Lebenssonden: Roman (German Edition)
Ordnung. Was schwebt Ihnen also vor, Eric?«
»Ein Essen und anschließend Tanzen im Earthview Room . Man tanzt doch auf Ceres, oder?«
Brea schüttelte den Kopf. »Die Schwerkraft ist zu niedrig. Wir haben in der Schwerelosigkeit aber unter anderem einen speziellen Ausdruckstanz entwickelt.«
»Spät genug für den Feierabend im öffentlichen Dienst.« Stassel schaute auf die Uhr. »Leider vermochte ich die früheste Reservierung erst in zwei Stunden zu bekommen. Falls Sie Interesse haben, nehme ich Sie und Lisa auf die Besichtigungstour mit, die ich Ihnen vorhin versprochen hatte.«
»Das wäre sehr freundlich.«
Stassel glaubte, einen Anflug von echtem Interesse aus ihrer zögerlichen Annahme des Angebots herauszuhören.
Ihr erster Halt war die Operationszentrale, wo sie vom Schichtführer, Techniker-Hauptmann Noguchi empfangen wurden. Er führte sie auf eine verglaste Galerie, die Hunderte von Rechnerkonsolen überschaute.
»Das ist unser Hauptkontrollpunkt für die Erde-Mond-Sperrzone«, hob Noguchi mit einer ausladenden Geste an. »Die SZ erstreckt sich in einem Radius von einer halben Million Kilometern vom Erdmittelpunkt. Das ist ein großer Bereich … manche sagen, zu groß. Die Männer da unten sind dafür zuständig, alle militärisch relevanten Aktivitäten in einem Raumsektor von zehn hoch achtzehn Kubikkilometern zu überwachen. Computer erledigen natürlich den größten Teil der Arbeit, aber manchmal ist doch ein menschliches Eingreifen erforderlich. Wenn Sie bitte dort entlanggehen wollen, werde ich Ihnen zeigen, was geschieht, wenn einer unserer metallischen Denker um Hilfe ruft.«
Der kleine Offizier führte sie durch eine Halle in einen verdunkelten Unterrichtsraum, der mit Terminals angefüllt war. Stassel bedeutete Lisa, an einem der Rechner Platz zu nehmen, und setzte sich selbst auf den Stuhl des Dozenten. Dann rief er ein Potpourri interessanter Abbildungen auf – eine virtuelle Besichtigungstour der Mutter aller Welten -, während Noguchi einen Kommentar dazu gab. Nachdem eine Reihe irdischer Motive über den Bildschirm gewandert war, schaute Stassel auf und sah, dass Brea ihn beobachtete. Er blinzelte ihr zu und formte mit den Lippen die Worte »Schauen Sie!«.
Seine Finger huschten über die Tasten, während er aus dem Gedächtnis die Subroutine »Vergrößerung aus dem Orbit« aufrief. Als die Routine aktiviert war, loggte er sich in Lisas Computer ein und drückte ENTER. Er wurde mit einem Angstschrei belohnt, als Lisa heftig zurückschreckte und vom Stuhl flog. Noguchi fing sie auf, bevor sie mit der Ausrüstung kollidieren konnte, und die drei Erwachsenen brachen in Gelächter aus.
Stassel erhob sich hinter dem Computer und grinste. »Recht eindrucksvoll, was?«
Lisa nickte; sie hatte den Schreck noch nicht ganz verdaut.
Als Nächstes standen die Werkstätten, Laboratorien und großzügigen Büros des PE-Direktorats auf dem Plan. Brea wirkte fast während der ganzen Tour eher unbeteiligt, wogegen Lisas Begeisterung mit jeder Minute zuzunehmen schien. Schließlich warf Stassel einen Blick auf die Uhr. »Es ist fast neunzehn Uhr dreißig. Hat jemand schon Hunger?«
»Ein wenig«, sagte Brea und nickte.
»Noch eine letzte Station, und wir sind fertig.«
Er führte sie zu einem kleinen geschlossenen Fahrzeug und bedeutete Lisa, sich auf den Vordersitz zu setzen, während er und Brea sich die Rückbank teilten. Sie hatten Körperkontakt auf der schmalen Bank – er spürte, wie Breas Arm gegen seinen drückte, und roch ihr Parfüm.
Stassel gab Gas, und das Fahrzeug fuhr mit zunehmender Geschwindigkeit in einen schmalen Tunnel ein, der in den Mondbasalt gefräst worden war. Nach ein paar Sekunden huschten die Lampen der Tunnelbeleuchtung mit 150 km/h vorbei. Nach fünf Minuten bremste das Fahrzeug ab und kam in einer Station zum Stehen, die mit derjenigen identisch war, die sie gerade verlassen hatten.
Und dann öffnete Stassel die Luke. »Herzlich willkommen in der Mondakademie des Direktorats, meine Damen. Hier genießen unsere PE-Anwärter ihre Ausbildung.«
Er half erst Brea und dann Lisa beim Aussteigen, bevor er sie durch einen anderen langen Tunnel führte – vorbei an grimmig blickenden Männern und Frauen mit Kadetten-Abzeichen auf den Schulterklappen. Stassel lotste sie durch spärlichen Verkehr, bis sie schließlich vor einer massiven Luftschleuse standen.
»Hier durch«, sagte er und trat ein. Das Schott schlug hinter ihnen zu, und das Mahlen von Maschinen
Weitere Kostenlose Bücher