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Lebenslauf zweiter Absatz

Lebenslauf zweiter Absatz

Titel: Lebenslauf zweiter Absatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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stülpte mir den Eimer mit den elf Pilzen über den Kopf.
    Doch sonst war mit ihm auszukommen. Von Arbeit hielt er nicht viel, wenn er sie selbst tun mußte, dafür aber um so mehr von Köm und gutem Essen. Aber er sorgte immer dafür, daß auch ich meinen Teil bekam.
    Wie war das eigentlich mit den Mädchen hier? Waren die in der Lehre oder was? Sie lernten wohl Wirtschaften. Wieso man das lernen mußte, war mir nicht ganz klar.Wasserschleppen und Kartoffelnschälen brauchte man doch nicht erst zu lernen. Aber vielleicht Kochen. Die Anna war wohl noch nicht soweit, sonst müßte sie doch ein bißchen mehr Speck auf den Rippen haben. Sie hatte ganz schön gefroren.
    Die alten Schellen mußten alle raus. Die Löcher in der Scheunenwand konnten sie selbst wieder zuschmieren. Ich hängte die Schnur mit dem Bleilot auf und begann, neue Schellen zu setzen. Der Mörtel in den Fugen war gerade noch fest genug, sie auch ohne Dübel zu halten. So würde ich bald aus diesem beißenden Wind rauskommen.
    Dann konnte ich endlich die neue Kombizange ausprobieren. Ich freute mich schon darauf, denn die Zange hatte mich eine Menge Arbeit gekostet, und nun würde ich bald sehen, ob sich das gelohnt hatte.
    Wenn ich mich bei meinem Meister über das schlechte Werkzeug beklagte, sagte der immer: »Aus dem Stahl für so ’ne Zange könnse ’n schönes Gewehrschloß machen. Mußte denen mal sagen, daß de lieber ’ne Zange möchtest. Nee, sag’s man lieber nich!«
    Als ich die letzte Kabelzuteilung abgeholt hatte, hatte ich den Großhändler nach einer Kombizange gefragt. Der hatte gegrient. »Wieviel sollen es denn sein, junger Mann, ein Dutzend, zwei Dutzend? Immer sagen Sie es nur, ich weiß gar nicht, wohin mit all den Zangen.«
    Ich hatte es nicht so schnell aufgegeben: Ob denn wirklich nichts zu machen sei, ich arbeite viel auf dem Lande, und da könnte ich vielleicht auch mit anderem als mit Geld bezahlen. Es sei ja nicht für ihn, hatte der Grossist gesagt, aber er kenne einen Materialmenschen bei Siemens, und die hätten ja noch, nur habe der Mann eine Schwäche für geräucherte Mettwurst.
    Als ein Bauer in die Werkstatt gekommen war, der beim Meister einen Motorschaden anmelden wollte, hatte ich ihn abgefangen und den ganzen Sonntag an dem verdreckten Motor rumgemurkst. Aber jetzt hatte ich eine bildschöne Kombizange. Sie war aus gutem Stahl und hatte einen dicken Isoliermantel aus Gummi um die Griffe. Damit konnte man arbeiten.
    Als Anna mich zum Essen rief, steckte ich die Zange in die Brusttasche.
    In der Küche war Hochbetrieb. Die Mädchen schleppten Geschirr hin und her, und wenn sie einen Augenblick Pause hatten, löffelten sie hastig ihre Suppe.
    »Madam hat Gäste«, sagte Frau Soebenbrodt, »die sind wie die Maikäfer. Nicht satt zu kriegen.«
    »Wo essen die denn?« fragte ich.
    »In der Halle. Zusammen mit Madam. Der Herr speisen auf seinem Zimmer. Er ist krank, erbliche Gicht.«
    »Ich weiß«, sagte ich, »seit Krieg ist.«
    Zwei von den dicken Mädchen und die Kleine saßen jetzt in der Küche und aßen. Dabei ließen sie aber den Relaiskasten nicht aus den Augen. Sowie die Klappe mit dem Wort »Halle« fiel, mußten sie flitzen.
    »Er ist ein netter Mensch, sagt sie«, bemerkte die eine Dicke. Dabei deutete sie mit dem Löffel zuerst auf mich und dann auf Anna.
    Die Kleine griff nach ihrer Haarsträhne. »Sie soll man aufpassen, daß er ihr nicht die Sicherung rausdreht«, sagte die andere. Sie belachten den Witz gehörig. Anna hatte eine Farbe wie die Mohrrüben in der Suppe, und als wieder das Wort »Halle« hinter dem Klappenfenster erschien, stürzte sie mit einem Tablett davon.
    »Hätten Sie was dagegen«, fragte ich Mamsell Soebenbrodt,»wenn ich den beiden ’n bißchen von der Isolierung abschabte?« Ich hatte gute Lust, ihnen mit der neuen Zange über den Kopf zu donnern.
    »Ach, lassen Sie man«, sagte Frau Soebenbrodt, »die Jugend ist schnell fertig mit Wörtern, sagt der Dichtersmann.«
    »Aber sie brauchen nicht auf der Kleinen rumzuhacken.«
    Anna kam gerade mit einem Berg schmutzigen Geschirrs zurück, und die eine Dicke schrie, sie solle man genau hinsehen, ich sei ein verkleideter Prinz, der sich darauf spitze, Aschenputtel zu freien, sie solle der Gnädigen man schon Bescheid geben, daß es sich jetzt mit dem Geschirrspülen habe. Und die andere kreischte, das werde eine schön sparsame Sache mit uns beiden, mit unseren Figuren könnten wir uns fein mit einem Kopfkissen behelfen.
    In

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