Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
die Kombination der Wartungsluke Ihres Schiffs?«
    Bailey rezitierte eine lange Zahlenreihe, die Yahaya in sein Mobiltelefon eintippte. Dann endete er und starrte für ein Dutzend Sekunden auf das Gerät, bis es leise piepte.
    »Auch richtig, Mr. Bailey. Ich glaube, unser Geschäft ist hiermit abgeschlossen. Möchten Sie das bei einem Getränk mit mir feiern?«
    »Gern.«
    Yahaya gab der Kellnerin ein Zeichen und bestellte noch zwei Wodka Collins.
    »Dem Vernehmen nach sind Sie in Kapstadt geboren, Mr. Bailey. Das macht uns zu Landsleuten, müssen Sie wissen. Ich bin in Molobu nördlich von Joburg aufgewachsen.«
    Bailey nickte. »Ich habe sofort den angloafrikanischen Zungenschlag bei Ihnen herausgehört und fast Heimweh bekommen.«
    »Haben Sie je daran gedacht, nach Hause zurückzukehren?«
    »Wozu denn?«
    »Haben Sie denn keine Familie dort?«
    »Niemanden.«
    »Vielleicht eine ›Pilgerfahrt‹, um zu Ihren Wurzeln zurückzukehren. Jeder muss doch irgendwo hingehören, und Sie fehlen unserem Heimatland schon zu lange. Jemand mit so viel Weltraumerfahrung wie Sie wäre dort ganz besonders willkommen.«
    Bailey rubbelte sich das drahtige Haar. »Ich habe Panafrika vor vierzig Jahren verlassen, weil ausgebildete Raumfahrer dort so sehr benötigt wurden, wie ein männlicher Pavian Titten braucht. Soweit ich sehe, haben die Dinge sich seitdem kaum geändert.«
    »Erlauben Sie mir einen Widerspruch, Mr. Bailey. In Ihrer Jugend waren die schwarzen Völker der Welt mit ihrem Kampf beschäftigt, die letzten Reste der kaukasischen Kolonialpolitik abzuschütteln. Wir haben unseren gerechten Kampf inzwischen gewonnen und gehen heute aufrecht wie Männer. Wir leben nicht mehr von Gnaden der Weißen, sondern fordern volle Gleichberechtigung. Das schließt unseren gerechten Anteil des Reichtums des Weltraums ein.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass Panafrika ausgebildete Astronauten braucht, wenn wir einfordern wollen, was uns von Rechts wegen zusteht.«
    »Ist das der Grund, weshalb Sie nicht registrierte I-Massen sammeln?«
    »Das muss Sie nicht kümmern.« Yahaya leerte sein Glas und schaute auf die Uhr. Dann zog er eine Visitenkarte aus einer Ärmeltasche und überreichte sie Bailey. »Ich muss nun leider gehen. Denken Sie darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe. Sollten Sie Ihre Meinung doch noch ändern, rufen Sie diese Nummer an. Verlangen Sie Oberst M’Buto.« Sprach’s, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Trubel des Karnevals.
     
    Eric Stassel saß am Computer und schaute finster. Die Antwort, nach der er seit vier Wochen gesucht hatte, wurde ihm nun in glühenden grünen Ziffern präsentiert. Es hatte nur Minuten gedauert, um aus Brea Gallaghers Daten einen Positionsvektor zu extrahieren und noch einmal ein paar Minuten, um den mysteriösen Blitz zu lokalisieren. Dass die Antwort nach den bisherigen vergeblichen Bemühungen ihm so plötzlich in den Schoß fiel, mutete ihn geradezu irreal an.
    Und dieses Gefühl verstärkte sich noch, als er die Koordinaten der Explosion (oder was auch immer) ablas, die die Ursache eines 9,85-sekündigen Ausbruchs von violettem Licht im Sternbild Aquila gewesen war.
    Stassel knirschte frustriert mit den Zähnen und rief eine Darstellung der Dreieckspeilungs-Routine auf, die Gregor Zapata ausgearbeitet hatte. Er hoffte, irgendeinen Fehler zu finden – zwei gleichnamige Variable oder ein falsches Vorzeichen an einer entscheidenden Verknüpfung. Aber nein, das verdammte Programm war zu klein, als dass Gregor einen so offensichtlichen Fehler gemacht hätte. Alles war bis auf vierundsechzig Stellen hinterm Komma richtig. Er führte einen schnellen Test durch, indem er die Parallaxen-Daten für den Stern eingab.
    Das Ergebnis bestätigte die Richtigkeit von Zapatas Programm.
    Er war keinen Deut schlauer als zuvor. Das Programm war in Ordnung. Brea Gallaghers Daten stimmten. Die Positions-Daten der Himmelsbeobachtung stimmten. Das Einzige, was nicht stimmte, war die Antwort. Wenn man der Berechnung glauben wollte, war das »Etwas«, das den mysteriösen Blitz verursacht hatte, etwa fünftausend astronomische Einheiten entfernt gewesen!
    Für den Computer war das eine Zahl wie jede andere. In Kilometern ausgedrückt war sie groß, in Parsec umgewandelt war sie klein. Aber wie auch immer man die Zahl skalierte, die Entfernung zur hypothetischen Explosion im tiefen Raum belief sich nach wie vor auf 720 Lichtstunden – einen ganzen Lichtmonat von der Sonne entfernt

Weitere Kostenlose Bücher