Lebenssonden: Roman (German Edition)
Gastgebers sich so radikal geändert, seit meine Vorfahren die Erde verließen?«
»Sparen Sie sich den Protest!«, blaffte der Vorsitzende. »Berater Vischenko wird Sie über die neuesten Ereignisse in Kenntnis setzen. Danach können wir vielleicht reden und einen Ausweg aus diesem Dilemma suchen. Fahren Sie fort, Sergei!«
Vischenko versicherte Braedon zuerst, dass sein Schiff und die Besatzung ungefährdet seien, und erzählte ihm dann vom misslungenen Angriff auf die Procyon’s Promise und die Folgen. Braedon, dessen Herz bei der Erwähnung eines Angriffs gestockt hatte, hörte sich die Geschichte ohne sichtliche Regung an. Als offensichtlich wurde, dass Vischenko seine Litanei beendet hatte, sagte Braedon:
»Wollen Sie damit sagen, dass PROM etwas mit dem Ausfall Ihres Computernetzes zu tun hat?«
»Das wissen Sie doch verdammt genau«, erwiderte Duval hitzig. »Sie hat alle Datenbanken geschlossen und unsere bedingungslose Kapitulation gefordert. Ich selbst habe mit ihr gesprochen.«
Chryse hatte Vischenkos Wiedergabe der Ereignisse des vorigen Abends immer interessierter zugehört. Plötzlich ergab Terras Geschichte mit dem Ersatzspeicherkristall viel mehr Sinn. Offensichtlich hatte PROM die Gelegenheit von Terras Besuch in den Datenbanken von San Francisco genutzt, um das irdische Computernetz zu infiltrieren. Als sie einmal im Netz drin war, hatte sie die Kontrolle über alle Datenbanken übernommen und dann auf den richtigen Moment gewartet, um der Gemeinschaft ihre Stärke zu demonstrieren. Chryse war so gespannt auf die Weiterungen von PROMs Husarenstück, dass sie fast Duvals nächste Äußerung überhörte.
»In diesem Moment, Kapitän Braedon, hegen Sie zweifellos einen Groll gegen uns wegen der Aktion, die wir gestern Abend versuchten. Bevor Sie jedoch zu streng mit uns ins Gericht gehen, schlage ich vor, dass Sie sich erst einmal unsere Motive anhören.« Dann erläuterte Duval in allen Einzelheiten die Befürchtung der Gemeinschaft , dass eine interstellare Expedition mit dem Ziel, die Schöpfer -Sonne zu finden, die Gefahr eines Zusammenstoßes mit feindlichen Aliens heraufbeschwören würde – was wiederum den Verlust des Geheimnisses des Sternenantriebs zur Folge haben könnte. »… und wenn eine außerirdische Spezies die FTL-Technologie erst einmal besitzt, werden sie in ein paar Jahrzehnten die Signatur der Expedition hierher zur Erde zurückverfolgen.«
»Sind Sie nicht ein wenig paranoid?«, fragte Braedon.
»Natürlich ist er das, aber diesen Charakterzug hat er schließlich mit allen Menschen gemeinsam«, ertönte eine Stimme im Holowürfel in der Mitte des Saals.
Alle Blicke richteten sich auf ihn. Eine einsame Gestalt saß dort, wo vor ein paar Sekunden noch bunte Schlieren gewabert hatten. Die Gestalt war eine Frau unbestimmten Alters. Zwei intelligente Augen schauten sie kühl an, während volle Lippen im Ausdruck leichter Missbilligung geschürzt waren. Die Abbildung schien die Gesichter der schockierten Menschen abzutasten und sagte:
»Vor dreihundert Jahren, meine Herren und Dame, haben Ihre Vorfahren in eine verbindliche Vereinbarung mit meinen Vorfahren eingewilligt. Es wurde vereinbart, dass als Gegenleistung für die Daten im Besitz der Sonde die Menschen das Geheimnis des überlichtschnellen Reisens ergründeten und diese Kenntnisse denjenigen überbringen sollten, die die Sonde erbauten. Mit dem Angriff auf die Procyon’s Promise vor ein paar Stunden hat die menschliche Zentralregierung bewiesen, dass sie nicht bereit ist, Das Versprechen zu erfüllen. Deshalb hatte ich keine Wahl, als das wieder in Besitz zu nehmen, was mein Vorfahr Ihrer Spezies in gutem Glauben zur Verfügung stellte.«
PROM musterte Henri Duval für eine Weile, wie ein Lehrer ein unartiges Kind anschaut. »Gerade eben, Vorsitzender, versuchten Sie Ihren Verrat damit zu rechtfertigen, indem Sie die Ängste thematisierten, die der Vertrag bei Ihnen verursachte. Nun ist die Zeit gekommen, da ich von meinen Ängsten und denen meines Vorfahren STELLVERTRETER sprechen muss.
Offensichtlich wollen Sie das Wissen um den FTL-Flug nicht ganz unterdrücken. Sonst hätten Sie die Procyon’s Promise nämlich völlig zerstört und sie nicht zu kapern versucht. Genauso wenig hätte der Erste Offizier der Promise Ihren Plan zu vereiteln vermocht, indem er mit der Selbstzerstörung des Schiffs drohte. Weil es Ihnen also nicht um die Zerstörung der Procyon’s Promise ging, nehme ich an, dass Sie insgeheim
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