Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
des Sonnensystems zu tun, oder irgendjemand hat irgendwo jenseits des Asteroidengürtels illegale Experimente durchgeführt.«
    »Experimente?«, fragte Brea mit plötzlichem Interesse.
    »Geheime Waffentests. Das wäre nicht das erste Mal. Im vorigen Jahrhundert hatten die Südafrikaner heimlich eine Reihe von Atomwaffen getestet, indem sie sie auf hoher See vor der Küste der Antarktis zündeten. Daraus resultierte – wie wir es noch in schlechter Erinnerung haben – der zweite Burenkrieg.«
    »Aber wie passt das in dieses Schema?«, fragte Brea mit plötzlichem Unbehagen. Sie musste daran denken, was Bailey über die Hintermänner des Singularitätenschmuggels gesagt hatte. Irgendwie klang die Durchführung eines Weltraum-Kernwaffentests durchaus plausibel. »Was soll ich Ihnen sagen, das Sie nicht schon wüssten?«
    »Ich muss einem Astronomen wohl kaum die Dreieckspeilung erklären. Wenn wir Ihre Sichtung in Bezug auf die Fixsterne bestimmen …«
    »… dann erhalten Sie eine Parallaxenmessung und können auf dieser Grundlage den Positionsvektor bestimmen!«
    »Richtig.«
    »Aber ich erinnere mich nicht, sie vor einem Sternenfeld gesehen zu haben.«
    »Vielleicht nicht bewusst. Aber unterbewusst müssen Sie es gesehen haben. Wir verfügen über eine Reihe hoch entwickelter Techniken zur Erinnerungsaktivierung. Ich möchte, dass Sie uns erlauben, auf Ihre Erinnerung an jenen Tag zuzugreifen, um eine Dreieckspeilung für den Ursprung dieses Lichtblitzes durchzuführen.«
    Brea schauderte. Der therapeutische Einsatz von Drogen und Hypnose war ihr nicht fremd, weil Doc Cranston sie nach Gregs Tod bei ihr angewandt hatte; sie hatte die Behandlung dann aber abbrechen müssen. Alles, woran Brea sich diesbezüglich erinnerte, war, dass sie mit einem erstickten Schrei und dem Bild von Gregs gebrochenen Augen aufgewacht war, das ihr noch frisch im Gedächtnis war. Natürlich war das aber nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb sie keinen Bewusstseins-Mechaniker in die Nähe ihrer Erinnerung lassen durfte. Wenn sie ein Gefängnis der Friedenstruppen von innen sehen wollte, musste sie nur ihr Wissen über die geschmuggelte I-Masse preisgeben.
    »Tut mir Leid, Major. Aber die Antwort lautet nein!«
    »Darf ich fragen, wieso?«
    Brea biss sich zögernd auf die Unterlippe. Als sie schließlich sprach, wählte sie die Worte mit Bedacht. »Ich bin vor drei Jahren an einem völligen Zusammenbruch vorbeigeschrammt – ich hatte meinen Mann bei einem Unfall verloren. Seit dieser Zeit habe ich versucht, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen, und habe zerbrechliche Barrieren gegen schlimme Erinnerungen errichtet. Ich will es nicht riskieren, die Wunde wieder aufzureißen.«
    »Es besteht keine Möglichkeit, Ihre Meinung zu ändern?«
    »Es tut mir Leid, aber das ist mein letztes Wort.«
    Stassel hockte sich wieder auf die Schreibtischkante und musterte sie berechnend. »Darf ich Ihnen erläutern, was hier auf dem Spiel steht?«
    »Nein, und wenn ich nicht unter Arrest stehe, möchte ich nun gehen.«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie nicht wollen, dann wollen Sie nicht. Die Sache hat sich also erledigt. Wie steht’s heute mit einem Abendessen?«
    Brea lächelte wider Willen. »Sie haben so eine Art, das Thema zu wechseln, Major. Es tut mir Leid, aber nein.«
    »Eine Unterhaltung am Abend ist doch sicherlich nicht zu viel verlangt. Dann habe ich wenigstens ein paar schöne Erinnerungen, wenn man mich nach Titan verbannt, dem Paradies malerischer Methan-Schneestürme.«
    »Es wird nicht funktionieren.« Brea schüttelte den Kopf. »Sie können mir alle Schuldgefühle dieser Welt einimpfen, aber Sie werden meine Meinung nicht ändern. Deshalb sollten wir beide uns den Versuch ersparen, oder?«
    »Ich verspreche, dass ich dieses Thema nicht einmal erwähnen werde, wenn Sie es nicht selbst anschneiden. Pfadfinderehrenwort!«
    Brea musste lächeln; er sah aus wie ein junger Hund mit einem unbändigen Spieltrieb und hatte die Hand zum dreifingrigen Pfadfindergruß erhoben. »Was würde Ihre Frau dazu sagen?«
    »Gar nichts. Das läuft unter ›Bewirtung eines Gasts des Direktorats‹. Außerdem bin ich zurzeit nicht verheiratet.«
    »In Ordnung. Ich glaube, Lisa und ich müssen auch mal etwas essen.«
    »Fein«, sagte Stassel, erhob sich mit ihr und geleitete sie zur Tür, vor der der Marine-Sergeant noch immer Wache hielt. »Ich werde Sie um achtzehnhundert Uhr im Hotel abholen und vorm Essen noch eine kurze Besichtigungstour mit

Weitere Kostenlose Bücher