Lebenssonden: Roman (German Edition)
Maschinenräumen durchgekämpft, an strategisch wichtigen Stellen Sprengladungen platziert und das Schiff manövrierunfähig gemacht, ohne jedoch die unbezahlbaren Sternenantriebsgeneratoren zu beschädigen. Dann wäre es ein Leichtes gewesen, weitere Entermannschaften zur nunmehr bewegungsunfähigen Procyon’s Promise zu schicken und die vollständige Kontrolle über das Sternenschiff zu übernehmen.
Irgendetwas war schief gegangen. Irgendetwas hatte das Misstrauen der Alphaner erregt, bevor sie den Shuttle noch an Bord genommen hatten. Sie hatten dem Angreifer befohlen, Abstand zu halten. Wegen der Lageänderung hatte der Shuttlepilot den Alternativplan in Kraft gesetzt und ein paar eigens dafür entwickelte Raketen aus kürzester Distanz abgefeuert.
Nach dem Anbringen der Haftminen hätte die logische Option der Alphaner eigentlich darin bestehen müssen, ehrenvoll zu kapitulieren. Sie hatten nichts dergleichen getan. Stattdessen drohten sie nun damit, sich selbst zu vernichten, wenn ein Solarier-Schiff ihnen zu nahe käme. Henri Duval glaubte nicht, dass sie blufften.
»Zeigen Sie mir die Procyon’s Promise in Nahaufnahme«, knurrte er. Die Bildschirmansicht änderte sich und zeigte das Sternenschiff der Alphaner aus der Perspektive der Telekameras an Bord der Sentinel. Duval studierte die im Zwielicht liegende Sphäre für eine Weile. Er wollte schon eine noch detaillierte Ansicht anfordern, als die Status-Anzeige flackerte und verlosch. Die Deckenbeleuchtung ging auch aus, und es wurde finster im Konferenzraum. Einen Moment später wurde die Notbeleuchtung eingeschaltet. Duval hörte aufgeregte Stimmen aus der Operationszentrale nebenan.
»Sehen Sie nach, was dort vorgeht!«, sagte er.
Einer seiner Assistenten lief zur Tür des Konferenzraums und schob sie auf. Zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert war die Operationszentrale außer dem Schein der Notbeleuchtung dunkel. Waffenoffiziere saßen über ihre Konsolen gebeugt und versuchten verzweifelt, wieder eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen.
»Wir scheinen einen kompletten Stromausfall zu haben«, meldete der Assistent.
»Das gesamte Hauptquartier ist davon betroffen, Sir«, meldete eine andere Stimme hinter Duval. Der Sprecher war Duvals Notfallkommunikationsassistent, der den Aktenkoffer mit dem traditionellen roten Telefon trug. Der Offizier hatte den Koffer geöffnet und übermittelte fast im gleichen Moment Statusmeldungen, als das Licht ausging. »Verbindung unterbrochen … Notstromkreise fallen immer wieder aus … der Großrechner scheint ausgefallen zu sein …« Der Kofferträger verstummte plötzlich mit verwirrtem Blick.
»Was ist los?«, fragte Duval unwirsch.
Er zog langsam den Ohrhörer heraus, über den er gelauscht hatte und starrte ihn an, als ob er sich seiner Funktionsfähigkeit vergewissern wollte. Sein normalerweise dunkler Teint war unter der Notbeleuchtung ergraut. Er schaute auf den Vorsitzenden und schluckte. »Eine Frau ist eben in meine Schaltung eingedrungen, Sir. Sie möchte mit Ihnen persönlich sprechen.«
»Das ist unmöglich! Niemand weiß, dass ich hier bin!«
»Ja, Sir.« Der Nachrichtenoffizier stöpselte den Ohrhörer wieder ein und lauschte noch für paar Sekunden konzentriert. Er schaute zu Duval auf. »Sie will immer noch mit Ihnen, sprechen, Sir. Sie sagt, ihr Name sei PROM. Sie will wissen, ob Sie nun zur Kapitulation bereit seien.«
Robert Braedon ging im Zimmer auf und ab, in dem Chryse Haller ihn früher am Nachmittag einquartiert hatte, und dachte über die veränderte Lage nach. Statt dienstbarer Geister, die ihm eilfertig jeden Wunsch erfüllten, war er nun von bewaffneten Gemeinschafts -Soldaten umgeben. Ein Feldwebel stand in der offenen Tür und beobachtete ihn, wie ein Falke eine Maus fixiert, während zwei einfache Soldaten auf dem Flur herumliefen. Alle waren höflich, aber ihre Hände entfernten sich nie weit von ihren Waffen.
Nach dem wenigen, was Braedon nach seiner schändlichen Festnahme gehört hatte, war die Einnahme von Moose Hills wie ein generalstabsmäßig geplantes Manöver abgelaufen, das es auch war. Marines hatten das Haupthaus weniger als eine Minute nach dem ersten Alarm erreicht. Nach zehn Minuten herrschte wieder Stille außer dem entfernten Zischen von Fallschirmjägern, die auf dem Anwesen patrouillierten.
Er und die anderen, die in Chryse Hallers Studierzimmer verhaftet worden waren, wurden schnell getrennt und in Einzelhaft genommen. In den nächsten
Weitere Kostenlose Bücher