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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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bedeckt.
    »Status-Check«, wiederholte sie.
    Wieder nur Schweigen.
    »Verdammt!«, murmelte sie. Sie hatte jedoch keine Zeit, sich Sorgen wegen des Schweigens des sturen Computers zu bedenken, denn in diesem Moment sah sie das Schiff.
    Es hatte Kugelform und wurde mit jeder Sekunde größer. Obwohl es grundsätzlich schwierig war, im Weltraum die Größe eines Objekts zu schätzen, war dies offensichtlich nicht die Jacht irgendeines »Krösus«. Vielmehr handelte es sich um das größte Raumfahrzeug, das Chryse jemals gesehen hatte.
    Jedoch war die Größe etwas, das sie nur teilweise zur Kenntnis nahm. Sie fiel kaum ins Gewicht angesichts der offensichtlichen Besonderheit des Schiffs – denn solange Menschen Raumschiffe gebaut hatten, waren sie auf einem Schweif aus Plasmafeuer geritten. Das Antriebsfeuer eines Raumfahrzeugs war so hell, dass es im ganzen Sonnensystem zu sehen war – oder demjenigen die Netzhaut verbrannte, der so unvorsichtig war, länger als für eine Sekunde darauf zu schauen. Aber der Neuankömmling verzögerte ohne jedes Anzeichen eines solchen Aufflackerns. Welche Werft auch immer dieses Schiff gebaut hatte – Chryse hätte darauf gewettet, dass der Ort nicht im Sonnensystem verzeichnet war.
    Es schien, dass die Menschheit ihren zweiten Besucher von den Sternen begrüßen durfte.
     
    Julius Gruenmeier schaute finster, als Achilles, der größte Asteroid in der führenden Gruppe der Trojaner, jenseits der Kuppel des Versorgungsboots immer größer wurde. Er sah, wie die Kuppeln, Beobachtungsinstrumente und Kommunikationsausrüstung des System-Instituts für die Förderung der Astronomischen Beobachtung – SIAAO – sich langsam über den zerklüfteten Horizont von Achilles erhoben. Das Achilles-Observatorium und sein Zwilling in den hinteren Trojanern schauten weiter in den Weltraum als jede andere Sternwarte im Sonnensystem. Wenn Achilles und Aeneas im Verbund arbeiteten, waren sie die Ankerpunkte einer 1,3 Milliarden Kilometer langen Grundlinie – weit genug, um Doppelsterne in der Andromeda-Galaxis in ihre einzelnen Komponenten zu trennen.
    Nicht, dass sie in der Lage wären, diese Fähigkeit noch lang aufrechtzuerhalten. Gruenmeier kam in seiner Eigenschaft als Betriebsleiter von Achilles gerade von einer Besprechung mit dem SIAAO-Rechnungsführer zurück. Der Anlass war die jährliche Reise des Rechnungsführers zur Erde, und das Thema war – das Betriebsbudget für das nächste Jahr. Die Nachricht war schlecht.
    Es war zwar allgemein bekannt, dass das Institut in den letzten Jahren ein paar unkluge Investitionen getätigt hatte, doch außerhalb des Treuhandausschusses hatte bisher niemand gewusst, wie schlecht es wirklich um die Finanzen stand. Nun wusste es jeder. Die Betriebsbudgets sollten für drei Jahre drastisch verringert und in diesem Zeitraum sollten die Finanzen des Instituts konsolidiert werden. Die Einschnitte waren aber so tief, dass Gruenmeier einfach nicht wusste, wie er den gleichzeitigen Betrieb von Achilles und Aeneas aufrechterhalten sollte.
    Er suchte noch immer nach einer Möglichkeit, die Ausgaben deutlich zu reduzieren, ohne wichtige Instrumente stillzulegen, als das Versorgungsboot in die Luftschleuse Nummer drei der Hauptkuppel einflog. Gruenmeier dankte geistesabwesend den zwei jungen Piloten des Bootes, löste die Sicherheitsgurte und zog sich dann sich zur sarggroßen Luftschleuse mittschiffs. Weil das Terminal sich innerhalb der Kuppel befand, musste er keinen Raumanzug anlegen. Er verließ das Schiff, ergriff eine der Führungsleinen, die sich wie ein Spinnennetz durchs Terminaldeck zogen, und hangelte sich zur Passagier-Lounge.
    Dort wurde er von seiner Assistentin Chala Arnam empfangen. Arnam war eine charismatische Frau Mitte vierzig – eine recht gute Neutrino-Astronomin und die beste Verwaltungs-Assistentin, die er jemals gehabt hatte. Er baute sie als Nachfolgerin im Amt des Institutsleiters auf, denn der Tag war bereits abzusehen, an dem die Treuhänder ihn zum Rücktritt zwangen. Er hoffte, dass er ihr überhaupt noch etwas zu hinterlassen vermochte, wenn die Zeit kam.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
    »Nicht gut, Chala.«
    »Wie schlimm ist es?«
    Er seufzte. »Sehr schlimm. Sie begnügen sich diesmal nicht mit leichten Einschnitten. Nun geht es ans Eingemachte.«
    »Werden wir kämpfen?«
    »Wie denn?«
    »Wir könnten direkt an die Treuhänder appellieren.«
    »Simonson hat das auch schon vorgeschlagen. Aber Sie und ich wissen, dass

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