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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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versetzt sind. Den Eltern kleiner Kinder rät man sogar, Halloween dieses Jahr ganz ausfallen zu lassen. Es sei zu gefährlich.«
    »Aber Mom, ich will doch nicht bei fremden Leuten Klingelstreiche machen. Ich geh’ mit Freunden auf eine Party.«
    »Du gehst nicht! «
    »Warum nicht?« Jennifers Blick wanderte von Gail zu Jack.
    »Jack, bitte...«
    »Gail?«
    »Halt dich da raus, Jack«, fuhr Gail ihn an. Gleich darauf entschuldigte sie sich. »Bitte verzeih, ich wollte dich nicht...«
    »Nein, du hattest ganz recht«, unterbrach er sie rasch. »Jennifer, das geht nur deine Mutter und dich etwas an. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen.«
    »Warum nicht? Sie ist unfair, und du weißt es.«
    Jack hob die Schultern, als wolle er sagen: Was kann ich dagegen machen?, und verließ wortlos die Küche.
    »Warum tust du mir das an?« fragte Jennifer wütend.

    »Ich möchte dich nur beschützen, nichts weiter.«
    »Du beschützt mich doch nicht! Du drückst mir die Luft ab! Ich kann nicht einmal mehr atmen in deiner Nähe. Du behandelst mich wie ein kleines Kind. Aber ich bin fast erwachsen, Mom. Ich werde siebzehn. Ich lerne fleißig. Ich bringe gute Noten nach Hause. Verdammt, Mom, du kannst dich doch wirklich nicht über mich beklagen.«
    »Das weiß ich, Jennifer, das weiß ich.«
    »Warum machst du mir dann das Leben so schwer? Vertraust du mir denn nicht mehr?«
    »Ich vertraue dir doch«, flüsterte Gail. »Ich will nur verhindern, daß man dir weh tut.«
    »Mir passiert schon nichts, Mom, das versprech’ ich dir.«
    Mami, wenn wir sterben, können wir’s dann zusammen tun? Hältst du mich dabei an der Hand? Versprichst du’s mir?
    »Na schön.« Gail war zu müde, um den Streit fortzusetzen. »Geh auf die Party. Aber nur dieses eine Mal. Von jetzt ab gehst du unter der Woche nicht mehr aus.«
    Jennifer nickte. »Danke.«
    Lange schwiegen sie beide. »Ist noch was?« fragte Gail, als sie bemerkte, wie Jennifers Blick unstet hin und her irrte.
    »Mom...« Jennifer stockte, holte tief Luft und platzte schließlich mit der Frage heraus: »Hast du einen Liebhaber?«
    »Was?« Gail war wie vor den Kopf geschlagen. »Wie, um Himmels willen, kommst du denn auf so eine alberne Idee?« Sie mußte unwillkürlich lachen.
    »Ist sie albern?« Jennifer stimmte erleichtert in ihr Lachen ein.
    »Es ist das Idiotischste, was ich seit langem gehört habe. Wie bist du bloß auf einen so absurden Gedanken verfallen?«
    »Weiß ich selber nicht.« Jennifer zuckte die Achseln. »Aber du bist mit deinen Gedanken dauernd woanders. Tagsüber bist du nie zu Hause. Ich bin mittags ein paarmal heimgekommen, aber du warst nie da.«

    »Warum kommst du mittags extra nach Hause?« Jennifer hob die Schultern. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Ich hatte Angst, du würdest sagen, das ginge mich nichts an, so wie du’s zu Laura gesagt hast. Ich dachte, Laura hätte vielleicht rausgekriegt, daß du ein Verhältnis hast, und daß du deshalb nichts mehr mit ihr zu tun haben willst.«
    »Jennifer, ich habe kein Verhältnis«, versicherte Gail mit erzwungener Ruhe. »Nichts liegt mir ferner, das kannst du mir glauben.«
    »Aber wo bist du denn tagsüber dauernd?«
    »Bloß spazieren, zu Fuß oder mit dem Wagen. Einfach so ins Blaue, um mich abzulenken, weißt du?«
    Jennifer trat neben ihre Mutter und legte ihr den Arm um die Schultern. Gail stellte überrascht fest, daß sie gleich groß waren. Die Kinder wachsen so schnell, dachte sie.
    »Ich liebe dich«, sagte Jennifer.
    »Ich liebe dich auch.«
    »Die Leute sagen, mit der Zeit ertrüge man’s leichter.« Jennifer holte tief Luft. »Aber sie haben keine Ahnung, nicht wahr?«
    Gail zog ihre Tochter fest an sich. »Wenn du auf diese Party willst, mußt du dich langsam fertigmachen.«
    »Was tust du heute abend?«
    Gail lächelte. »Jemand muß dableiben und die vergifteten Äpfel verteilen«, sagte sie.
     
    Es war schon fast zehn, und doch hatten erst drei Kinder an ihrer Tür geläutet. Das erste war als Superman verkleidet, die beiden nächsten kamen als E. T. Gail hatte mehrere Päckchen mit Süßigkeiten in ihre aufgehaltenen Beutel gesteckt und lächelnd festgestellt, daß Jennifer recht hatte, als sie voraussagte, die meisten Kinder würden genau wie in den letzten Jahren in der Maske des gummiartigen kleinen Wesens aus dem Weltraum erscheinen. Verschätzt hatten sie sich nur bei der Zahl der Kinder, die heute abend unterwegs waren. Jack hatte genug Süßigkeiten für

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