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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Brust, rollte sie sich auf dem Bett des Jungen zusammen und drückte das Plüschküken an sich. Trotz allem wartete in den dunklen Räumen eine Freude, eine Freiheit auf sie, ohne etwas von ihr zu fordern.
    Sie spürte, dass der Schlaf sich wie ein Schleier über sie legte, und ließ sich davontreiben.
    Das Klingeln ihres Handys schien aus weiter Ferne zu kommen. Es zerriss die Stille. Sie fuhr kerzengerade hoch, Chicken purzelte auf den Fußboden. Wo hatte sie das Handy hingelegt?
    Sie schwankte durch das große Zimmer hinaus in die Diele.
    Unterdrückte Nummer, so ein Mist. Bestimmt die Redaktion.
    «Annika? Bist du dran?»
    Sprachlos sank sie auf den Fußboden.
    «Du, hallo, ich bin's, Thomas.»
    Er war in einer Kneipe, einem sehr lauten Lokal.
    «Hallo», sagte sie in die Dunkelheit.
    «Also», sagte er, «ich habe zwei Overalls zurücklegen lassen. Für Ellen. Bei Ählens.
    Einen dunkelblauen und einen in Rosa. Was meinst du, welchen wir nehmen sollen?»
    Er lallte, und zwar ziemlich stark. «Wo sind die Kinder?», fragte sie. «Die schlafen. Ich trink ein Bier mit Arnold …»
    «Wer ist bei den Kindern?» «Sofia ist zu Hause, also du …»
    «Wenn du ausgehen willst, kann ich doch die Kinder nehmen», sagte sie.
    Er schwieg. Im Hintergrund wummerte Discomusik. Eine Frau lachte schrill.
    «Ich will nicht mit dir zanken», nuschelte er.
    Sie musste durch den Mund atmen, um Luft zu kriegen.
    Du rufst mich aus der Kneipe an, wenn du voll bist. Hast du sie schon satt?
    «Ich auch nicht», sagte sie.
    «Was machen wir mit den Overalls?»
    Warum rufst du mich an? Was willst du eigentlich?
    «Was meinst du?», sagte sie.
    «Du willst doch immer, dass man darauf achtet, von wegen Mädchen und Jungs.
    Vielleicht ist Rosa nicht so gut? Dachte ich …»
    «Welchen möchte Ellen haben?»
    «Den in Rosa.»
    «Aber dann nimm den doch.»
    «Findest du?»
    Sie musste heftig schlucken, um die Tränen zu unterdrücken.
    Ruf mich so nicht an. Nie mehr. Ich blicke in den Abgrund meiner Einsamkeit, und mir wird schwindlig.
    «Lass sie entscheiden. Die Farbe ist doch nicht so wichtig.»
    «Okay. Tschühüs.» «Tschüs.»
    Keiner von ihnen legte auf. Die Musik dröhnte. Die Frau hatte aufgehört zu lachen.
    «Annika?» «Ja?»
    «Meinst du das ernst? Kannst du die Kinder nehmen, wenn ich abends mal wegwill?»
    Sie schluckte.
    Leg auf Lass mich in Ruhe! Du zerreißt mich.
    «Sicher.»
    «Tschüs dann.»
    «Tschüs.»
    Sie drückte das Gespräch weg, legte das Handy in ihre Handtasche und zog die Knie bis ans Kinn, und irgendwo tief in der Brust fühlte sie sich eigenartig gut gelaunt und bestätigt.
DIENSTAG, 16. NOVEMBER
    Nina Hoffmans Wohnung lag in der Södermannagatan, nicht sehr weit von der Folkungagatan entfernt. Der Verkehrslärm der Durchgangsstraße brach sich an den Fassaden, Annika musste den Impuls unterdrücken, sich die Ohren zuzuhalten.
    Das Haus war aus den zwanziger Jahren, hellbraun und mit der charakteristischen glatten Fassade, die Fenster waren klein und durch Sprossen unterteilt. Diese Wohnungen waren in der Regel eng und dunkel.
    Sie betrat das Treppenhaus. Als die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel, verschwand der Verkehrslärm wie durch ein Wunder. Sie studierte die Namensschilder. Nina wohnte im ersten Stock.
    Annika ging die Treppe hinauf, blieb vor der Tür mit dem Schild «N. Hoffman» stehen und klingelte.
    Die Polizistin hatte sich die Haare schneiden lassen. Sie trug dieselbe graue Kapuzenjacke wie bei ihrem letzten Treffen an jenem verregneten Samstag im Juni, als sie sich so darüber aufgeregt hatte, wie Julia behandelt worden war.
    «Möchten Sie Kaffee?», fragte sie, und Annika nickte.
    Es war wirklich dunkel. Die Einzimmerwohnung hatte eine Kochnische, die zum Hof hinaus lag. Der Raum war jedoch ziemlich groß, mit abgezogenen Fußbodendielen und bequemen Möbeln.
    Annika zog Schuhe und Jacke im Flur aus.
    Nina musste den Kaffee schon fertig gehabt haben, denn sie kam mit einer Thermoskanne und zwei Bechern ins Zimmer und stellte sie auf dem Esstisch ab.
    Annika hielt ihr die aktuelle Ausgabe des
Abendblatts
hin.
    «Der Artikel über David steht auf Seite elf», sagte sie.
    Nina nahm die Zeitung und setzte sich auf einen Stuhl. Annika goss Kaffee in die beiden Tassen, setzte sich und trank. Der Kaffee war heiß. Nina las schweigend, dann faltete sie die Zeitung zusammen und sah Annika an.
    «Das war nicht besonders klug», sagte sie.
    Annika holte tief Luft und hob die Schultern.
    «Okay»,

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