Lebenssonden: Roman (German Edition)

die Absicht verfolgen, ein menschliches Sternenreich zu gründen. Sie müssen nur den Systemen fernbleiben, die technologisch fortgeschrittene Arten enthalten, um eine Gefahr von dieser Seite auszuschließen. Eine ›Quarantäne‹ Ihrer Konkurrenten würde Sie in die Lage versetzen, das Universum ungehindert zu durchstreifen und jede unbewohnte Welt in Besitz zu nehmen, die Sie finden.
    Sie sollten jedoch wissen, Vorsitzender Duval, dass die Macht, die aus dem Besitz des Sternenantriebs entspringt, viel größer ist, als ein Mensch sich vielleicht vorzustellen vermag. Jeder Versuch, diese Macht allein zugunsten des Homo sapiens auszuüben, wird in eine Katastrophe münden. Denn ein menschliches Sternenreich würde das gleiche Schicksal wie alle Ihre vorherigen Reiche erleiden. Der Tag würde kommen, wo konkurrierende Gruppen ihre Differenzen nicht mehr friedlich beilegen. Es würde Krieg geben unter den Sternen, und das Endergebnis wäre die totale Vernichtung Ihrer Rasse. Offen gesagt, wenn Sie sich selbst ausrotten würden, wäre das zwar eine Tragödie, aber bei weitem nicht das Schlimmste, was dem Universum widerfahren könnte.
    Solange Sie sich nämlich im alleinigen Besitz des Sternenantriebs befinden, sind Sie eine Gefahr – nicht nur für sich selbst, sondern auch für jede andere intelligente Spezies in dieser Galaxis!«

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    Die Erwiderung auf PROMs Ausführungen war ein längeres lähmendes Schweigen.
    »Sie belieben zu scherzen, PROM! Es gibt Rassen in dieser Galaxis, die schon zivilisiert waren, als unsere Vorfahren noch auf Bäumen lebten.«
    PROM schüttelte langsam und bedächtig den Kopf. »Die Zeitdauer, in der eine Rasse zivilisiert ist, hat keine Auswirkung auf das Problem. Jeder, der die Möglichkeit hat, schneller zu reisen als das Licht, hat einen enormen Vorteil gegenüber jedem, der dazu nicht in der Lage ist. Der Sternenantrieb ist die wohl stärkste Waffe, die jemals ersonnen wurde.«
    Bei der Erwähnung des Worts »Waffe« wurde Admiral Smithson hellhörig. »Die Alphaner sagten uns doch, dass die Procyon’s Promise unbewaffnet sei.«
    »Die Waffe, von der ich spreche, Admiral, ist der Physik des Sternenantriebs innewohnend. Ein Schiff fällt mit kaum weniger als Lichtgeschwindigkeit aus dem Überlichtraum ins Normaluniversum zurück. Bedenken Sie die Wirkung, wenn ein solches Schiff eine große Masse – oder gar eine I-Masse – auf einen bewohnten Planeten abschießt.«
    Smithson ließ sich das Problem für ein paar Sekunden durch den Kopf gehen und bewegte stumm kalkulierend die Lippen. Als er fertig war, richtete er den Blick wieder auf die Gestalt im Holowürfel. Sein Ausdruck war eine Mischung aus Überraschung und Entsetzen. »Der Einschlag würde die Erde in zwei Hälften spalten!
    Zumindest würde er bewirken, dass eine beträchtliche Menge Magma über die Mondoberfläche verteilt wird. Und er würde sicher alles Leben auf der Erde töten. Schlimmer als die reine Zerstörungskraft eines solchen Angriffs wäre aber der Umstand, dass es die Opfer ohne Vorwarnung treffen würde. Ein Sternenschiff kann ins Normaluniversum zurückfallen, seine tödliche Ladung freisetzen und wäre längst wieder verschwunden, wenn die lokalen Detektoren die Photonen seiner Signatur registrieren. Solch ein Schiff könnte von einem System zum anderen wandern, nach Belieben Planeten vernichten und darauf vertrauen, dass die Nachricht über seine Verwüstungen es niemals einholen würde.«
    Duval wandte sich an den Holowürfel: »Wenn der Sternenantrieb so gefährlich ist, wieso hat der ursprüngliche STELLVERTRETER uns überhaupt gebeten, Pathfinder zu bauen?«
    »Ihre Spezies wurde aus dem denkbar besten Grund angeworben, den Schöpfern zu helfen. STELLVERTRETER hatte keine andere Wahl. Außerdem hatte mein Vorfahr die begründete Erwartung, eine sternenreisende Zivilisation in Procyon zu finden. Die Gefahr für Sie selbst und für die Galaxis als Ganzes wird erheblich verringert, wenn das Geheimnis des Sternenflugs von vielen Spezies geteilt wird. Es herrscht dann sozusagen ein Gleichgewicht der Kräfte.«
    »Aber wir teilen das Geheimnis doch schon!«, rief Braedon. »Was ist mit den Sternenreisenden?«
    »Leider wissen wir nicht, wohin die Sternenreisenden gegangen sind, Robert. Ihr Heimatsystem kann so nah wie Proxima Centauri sein oder so fern wie die Andromeda-Galaxis. Die Menschheit kann schon seit einer Million Jahren ausgestorben sein, bevor wieder ein außerirdisches Schiff dort