Lebenssonden: Roman (German Edition)
seine Frau verließ, um das Abenteuer zwischen den Sternen zu suchen.
Als Braedon sich eine Stunde später wieder in die Arbeit stürzte, erholte die Besatzung sich allmählich von ihrem Schock. Er hatte sich einen Weg durch den überfüllten Durchgang zur Schadenskontroll-Zentrale gebahnt, wo ein hektischer Schadenskontroll-Offizier an einer Schalttafel – deren Beleuchtung ausgefallen war – saß und mit einem Walkie-Talkie die Reparaturanstrengungen zu koordinieren versuchte.
Der Offizier, ein Leutnant Mo’anda, sprang hastig auf, als Braedon hereinkam.
»Setzen Sie sich um Himmels willen wieder hin und gehen Sie an die Arbeit!« Braedon skizzierte die Situation, die er vorn festgestellt hatte, und sagte Mo’anda, er solle eine tragbare Luftschleuse aufstellen lassen, um den Gang direkt vor dem Druckschott abzudichten. »Beeilen Sie sich«, forderte er zum Schluss den bulligen Schadenskontroll-Offizier auf. »Es gibt da drin vielleicht noch Überlebende, denen die Luft knapp wird.«
»Überlebende, Sir?«, fragte Mo’anda. »Bei der zerstörten Sichtkuppel?«
Braedon verspürte einen Anflug von Wut. »Ich weiß, dass es unwahrscheinlich ist, verdammt, aber es ist immerhin möglich! Ein paar von diesen Instrumentenschränken sind luftdicht. Wenn die armen Kerle eine Vorwarnzeit hatten, haben ein paar vielleicht die Geistesgegenwart gehabt, sich dort hineinzuretten. Schauen Sie überall nach, haben Sie verstanden?«
»Jawohl, Sir. Ich werde innerhalb von fünf Minuten ein Team dort haben.«
Braedon wartete die Entsendung des Aufräumtrupps nicht ab. Stattdessen machte er sich auf den Weg zur Abteilung, die PROMs Hauptprozessoren beherbergte. Als er dort ankam, sah er, dass eine Gruppe von Raumfahrern die zwei Meter dicke Panzerstahlhülle aufschnitt, die sowohl PROM selbst als auch ihre elementare Mechanik schützte. »Wie sieht’s aus, Gomez?«
Der zweite Ingenieur schaute beim Klang von Braedons Stimme kurz auf und fuhr dann damit fort, den Stahl sorgfältig mit dem Plasma-Schneidbrenner zu bearbeiten. Weil PROMs Hauptprozessoren wartungsfrei waren, hatten die Ingenieure bei der Konzeption des Bunkers auch keinen Grund gesehen, eine Zugangsluke einzuplanen. »Wir sind fast durch den Mantel durch, Kommodore. Es ist uns gelungen, einen Abzweig von der Hauptleitung zu legen. Wir wissen nun, dass PROM noch Saft aus der Notstromversorgung zieht. Ich glaube, die Chancen stehen gut, dass sie da drin überlebt hat.«
»Hoffentlich haben Sie Recht. Dringen Sie möglichst schnell zu ihr vor. Sie denkt so viel schneller als wir, dass eine Stunde Bewusstlosigkeit sie vielleicht aus dem seelischen Gleichgewicht bringt.«
»Ich arbeite so schnell ich kann, Sir, aber ein falscher Schnitt könnte ihr Gehirn durchtrennen.«
»Tun Sie Ihr Bestes.«
»Jawohl, Sir.«
Braedons nächster Halt war die Technik. Der stellvertretende Chefingenieur Chou hatte Reickerts Büro übernommen. Braedon stand vor dem klaffenden Loch, wo zuvor die Panzerglaswand gewesen war, und schaute nach unten in die Sternenantriebs-Abteilung. »Teilen Sie mir die schlechten Nachrichten mit, Chou.«
»Es waren definitiv die Parallelschaltungen, Sir«, sagte Reickerts Assistent. »Eine der Komponenten, die wir nach dem Brand Anfang des Jahres ersetzten, war fehlerhaft. Ich glaube, wir hatten sie überstürzt installiert. Meine Abteilung wird die volle Verantwortung für diesen Fehler übernehmen.«
»Ich bin mehr an der Reparatur des Schiffs als an der Klärung der Schuldfrage interessiert, Chou. Wie lange werden die Reparaturen dauern?«
»Vorausgesetzt, dass wir es reparieren können …«
»Bestehen diesbezüglich irgendwelche Zweifel?«
»Eigentlich nicht, Sir. Im Grunde ist der Antrieb noch erstaunlich gut in Schuss, wenn man bedenkt, dass wir ihn ohne weiteres hätten zerstören können. Die Primärspulen haben es gut überstanden. Die sekundären sind stellenweise verschmort, aber noch funktionsfähig. Ich schätze, dass es mindestens ein paar Wochen dauern wird, um die Ersatzteile heranzuschaffen und die Anlage neu zu kalibrieren.«
»Wie steht’s mit den anderen Reparaturen?«
»Chief Hanada meldet, dass seine Leute die künstliche Schwerkraft in einer Stunde wiederhergestellt haben werden. Die anderen Schäden werden warten müssen, bis ich ein paar Leute freimachen kann. Wir haben ein paar Rumpfplatten provisorisch geflickt, die bei der Umpolung der Gravitation gesprungen sind. Außerdem sind ein paar Generatoren
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