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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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herüber. Agusta Meriweather wirkte etwas schmaler, als er sie von seiner ExCom-Befragung in Erinnerung hatte, war sonst aber unverändert. Nach einem schnellen Rundblick konzentrierte Stassel sich darauf, möglichst wenigen Leuten auf die Zehen zu treten, während er sich zu einer freien Stelle in der Nähe der Wand vorarbeitete.
    »Hallo, Reisegefährtin«, flüsterte er und setzte sich.
    Lisa Moore drehte sich auf ihrem Sitz direkt vor ihm herum. »Hallo, Eric. Wo haben Sie denn gesteckt?«
    »Ich war beschäftigt. Habe ich etwas verpasst?«
    »Nicht viel. Wir kommen gerade zum guten Teil.«
    Stassel nickte und lehnte sich zurück.
    »… und das, Kollegen und Delegierte, war die Situation bis zu dem Moment, als die Sonde ihre Friedensbotschaft aussandte. Da jeder von Ihnen den Inhalt dieser Botschaft genauso gut kennt wie ich, besteht keine Notwendigkeit, sie noch einmal zu wiederholen. Es genügt der Hinweis, dass dieser Reisende von weither uns um Hilfe gebeten hat. Sie haben eine Resolution vorliegen, mit der genau das getan werden soll. Im Namen des Treuhandrats und des Sicherheitsrats sowie auf Wunsch des Generalsekretärs bitte ich Sie um Ihre schnelle Zustimmung.«
    Mrs. Meriweathers aristokratische Gesichtszüge erschienen plötzlich in Großaufnahme. Stassel stellte überrascht fest, dass ihre Augen verräterisch glitzerten. Sie schien ihn über eine Entfernung von 150 Millionen Kilometern direkt anzuschauen.
    »Ich bitte Sie jedoch nicht, diese Resolution blindlings zu unterstützen. Diejenigen, die mich kennen, kennen auch meine Einstellung gegenüber der Sünde des Altruismus. Es steht nirgends geschrieben, dass wir jedem Reisenden beistehen müssen, der bei uns hereinschneit. Obwohl ich an dieser Stelle anmerken muss, dass das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in jeder Kultur auf diesem Planeten eine Entsprechung hat.
    Nein, ich bitte Sie, diesen Abgesandten aus praktischen Erwägungen zu empfangen. Bedenken Sie nur die Leistung derjenigen, die ihn gebaut haben. Wer von uns besäße den Weitblick, um ein solches Projekt durchzuführen? Haben wir zänkischen, lauten und unvollkommenen Wesen das Recht, diesen großen Traum zu vereiteln?
    Ich sage Nein! Eine solche Tat wäre unser unwürdig und würde uns zur ewigen Schande gereichen.«
    Das runzlige Gesicht – noch immer in Nahaufnahme – verstummte. Die feurigen Augen musterten das Publikum. »Eben noch sprach ich von Altruismus, und nun gerate ich selbst in Versuchung, diese schlimme Sünde zu begehen. Schließlich haben wir Menschen in der Vergangenheit schon genug Dinge getan, die verachtenswert und abscheulich waren. Da kommt es auf einen weiteren Fleck auf unserer Weste auch nicht mehr an.
    Also betrachten wir die Dinge von einer weniger moralischen Warte. Lassen wir unsere Heuchelei fahren und fragen wir uns, wie wir dieses Ereignis zu unserem Vorteil zu nutzen vermögen.
    Die Fakten sind diese: Die Sonde ist weit gereist und hat viele wissenschaftliche Daten für ihre Erbauer gesammelt. Sie möchte nach Hause zurückkehren, jedoch mangelt es ihr an Brennstoff und Kraft. Unsere Experten haben mir gesagt, dass sie ihre Motoren zerstören musste, um die exorbitante Geschwindigkeit zu verringern, mit der sie geflogen ist. Anscheinend ist dies die normale Betriebsart bei solchen Instrumentenpaketen. Um nach Hause zurückzukehren, müssen die Sonde und ihr Gefährte also ›Eingeborene‹ finden, die zur Überholung der Motoren und dem Auffüllen der Brennstoffreserven imstande sind.
    Sie, die die Sonde bauten, scheinen mehr Vertrauen in ihre Mitgeschöpfe zu setzen, als wir es unter ähnlichen Umständen täten. Und sie appellieren nicht einmal an unsere Mildtätigkeit. Stattdessen haben sie ihren zu uns gesandten Diener so ausgestattet, dass er für die Reise nach Hause zu zahlen vermag. Die Sonde ist eine wahre Schatzkammer mit fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie hat sich bereit erklärt, dieses Wissen mit uns zu teilen.
    Man hat uns ein Geschenk angeboten, das uns tausend oder mehr Jahre in die Zukunft katapultieren wird. Ich bitte Sie daher dringend, für diese Resolution zu stimmen – und nicht nur, weil es richtig ist. Es ist auch profitabel! Diese Chance werden wir so schnell nicht mehr bekommen. Wenn wir uns diese Gelegenheit entgehen lassen, haben wir es verdient, dass unsere Kinder und Enkel uns mit Flüchen überhäufen werden. Delegierte der souveränen Nationen der Erde, das ist Ihre Chance für Größe.
    Um

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