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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ums Leben gekommen war, und Mrs. Mayhew stellte keine weiteren Fragen. Die Unterhaltung geriet ins Stocken, und Jack führte Gail hinauf in ihr Zimmer. Wie sehr sich diese Pension
doch von denen unterschied, in denen sie neuerdings verkehrte, dachte Gail, während sie den warmen Flur mit den dezenten Tapeten entlangschritten. Eine kostbare Brücke bedeckte den dunklen Holzfußboden; in der Ecke stand ein antikes Tischchen mit passender Lampe, deren matte Birne ein einladendes Licht verbreitete.
    Auch ihr Zimmer, in dem gedämpfte Braun- und Altrosétöne vorherrschten, war hübsch. Das französische Bett war ebenso bequem, wie es aussah. Volkskunst von den kanadischen Küstenprovinzen schmückte die Wände. Gail sah sich beifällig um. Sie hatte dieses Zimmer von Anfang an gemocht.
    »Erinnerst du dich an das Hündchen, von dem ich dir erzählt habe?« fragte Jack, während er seine Jacke auszog. Gail nickte. »Sie ist endlich trächtig und wird in ein paar Monaten werfen. Dann dauert’s nur noch etwa sechs Wochen, ehe man die Mutter von ihrem Wurf trennen und die Kleinen fortgeben kann. Hast du dir überlegt, ob wir eins nehmen wollen?«
    »Eigentlich noch nicht«, bekannte Gail schuldbewußt. »Aber ich werd’ darüber nachdenken.«
    Jack trat dicht vor sie hin. »Ich will dich nicht drängen.«
    Als er sie in die Arme nahm, wußte sie, daß er nicht nur von dem Hündchen sprach.
    »Das tust du nicht.« Sie spürte, daß sie es nicht länger hinauszögern durfte, daß der Moment gekommen war, wieder mit Jack zu schlafen. Sie blickte zu ihm auf und sah seinen Mund näher kommen. Als seine Lippen die ihren berührten, streckte sie die Arme aus und schlang sie um seinen Nacken.
    Es war ein sanfter Kuß mit kaum geöffneten Lippen. Sie hörte ihn aufseufzen und spürte seine Hände, die über ihren Rücken strichen, behutsam, als habe er Angst, ihr weh zu tun. Er küßte ihre Wange, ihre Augenlider, ihren Nacken. Langsam fanden seine Lippen zu ihrem Mund zurück. Diesmal war der Kuß ein wenig drängender, er öffnete den Mund, und seine Zunge suchte zärtlich die ihre.

    Seine Hände glitten hinunter zu ihren Jeans, umspannten ihr Gesäß und wanderten schließlich hinauf zu ihren Brüsten. Ein paar Sekunden später fühlte sie seine Finger an den Knöpfen ihrer Bluse. Ungeschickt wie ein Pennäler öffnete er sie, und ebenso schüchtern streifte er ihr das Kleidungsstück über die Schultern und ließ es zu Boden gleiten. Er fummelte ungeschickt am Verschluß ihres Büstenhalters, und einen Augenblick lang kicherten sie beide über ihr albernes Benehmen. Dann langte Gail nach hinten und hakte selbst die Ösen auf.
    Jack ließ sich auf die Knie nieder, streckte die Hände nach ihren Brüsten aus und barg den Kopf zwischen ihnen. Gail streichelte sein Haar. Sie spürte, wie ihre Gürtelschnalle sich öffnete, hörte das Zurren des Reißverschlusses und fühlte ein Ziehen zwischen den Beinen, als Jack ihr die derben Jeans auszog.
    Sie konnte sich nicht erinnern, wann er sich seiner Kleider entledigt hatte. Sie wußte weder, wie sie aufs Bett gekommen waren, noch in welchem Augenblick ihr Magen sich aufzubäumen begann. Sie hatte nicht absichtlich Cindys Gesicht vor ihre geschlossenen Augen geholt; sie hatte sich im Gegenteil krampfhaft bemüht, die Erinnerung an den letzten April zu verdrängen und das, was jetzt mit ihr geschah, nicht mit dem zu vergleichen, was ihrem Kind vor sechs Monaten angetan worden war.
    Aber es war doch das gleiche. Sie riß die Augen weit auf und blickte Jack an. Auf einmal verstand sie den Widerwillen, den sie so lange schon spürte, ohne ihn zu begreifen. Es war seine Männlichkeit, die sie abstieß. Dieser sogenannte Liebesakt war das gleiche, was man ihrer Tochter kurz vor ihrem Tode aufgezwungen hatte.
    Und auf einmal empfand sie nur noch Schmerz, ihren eigenen und den ihrer Tochter, und sie stieß einen qualvollen Schrei aus.
    »Was hast du?« fragte Jack bestürzt. »Hab’ ich dir weh getan?« Er löste sich von ihr, als er ihre Tränen sah. »Was hast du, Gail? Bitte, sag mir, was los ist.«
    »Ich kann nicht«, schluchzte sie. »Ich kann’s einfach nicht.«
Sie legte den Kopf auf ihre Knie und weinte hemmungslos. »Ich hab’s versucht. Ich wollte es genauso wie du. Bitte, glaub mir. Ich wollte es wirklich. Ich liebe dich. Ich wollte mit dir schlafen, wollte, daß wir zusammen sind, aber ich kann es einfach nicht.«
    »Ich hab’ dich bedrängt.« Jack nahm sofort alle Schuld auf

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