Lebenssonden: Roman (German Edition)
Aufgabe widmete, die schon vor Tagen hätte erledigt werden müssen.
Stassel schaltete zu einer Kamera, die einen Knotenpunkt auf dem Alpha-Deck überwachte. Vor ihm erstreckte sich ein Stau von beachtlicher Länge. Fluchende Marines, die lange rote Zylinder schleppten, steckten in einer Menge von Zivilisten hoffnungslos fest. Stassel rief die Zentrale der Marines an.
»Larsen, Sie haben eine Blockade bei Alpha Siebzehn. Die Wissenschaftler, die durch Schleuse Drei geschleust werden, sind mit der Mannschaft ins Gehege gekommen, die zur Raketenbatterie Sechs unterwegs ist. Schicken Sie einen Trupp runter, der die Zivilisten zu Schleuse Vier umleitet. Halten Sie diesen Gang frei!«
»Verstanden, Major.«
Eine Minute später schossen sechs uniformierte Gestalten anmutig im freien Fall an der Kamera vorbei und trennten Zivilisten von Soldaten. Stassel schaute sich das für ein paar Sekunden an und hakte das Problem dann mental ab. Die Zeit war zu kurz und die Probleme zu viele, um sich mehr als ein paar Minuten mit jedem Einzelnen von ihnen zu befassen.
Der Computer summte, als er die virtuelle Begehung des Schiffs fortsetzte. Ein Mannschaftsdienstgrad schaute ihn mit fragendem Blick auf dem Schirm an.
»Ich bitte um Verzeihung wegen der Störung, Sir. Wir haben hier eine Zivilistin, die den Verkehr behindert. Sie kommt von der Concordiate und besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen. Sie widersetzt sich unserer Anordnung, das Schiff zu verlassen.«
Während der Marine noch sprach, ertönte eine vertraute Stimme im Hintergrund. »… nimm deine Hände von mir, du verdammtes Stinktier!«
Stassel grinste. »Schicken Sie sie zur Kontrolle rauf. Dann gehen Sie wieder an die Arbeit.«
»Jawohl, Sir.«
Brea Gallagher schwebte ein paar Minuten später durch die gepanzerte Luke der Feuerleitzentrale. Sie hangelte sich vorsichtig zu der Stelle, wo Stassel grinsend saß.
»Was ist so komisch?«, fragte sie gereizt.
»Nichts«, sagte er. »Ich freue mich nur, dich zu sehen.« Nun erschien auch ein Grinsen auf ihrem Gesicht. »Ich auch, Eric. Du bist böse auf mich, stimmt’s?«
»Nein, bin ich nicht.«
»Gut. Ich könnte es nämlich auch nicht ertragen. Ich musste dich einfach noch einmal sehen, bevor …« Sie senkte den Blick aufs Stahldeck.
Er streckte die Hand aus und hob ihr Kinn an, sodass sie ihn anschauen musste. »Schreib die Bernie noch nicht ab, Brea. Das alte Mädchen hat noch jede Menge Feuer.«
»Aber STELLVERTRETER sagt doch, dass sie zu sechst sind – einschließlich zweier Kreuzer.«
»Na und? Die Bernadotte schafft beide.«
Mit besorgtem Blick musterte Brea sein Gesicht. »Ist das auch die Wahrheit?«
»Nichts als die Wahrheit.«
»Dann wird es wohl Zeit für mich, dir etwas zu erzählen, Eric. Es wäre nicht richtig, dich in den Kampf ziehen zu lassen, ohne dass du es weißt.«
»Hat das etwas mit dir, Don Bailey und Angai Yahaya zu tun?«
Sie nickte.
»Unterstützt es unsere derzeitige taktische Lage?«
»Nein.«
»Dann will ich es auch nicht hören. So wie es im Moment aussieht, habe ich keine Beweise dafür, dass du oder Bailey irgendetwas verbrochen hättet. Ich würde es auch gern dabei belassen.«
Sie seufzte tief. »Danke.«
»Wofür?«, fragte er.
»Dass du so bist, wie du bist.« Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Mund. Danach sah Stassel, dass viele Köpfe sich wieder zu ihren Konsolen umdrehten. Er räusperte sich und setzte sich gerade hin.
»Wir scheinen die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Ich sollte lieber wieder an die Arbeit gehen, ehe der Admiral mich erwischt. Du kehrst zu dem Schiff zurück, mit dem du hergekommen bist, und verschwindest von hier.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann nicht. Ich muss Lisa suchen.«
»Sie ist schon evakuiert worden. Ich habe sie und Bailey vor über einer Stunde durch die Luftschleuse Fünf gehen sehen.«
» Bailey ?«
Er lächelte. »Du hattest mir eine Chance gegeben, es dir zu sagen. Admiral Liu ließ Bailey und Yahaya frei, als er auch der Gottmann befahl, die Asgard ziehen zu lassen.«
»Er hat Yahaya auch gehen lassen? Und Boswani und M’Buto? Ist das nicht gefährlich?«
Stassel zuckte die Achseln. »Sie werden nicht weit kommen. Das Direktorat bereitet schon Maßnahmen gegen die Johannesburger Regierung vor. Sie werden für eine Generation unter Kuratel der Vereinten Nationen gestellt oder zumindest so lange, bis wir jeden erwischt haben, der an dieser Sache beteiligt ist. Wenn Yahaya schuldig
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