Lebenssonden: Roman (German Edition)
andere Berufe – schon längst automatisiert worden. Boswani gab den Befehl, der eine spezielle Modifizierung aktivierte, die Oberst M’Buto in seinem Computer installiert hatte. Ein kleiner Schalter schloss sich, und an die empfindlichen Schaltkreise des Rechners wurde die volle Netzspannung angelegt. Es knisterte elektrisch und roch plötzlich nach verschmortem Kunststoff.
Boswani brachte die kleine Raketenpistole zum Vorschein, die er im Diplomatengepäck versteckt hatte, kontrollierte das Magazin auf volle Munitionierung und huschte dann in den Hauptgang. Er verbarg die Pistole in der Handfläche und schlenderte gemütlich zur Andockbucht der Concordiate . Er kam weniger als zwei Minuten dort an, nachdem er Oberst M’Butos Warnung erhalten hatte.
M’Buto stopfte gerade den schlaffen Körper des Marine-Wachtpostens in einen Raumanzug-Spind.
»Er ist doch nicht etwa tot, oder?«, fragte Boswani. Seine Stimme verriet die Mischung aus Aufregung und Besorgnis, die er verspürte, wo das Warten schließlich ein Ende hatte.
»Nein, Exzellenz«, antwortete M’Buto.
Boswani nickte. Sie hatten diese Phase der Operation lang und breit besprochen. Es war immer riskant, wenn man jemanden nur kampfunfähig machen und nicht töten wollte. Und es war noch einmal so riskant, wenn das ausgesuchte Opfer ein PE-Marine war. Aber ihre Flucht wurde durch den verständlichen Wunsch der UN-Behörden begünstigt, einen internationalen Zwischenfall zu vermeiden. Wenn sie einen Toten zurückließen, würde es Admiral Liu aber leichter fallen, den Abschuss ihres entführten Orbitalgleiters zu befehlen, bevor sie ihr Fluchtschiff erreichten. So aber würde der Admiral hin und her überlegen, bis es zu spät war.
M’Buto bewegte sich zum Notfall-Druckschott, das die Andockbucht vom Rest des Schiffs trennte. Er schloss die Luke und verriegelte sie. Nachdem er den Griff bis zum Anschlag gedreht hatte, stemmte er den Stiefel dagegen, stützte sich mit dem Rücken an einer Verstrebung ab und spannte jeden Muskel im Körper an. Mit einem lauten Knall sprang der Riegel aus der Führung.
»Das müsste sie aufhalten«, sagte M’Buto. »Sie werden nun einen Schneidbrenner brauchen, um hier reinzukommen.«
Die zwei Verschwörer zogen sich eilig Raumanzüge an und bewegten sich dann zur Luftschleuse, hinter der der Interorbit-Scooter der Concordiate schwebte. Botschafter Boswani vermochte sich ein hämisches Lachen nicht zu verkneifen, als sie sich auf dem Sattel des Scooters festschnallten.
»Exzellenz, sind Sie in Ordnung?«, ertönte M’Butos besorgte Stimme in den Ohrhörern.
»Mir geht es gut, Oberst«, antwortete Boswani. »Ich musste nur daran denken, was für ein Gesicht der arme Yaruanda gemacht hat, als Sie den Rundflug der Asgard als unseren Fluchtweg vorschlugen. Ich frage mich, wie es ihm wohl geht.«
M’Buto musste nun auch lachen. Der Gedanke an General M’ava Yaruanda und seine handverlesenen Söldner, die sich in den letzten beiden Wochen an Bord der Asgard wie wohlerzogene Buben verhalten hatten, war genau richtig, um die Spannung zu lösen. Er lachte noch immer, als er von der Andockkugel der Concordiate ablegte, den entfernten Stern im Fadenkreuz des Scooter-Fernrohrs ins Visier nahm, der das Passagierschiff war und das kleine chemische Raketentriebwerk zündete.
Auf Gedeih oder Verderb – die Würfel waren gefallen!
Enrique Malagar wollte gerade zu Bett gehen, als Mrs. Meriweather gegen seine Kabinentür hämmerte. Er war zwar ein wenig ungehalten, lauschte aber doch aufmerksam ihrer Zusammenfassung von Breas Ermittlungen. Als sie fertig war, war Malagar tief in Gedanken versunken und versuchte, die Weiterungen des panafrikanischen Komplotts in vollem Umfang zu erfassen.
Boswani und M’Buto würde man natürlich vor Gericht stellen müssen. Die panafrikanische Regierung würde eine Untersuchung durchführen müssen, um festzustellen, wie weit dieses Krebsgeschwür sich schon ausgebreitet hatte. Und falls die Pan-Afs sich weigerten, würden die Leute von Peace Enforcement wohl in ihren ersten richtigen Krieg ziehen müssen. Sie hatten an zahlreichen Polizeiaktionen in den letzten siebzig Jahren teilgenommen, aber es hatte noch keine souveräne Nation sich zu einem Kräftemessen mit den Vereinten Nationen entschieden. Bis jetzt. »Ich nehme an, dass Sie diese Behauptungen auch beweisen können«, murmelte er.
»Zeigen Sie sie ihm, Brea.«
Bevor sie und Agusta das Studierzimmer verließen, hatte Brea den
Weitere Kostenlose Bücher