Lebenssonden: Roman (German Edition)
Sonden-Verhandlungsdelegation trat – allerdings um ein Mitglied dezimiert – am 8. Februar 2066 um 23:00 Uhr zu einer Krisensitzung zusammen. Der Vorsitzende Malagar informierte die Mitglieder umgehend über die Ereignisse des Abends. Als er fertig war, trat ein entsetztes Schweigen ein.
Nach einer Minute brach Mrs. Darvi das Schweigen. »Können wir die Beweise sehen, Herr Vorsitzender?«
»Es ist alles im Computer – abgelegt in der Datei mit dem Namen FÜNFTE SÄULE, Gida. Sie können es jederzeit nachprüfen. Jedoch sollte der Umstand, dass Boswani und seine Gefolgsleute die Asgard übernommen haben, Beweis genug sein.«
»Wie geht es nun weiter?«, fragte Vizebotschafter Kenzie.
Mrs. Meriweather nickte Brea zu, die den Funkverkehr auf den taktischen Kanälen der Flotte überwacht hatte.
»Der Zerstörer Gottmann ist längsseits gegangen und versperrt der Asgard den Weg, damit sie nicht in Richtung Erde beschleunigen kann. Die Luftpiraten haben gedroht, alle Passagiere zu töten, wenn die Marines das Schiff zu entern versuchen, doch sonst scheinen sie sich damit zu begnügen, die Pattsituation aufrechtzuerhalten.«
»Ich frage mich wieso?«, sinnierte Mr. Souvantavong.
Po Dua beugte sich vor und verschränkte die Hände vor sich auf dem Konferenztisch. »Ich mache mir weniger Sorgen wegen Boswani als über die Tatsache, dass die Sonde mit ihm kooperiert hat.« Er wandte sich an Kenzie. »Wie lautet dieser charmante amerikanische Ausdruck gleich noch mal, Robert? Das Spielen beider Enden gegen die Mitte?«
»Richtig«, sagte Malagar. »Wenn das hier vorbei ist, müssen wir die Beziehung zu unserem Besucher von den Sternen neu bewerten.«
»Wieso tun wir das nicht sofort?«, fragte Brea.
»Was denn, Mrs. Gallagher?«
»Wir fordern STELLVERTRETER auf, sich zu erklären.«
Jacques Villart hob eine Augenbraue und schaute sie fragend an. »Halten Sie das für klug?«
»Nicht nur für klug, sondern auch für geboten«, entgegnete Brea.
Mrs. Meriweather nickte. »Ich stimme mit ihr überein. Wir haben hier eine instabile Situation, die sich mit der Zeit vielleicht noch verschlechtert. Also können wir es uns in meinen Augen nicht leisten, mit der erneuten Befragung der Sonde zuzuwarten.«
Der Vorsitzende Malagar schaute in die Runde. »Ist jemand dagegen? Gut. Fahren Sie fort, Agusta.«
Mrs. Meriweather beugte sich nach vorn, drückte auf die Kommunikationstaste der Concordiate und ließ sich mit der Sonde verbinden. Der zentrale Holobildschirm des Raums zeigte sofort STELLVERTRETERs Projektion. »Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich habe diesen Anruf bereits erwartet.«
»Ach ja?«
»Natürlich, Agusta. Wir überwachen die Kommunikation der Flotte und sind über die neuen Probleme an Bord der Asgard informiert. Ich mache mir die größten Sorgen. Gibt es denn keine Hoffnung auf eine friedliche Lösung?«
»Das«, sagte Mrs. Meriweather mit einem eisigen Hauch in der Stimme, »hängt von Ihnen und Ihrem Meister ab.«
»Von uns?«, fragte STELLVERTRETER.
»SIND SIE SICH DER TATSACHE DENN NICHT BEWUSST, DASS SIE DIE URSACHE DIESER KRISE SIND?«, schrie Robert Kenzie.
»Wir sind uns dessen bewusst, Herr Botschafter. Wir bedauern es aufrichtig, dass die Dinge bis in die Nähe eines Kriegs eskaliert sind. Wir hatten gehofft, dass es uns gelingen würde, den panafrikanischen Botschafter durch Vernunft zu überzeugen.«
»Wir haben Boswanis Abschriften«, sagte Mrs. Meriweather. »Es war die Rede davon, Panafrika exklusive Rechte an einigen Schöpfer -Daten zu gewähren.«
»Nicht durch mich, Agusta. Der Botschafter nannte dies als eine seiner Bedingungen für die Kooperation bei der Überholung.«
»Sie haben aber auch nichts unternommen, um ihn zu entmutigen.«
Der kleine Mann im Holobildschirm zuckte die Achseln. »Seit der Ankunft in diesem Sternsystem habe ich zwei grundverschiedene menschliche Fraktionen entdeckt – die eine zugunsten meiner Anwesenheit, die andere dagegen. Sie können mir den Versuch kaum verübeln, die Opposition davon zu überzeugen, dass SONDE und ich nichts Böses im Schilde führen.«
»Sie hätten Boswani sofort melden müssen!«, sagte Malagar.
»Als ein Außenseiter bin ich nicht in der Position, jemanden zu brüskieren, Herr Vorsitzender. Das werden Sie sicher verstehen. Wenn ich dieses Komitee beleidigt habe, bitte ich untertänigst um Verzeihung. Ich bin mir bewusst, dass mein Fehler mich teuer zu stehen kommt. Ich werde nach bestem Wissen und Gewissen
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