiber auf seine Akten und sah den Richter offen an.
    «Tatsache ist, dass meine Mandantin zu krank ist, um sich zur Schuldfrage zu äußern.
    Es ist ganz einfach nicht möglich, ein Gespräch mit ihr zu führen.»
    «Wie meinen Sie das, Herr Rechtsanwalt?»
    «Ich habe dieses Mandat am Samstagabend übernommen. Seitdem versuche ich, mit meiner Mandantin zu sprechen, aber ich glaube nicht, dass sie überhaupt verstanden hat, wer ich bin. Ich habe Grund zu der Annahme, dass meine Mandantin dringend psychiatrischer Behandlung bedarf.»
    Der Richter blätterte in seinen Unterlagen. «Ich dachte, die hätte sie längst erhalten», sagte er. «Im Krankenhaus, kurz nach ihrer Festnahme.»
    «Meine Mandantin leidet seit langem unter psychischen Beeinträchtigungen», sagte der Verteidiger. «Sie ist seit zwei Jahren wegen eines Burn-out-Syndroms krankgeschrieben und vom Polizeidienst befreit. Eine Zeit lang befand sie sich wegen Depressionen in stationärer Behandlung. Ich habe starken Grund zu der Vermutung, dass die Behandlung wiederaufgenommen werden muss, und zwar umgehend.»
    Jetzt blickte der Richter auf.
    «Was veranlasst Sie zu dieser Annahme?»
    Mats Lennström knipste mit seinem Kugelschreiber.
    «Meine Mandantin erinnert sich an eine andere Frau, die sich in der betreffenden Nacht in der Wohnung aufgehalten haben soll», sagte er. «Sie nennt diese andere Frau ‹die Böse› oder ‹die Hexe›, kann aber ihren Namen nicht angeben.»
    Der Vorsitzende fixierte Julia.
    «Sie glauben also, dass sie

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