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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Leben riskiert, während ich in Sicherheit bin.«
    »Woher hast du den?«, fragte er und zeigte auf den Raumanzug.
    Brea grinste und warf sich in Pose wie ein Mannequin auf dem Laufsteg. »Gefällt er dir? So ein netter Mann in der Waffenkammer hat ihn mir gegeben. Ich sagte ihm, dass du mir befohlen hättest, einen Anzug anzulegen.«
    Stassel deutete auf eine freie Konsole im Ring der Computerarbeitsplätze. »Wenn du schon hier mal bist, kannst du dich auch nützlich machen. Dieser grinsende Wikinger da unten ist Techniker Olaf Gruen von der UNS Konstantin Ziolkowski . Schnall dich an der Konsole neben ihm an und hilf ihm bei der Überwachung der Fernbereichs-Detektoren. Die Bedienung ähnelt den Geräten, die du auch bei deiner astronomischen Arbeit benutzt.«
    »Jawohl, Sir!«, sagte sie und entbot ihm diesen verunglückten Gruß, den sie der Marine-Wache abgeschaut hatte.
    »Und Brea …«
    »Ja, Eric?«
    »Diesmal befolgst du die Anordnungen!«
    »Ja, Eric«, sagte Brea mit gespielter Unterwürfigkeit.
    »Eine Nachricht geht von SONDE ein, Major«, meldete der Nachrichtenoffizier von einer nahen Konsole.
    »Legen Sie sie auf meinen Platz.«
    STELLVERTRETERs Alter Ego erschien auf dem Bildschirm. Die Projektion machte ein besorgtes Gesicht. »Haben Sie die unbekannten Schiffe schon geortet, Major Stassel?«
    »Noch nicht.«
    »Das hätte mich auch gewundert. Sie verwenden nämlich eine ziemlich effektive Radarunterdrückung. SONDE verfolgt es. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mir gestatten würden, Ihnen die Vektoren zu geben.«
    Stassel zögerte. Wie fast jeder an Bord hatte er in den vergangenen sechzehn Tagen Vertrauen zu SONDE gefasst. Die jüngsten Ereignisse hatten dieses Vertrauen jedoch wieder stark erschüttert. Dennoch bedeutete das Wissen, wo der Feind stand, manchmal schon die Vorentscheidung im Kampf.
    »Wir begrüßen jede Hilfe, die Sie uns zu leisten vermögen, STELLVERTRETER. Um uns zu vergewissern, auf wessen Seite Sie stehen, sollten wir aber vielleicht noch ein paar Dinge klären – zum Beispiel die Absicht dieser Schiffe da draußen.«
    »Ihre Absicht ist so offensichtlich wie nur irgendetwas. Sie wollen SONDE zerstören.«
    »Ich glaube nicht, dass sie es auf Ihre Vernichtung abgesehen haben«, sagte Stassel. »Vermutlich will man Sie kidnappen. Wenn Sie unter deren Kontrolle sind, wird man Sie als Geisel halten und die Vereinten Nationen mit Ihnen erpressen.«
    »Ich wünschte, dass Sie Recht hätten, Major Stassel. Wenn sie nämlich die Absicht hätten, mich zu ergreifen, hätten sie schon vor drei Stunden abbremsen müssen. SONDE beobachtet sie mit Argusaugen. Bisher haben sie aber keine Anstalten getroffen, zu verzögern.«
    Stassel meldete STELLVERTRETERs Hinweis an Admiral Liu. Der nickte nur. »Damit hatte ich schon gerechnet, Major. Weil es Boswani nicht gelungen ist, SONDE umzudrehen, hat er beschlossen, sie zu zerstören. Ich glaube, wir können uns STELLVERTRETERs uneingeschränkter Kooperation sicher sein. Bitten Sie ihn, die Positionen des Feindes an unsere Computer zu übermitteln.«
    Innerhalb von Sekunden änderte sich die Lagedarstellung. Nun waren außer den funkelnden grünen, blauen und goldenen Punkten, die die Flotte und die Sonde waren, noch sechs rot glühende Sterne vorhanden. Sie waren mit geometrischer Präzision angeordnet und hatten sich zu einem fast hunderttausend Kilometer langen Kreisbogen formiert. Die numerischen Daten neben jedem Symbol beseitigten alle Unklarheiten: Die Banditen standen in sich schneidenden hyperbolischen Orbits, wobei der Schnittpunkt die Position der Sonde war. So präzise waren die Vorhersagen, dass die Computer nicht einmal bei der dichtesten Annäherung eine orbitale Abweichung festzustellen vermochten. Aus einer Entfernung von einer Million Kilometern sah es wie ein Kollisionskurs für alle Beteiligten aus.
     
    Innerhalb einer halben Stunde hatte die Lage sich grundlegend geändert. Admiral Liu erteilte weiterhin Anweisungen aus dem Allerheiligsten . Das Personal in der Feuerleitzentrale übertrug seine Vorgaben in detaillierte Instruktionen für den taktischen Computer des Schiffs, der die Bernadotte manövrierte. Während der Computer tat wie geheißen, warteten dreihundert PE-Leute in Raumanzügen angespannt auf den Beginn der Kampfhandlungen.
    Die feindliche Flotte schien die Anwesenheit der zwei UN-Kriegsschiffe völlig zu ignorieren. Die Schiffe waren kein wie auch immer geartetes Ausweichmanöver geflogen und hatten nicht

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