Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
angetrieben, die auch als I-Massen bekannt waren. Die menschliche Zivilisation war auf die grenzenlose Energie gegründet, die sie bereitstellten. Sie erhellten die Städte der Menschen, schmolzen ihre Erze und trieben ihre Raumschiffe an. Und als die panafrikanischen Kriegsschiffe die Sonde angriffen, wurden sie zum ersten Mal als tödliche Waffen eingesetzt.
    Die angreifenden Schiffe näherten sich dem Schlachtfeld mit großer Sorgfalt und schlugen einen präzisen Kurs in Richtung der Sonde ein. Obwohl alle Angreifer zerstört wurden, bevor sie das Ziel zu erreichen vermochten, geriet die Sonde in den Brennpunkt von sechs konvergierenden I-Massen.
    Zwei erreichten ihr Ziel.
    Die primäre Sonden-Persönlichkeit wurde zerstört, doch STELLVERTRETER – der am Ende eines der langen Sensorträger untergebracht war – überlebte. Trotzdem schien der uralte Traum der Schöpfer zunichte gemacht. Angesichts der Schäden hatte STELLVERTRETER keine Hoffnung mehr, die FTL-Zivilisation bei Procyon zu erreichen. Und noch schlimmer: Der Einschlag der I-Massen hatte alle Aufzeichnungen der Schöpfer zerstört. Die überlebende Sonden-Persönlichkeit hatte nicht die geringste Ahnung von ihren Erbauern, ihrer Geschichte, Sprache oder der Koordinaten ihres Sterns im Weltraum.
    In dieser Situation war eine aus der Not geborene Vereinbarung zustande gekommen. Weil STELLVERTRETER das Geheimnis von FTL für die Schöpfer lüften musste und weil die Menschheit das Schöpfer -Wissen brauchte, das den Angriff überlebt hatte, erklärten beide Parteien sich bereit, sich gegenseitig zu helfen. Die Vereinten Nationen verpflichteten sich zum Bau eines unterlichtschnellen Sternenschiffs mit einer Besatzung von zehntausend Mann. Nach Fertigstellung des Schiffs sollten die Schaltungen, die STELLVERTRETER beherbergten, an Bord genommen werden und das Schiff zum jahrhundertelangen Flug nach Procyon aufbrechen. Im Gegenzug verpflichtete sich STELLVERTRETER, seine riesige Wissensbibliothek zu teilen.
    Die Procyon-Mission wurde Anfang 2096 gestartet. Vorgesehen waren ein Jahrhundert für den Flug selbst und ein Jahrzehnt für die Verhandlungen, die die Crew mit welcher einheimischen Rasse auch immer, die sie entdeckte, über das FTL-Geheimnis führen sollte. Die Rückkehr der Expedition zum Sonnensystem (per FTL-Sternenschiff) war spätestens für 2205 geplant.
    Sie waren nun seit 183 Jahren überfällig.

32
     
    »Ich will es mit eigenen Augen sehen.«
    »Sie sehen die Projektion doch mit eigenen Augen, Miss Haller.«
    »Nein, ich meine draußen . Ich will es berühren, seine Substanz fühlen, um mich zu vergewissern!«
    »Das ist zu gefährlich. Sie könnten sich verletzen.«
    Chryse zuckte die Achseln. »Du wirst meine Lebenszeichen kontrollieren. Wenn ich Probleme bekomme, kannst du meinen Anzug per Fernbedienung zurückholen.«
    »Ich rate dennoch von diesem unnötigen Risiko ab.«
    »Das ganze Leben ist ein unnötiges Risiko.« Chryse schnallte sich vom Pilotensitz los und richtete sich nach dem schmalen Durchgang des Ausflugsschiffs aus. »Ich gehe.«
    Sie legte den Anzug an und ließ vom Computer eine komplette Telemetrieprüfung bei sich durchführen, bevor sie die Luftschleuse betrat. Wie alles andere in Bezug auf Henning’s Roost war auch der Anzug der beste, den man für Geld kaufen konnte. Sein Luftrecyclingsystem hatte eine Betriebsdauer von einer Woche oder länger, die Wassertanks und pharmazeutischen Depots waren gefüllt und durch die äußere Armierung war er praktisch unverwüstlich. Im Notfall wäre sie im Stande, das Schiff zu Hilfe zu rufen, eine Nachricht an die Erde übermitteln zu lassen und auf die Ankunft des Rettungsschiffs zu warten. Es wäre zwar nicht sehr komfortabel, aber allemal sicher.
    Nach dem Verlassen der Luftschleuse düste sie die zweihundert Meter durch den Leerraum, die das Ausflugsboot von der Sonde trennten und landete auf dem Außenrahmen. Über ihr loderte die Sonne heißer als am heißesten Tag, der im Death Valley jemals registriert worden war. Die Träger unter ihren Stiefeln reflektierten das Licht mit einem matten metallischen Glanz.
    Wenn die Sonde vom Steuerstand des Ausflugsboots schon groß erschienen war, dann wirkte sie von der Warte des Außenrahmens der beschädigten Steuersphäre riesig . Chryse Haller ergriff einen Querträger und schlang sorgfältig eine Sicherungsleine um einen Vorsprung. Sie ließ den Blick über die weite Wölbung schweifen und zitterte, als sie sich plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher