Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
Stutzens inmitten der fremdartigen Ausrüstungsgegenstände.
    »Riesig, nicht wahr?«, murmelte sie laut.
    »Ungültiges Programm. Bitte wiederholen«, antwortete der Computer.
    »Ignorieren«, sagte Chryse geistesabwesend. Ihr Blick fiel plötzlich auf einen hellen, sternenartigen Punkt im Würfel. »Zentrieren auf Koordinaten X-Drei, Y-Fünf, Z-Zwei. Die Ansicht hundertfach vergrößern.«
    »Bestätigung.«
    Die Ansicht verschob sich und wurde immer größer, bis der Lichtpunkt schließlich zu einem Raumfahrzeug aufgelöst wurde, dessen Rumpf das Sonnenlicht direkt auf die Kameralinse reflektierte. Das Schiff war ein Modell, das im Sonnensystem seit fast drei Jahrhunderten nicht mehr gesichtet worden war.
    »Wollen doch mal sehen, wo die Reise hingeht. Das Ziel in Echtzeit zeigen.«
    »Bestätigt.«
    Zuerst schien die Ansicht unverändert, nur dass der Lichtpunkt nun verschwunden war und die Sonde durch den Sichtwinkel perspektivisch ziemlich stark verzerrt wurde. Das Ausflugsboot näherte sich der Hauptachse der Sonde in einem Winkel von dreißig Grad, wobei die Steuer-Sphäre näher war als die Antriebs-Sphäre. Chryse verlangte eine Nahansicht.
    Die Ehrfurcht einflößende Maschine, die sie noch vor ein paar Sekunden in ihrer ganzen Pracht gesehen hatte, war nun nicht mehr heil und am Stück. Wie die Schulkinder mit als Erstes lernten, war die Sonde dem größten Verrat in der Geschichte der Menschheit zum Opfer gefallen. Chryse starrte auf das Wrack im Holowürfel und verspürte einen Anflug von Bedauern wegen der Tat ihrer Leute.
    Die Anzeichen der Katastrophe waren überall und nicht zu übersehen. In der Seite der Steuersektion-Sphäre klaffte ein Loch, als ob sie von einer riesigen Faust zertrümmert worden wäre. Auf der anderen Seite der Einschlagstelle war die Sphäre stark ausgebeult und bis zum Bersten gedehnt. Weite Bereiche der Innenstruktur waren in einer gewaltigen Explosion verdampft, und ein Gewirr aus verbogenen Trägern – durch die Wucht der Explosion bizarr deformiert – verlieh dem Spiel von Licht und Schatten in der Sonde eine geradezu surreale Anmutung.
    Chryse schluckte. »Ich hatte keine Ahnung«, sagte sie. Jetzt erst wurde sie sich bewusst, dass sie den Atem angehalten hatte.
     
    Wie es schien, war nicht jeder über die Entdeckung des außerirdischen Raumfahrzeugs am Rand des Sonnensystems glücklich gewesen. Die größten Bedenken waren von den eben erst industrialisierten Nationen der südlichen Hemisphäre geäußert worden, die die Sonde und ihre Wissensladung als Bedrohung ihrer mühsam erkämpften Gleichberechtigung betrachteten. Man glaubte, dass die älteren, schon länger industrialisierten Nationen des Nordens besser aufgestellt wären, um das in der Sonde enthaltene fortgeschrittene Wissen zu verwerten. Die Nation, die als Oppositionsführer in Erscheinung trat, war die Panafrikanische Föderation.
    Der Kampf war zunächst rein politisch gewesen. Eine Resolution, die die Sonde im System willkommen hieß, wurde von der Generalversammlung der alten Vereinten Nationen angenommen. Die Panafrikaner und ihre Verbündeten kämpften geschickt dagegen, doch als es dann zur Abstimmung kam, gerieten die Südländer auf die Verliererstraße. Mit einer denkbar knappen Mehrheit wurde die Resolution angenommen. Fünf Monate später ging die Sonde in eine Parkbahn um die Sonne.
    Sofort fanden Verhandlungen zwischen der Sonde und den Vereinten Nationen statt. Dabei waren viele heikle Punkte bezüglich der Überholung der Sonde und des Austauschs von Wissen zu klären. Vor einem Vertragsschluss mussten beide Seiten viel lernen. Um die Verhandlungen zu beschleunigen, musste die Sonde einen Teil ihrer Schaltkreise abspalten, um eine eigenständige Persönlichkeit daraus zu formen. Diese neue Persönlichkeit, die die Sonde STELLVERTRETER nannte, sollte als Mittler zwischen der Sonde und ihren Gastgebern auftreten.
    Kurz nach der Ankunft der Sonde im Sonnensystem griffen sechs panafrikanische Kriegsschiffe den ersten Besucher der Menschheit von den Sternen an. Sie wurden von zwei Kriegsschiffen der Vereinten Nationen und der Sonde selbst in Empfang genommen. Alle sechs Angreifer wurden in einem schweren Gefecht vernichtet – doch nicht bevor es ihnen gelungen war, eine Waffe ins Ziel zu bringen, gegen die kein Kraut gewachsen war.
    Nicht erst im vierundzwanzigsten, sondern auch schon im einundzwanzigsten Jahrhundert wurden Raumschiffe von winzigen Schwarzen Löchern aus Antimaterie

Weitere Kostenlose Bücher