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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Hygieneartikeln auf einem Stuhl am Fußende des Betts. Kurz entschlossen stieg sie aus dem Bett und in den Overall. Sie kämmte sich gerade das Haar, als es leise klopfte. Gleich darauf lugte Lisas Kopf durch die halb geöffnete Tür.
    »Bist du angezogen, Brea?«
    »Komm rein.«
    »Wahnsinn! Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen! Es hat volle vier Stunden gedauert.«
    »Warst du dabei, als sie mich befragt haben?«
    Lisa nickte.
    »Und was haben sie mich gefragt?«
    »Nur lauter technischen Kram wegen der Sichtung. Sie haben dir viele Bilder von Sternen gezeigt, und du hast mit einem Laserstift dorthin gezeigt, wo du den Blitz gesehen zu haben glaubtest. Das fünfzigmal oder noch öfter so.«
    »Sonst nichts? Habe ich etwas von unserem Flug hierher ausgeplaudert?«
    »Nein, du hast nur über den Blitz gesprochen.«
    Brea wollte gerade einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, als es erneut an der Tür klopfte. Diesmal war es Stassel, mit einem Dutzend roter Rosen in der einen und einem Datenwürfel in der anderen Hand. »Ein Friedensangebot.« Er reichte ihr die Blumen. »Ist mir verziehen?«
    »Ja«, sagte Brea und wunderte sich darüber, dass sie es auch so meinte.
    »Das ist eine Aufnahme Ihrer Sitzung«, sagte er und überreichte ihr den Datenwürfel. »Sie werden feststellen, dass wir Ihre Privatsphäre respektiert haben.«
    Brea nickte. »Lisa hat es mir schon erzählt. Haben Sie bekommen, was Sie wollten?«
    »Ja. Es dürfte den Hochleistungscomputern nicht allzu schwer fallen, Ihre Daten auf einen Positionsvektor zu reduzieren.«
    »Werde ich jemals erfahren, was bei der ganzen Sache herausgekommen ist?«
    Stassel schaute verlegen. »Leider nein. Die Sicherheitsvorschriften, wissen Sie.«
    »Dann war es das also? Sie haben keine Verwendung mehr für mich?«
    »Das war es. Das Direktorat dankt Ihnen und würde sich geehrt fühlen, wenn Sie uns gestatteten, Ihre Kosten auf der Erde zu übernehmen. Nehmen Sie auch meinen persönlichen Dank entgegen.«
    Brea seufzte. Wo die Tortur nun zu Ende war, fiel sie beinahe in ein tiefes Loch. Sie schloss den Gürtel um den Overall und wandte sich an Lisa.
    »Gehen wir, Liebes. Die Erde wartet. Erster Halt: Hawaii und ein Bad im Meer.«
    Lisa schaute sie mit Entsetzen in ihrem jungen Gesicht an. »Überall nass werden? Bist du verrückt?«
     
    Eine Menschenmenge in Karnevalskostümen wogte lachend und scherzend um Don Bailey, während er sich einen Weg durch die Straßen von Meridien Village zum Freiluft-Café bahnte, das sein Ziel war. Einen Kilometer über ihm tanzte eine pyrotechnische Lichtershow um den Zentralkern der Station Galileo und illuminierte das Schachbrett aus Farmen und Dörfern, die die dreißig Quadratkilometer der Innenwand des großen Zylinders einnahmen. Der Effekt wurde noch dadurch verstärkt, dass die riesigen Spiegel, die den Nord- und Südpol des Habitats krönten, durch ihre Rotation nun die Schwärze des Alls reflektierten anstatt das Licht der Sonne. Es war Nacht in der Station Galileo .
    Baileys Vorankommen wurde mehrmals gehemmt, als Finger an seinem Hemd zupften, Leute ihm Bierflaschen an den Mund setzen wollten oder sich ihm für ein Küsschen in die Arme warfen. Den Alkohol lehnte er ab. Die Frauen bediente er und erwiderte jede Umarmung mit der Leidenschaft, die auch ihm zuteil wurde. Allerdings hielt er sich nirgendwo lange auf.
    Äußerlich lächelte er allen zu, die ihm über den Weg liefen. Innerlich kochte er. Er war zu Beginn des Karnevals hier eingetroffen und hatte damit einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Der alljährliche Sommer-Ritus der Galiläer würde es ihm erheblich erschweren, das Geschäft abzuschließen. Die meisten Gemeinschaften im Weltraum ließen in regelmäßigen Abständen »die Sau raus«, um den Stress zu kompensieren, den das Leben in einer Sardinenbüchse bedeutete. Jedoch feierte niemand so ausgelassen wie die Leute von Lagrange.
    Bailey hatte schöne Erinnerungen an eine Zeit vor zwanzig Jahren, als er in der Station Copernicu s Karneval gefeiert hatte. Da war ein Mädchen mit schokoladenbrauner Haut und großen, glutvollen Augen gewesen – ein Mädchen, das den »Gürtlern« eine animalische Potenz unterstellte. Bailey hatte eine ganze Woche versucht, ihren Erwartungen gerecht zu werden: eine Aufgabe, an der ein Wesen aus Fleisch und Blut scheitern musste. Dennoch hätte er in den folgenden drei Tagen liebend gern einen neuen Versuch in dieser Richtung unternommen,

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