Lebenssonden: Roman (German Edition)
Himmels willen, nutzen Sie sie! «
Der Applaus, der in der Halle der Vollversammlung widerhallte, war fast genauso begeistert wie in der Lounge der Graf Bernadotte . Die Kameramänner nahmen einzelne Delegierte ins Visier, die heftig applaudierten und mischten diese Bilder mit Ansichten der alten Frau, die majestätisch zu ihrem Platz zurückging. Jedoch vermochte auch die virtuoseste Kameraführung nicht die Tatsache zu kaschieren, dass eine Anzahl von Delegierten sich dem Applaus nicht anschloss. Stassel bemerkte, dass diese Personen zumeist schwarze oder doch zumindest dunkle Gesichter hatten.
Lisa drehte sich mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihm um. »Das war wundervoll! Wann stimmen sie ab?«
»Heute leider nicht mehr«, antwortete er. »Nun bekommt die Opposition ihre Chance, und dann wird jeder Delegierte so oder so etwas dazu sagen. Wir können von Glück sagen, wenn die endgültige Abstimmung noch in dieser Woche stattfindet.«
Der Generalsekretär kehrte auf die Bühne zurück und wartete, bis der Applaus abgeebbt war. Dann rief er die Versammlung mit dem Hammer zur Ordnung. »Ich rufe nun den Gesandten der Panafrikanischen Föderation, Seine Exzellenz Nicholas Boswani auf. Botschafter Boswani wird sich gegen die Resolution aussprechen.«
Boswani war ein kleiner Mann mit milchkaffeefarbenem Teint, einem Spitzbart, der eine hässliche Narbe am Kinn jedoch nicht zu verbergen vermochte, und dem gestelzten Gang eines Gockels. Er betrat mit federnden Schritten das Podium und ließ zunächst den Blick über die versammelten Delegierten schweifen. Als er schließlich sprach, war seine Stimme ein polternder Bass, der so gar nicht zu dieser kleinen Gestalt passte.
»Freunde, Sie haben gehört, dass Mrs. Meriweather sich für diese Resolution ausgesprochen hat. Sie ist eine ehrenhafte und aufrichtige Frau mit guten Absichten. Ich werde ihre Motive nicht infrage stellen, denn sie sind über jeden Zweifel erhaben.
Aber …« Sein wilder Blick streifte das Publikum. » Ich stimme mit ihrer Schlussfolgerung nicht überein!
Sie verlangt von uns, dass wir diese außerirdische Maschine willkommen heißen, die aus einem Sternbild zu uns kommt, das den nördlichen Astronomen als Adler bekannt ist. Ich muss gestehen, dass ich von ihrer Redegewandtheit beeindruckt bin. Indes vergessen unsere nördlichen Freunde zuweilen, dass auf dieser Welt noch andere Traditionen bestehen als ihre eigenen. So ist zum Beispiel Angehörigen meines eigenen Stamms diese Konfiguration von Sternen als Teil einer größeren Gruppierung namens Schakal bekannt. Und eines der ersten Dinge, die mein Großvater mich lehrte, war, dass man Schakalen nicht trauen darf!
Lassen Sie uns Mrs. Meriweathers Argumente der Reihe nach erörtern. Sie spricht von unserer ewigen Scham, sollten wir diesen Eindringling auffordern, seine Reise fortzusetzen. Ist es etwa eine Schande, sein Heim gegen Eindringlinge zu verteidigen? Haben wir diese Sonde etwa eingeladen? Wo liegt dann die Verantwortung, sollten wir beschließen, ihr unser Willkommen zu verweigern?
Mrs. Meriweather spricht vom Geschäft, das uns angeboten wurde. Wollen wir einmal schauen, was für ein Geschäft das überhaupt ist. Die Sonde erwartet von uns, dass wir einen großen Prozentsatz unserer industriellen Kapazität dazu nutzen, sie wieder weltraumtüchtig zu machen. Und in der Zwischenzeit sollen wir geduldig warten, bis sie die Zeit für gekommen hält, ihr geballtes Wissen an uns zu übermitteln. Welche Sicherheit haben wir überhaupt, dass sie das jemals tun wird? Welcher Mensch würde einem anderen einen solchen Vertrauensvorschuss einräumen?
Doch halten wir der Sonde einmal zugute, dass sie ihr Versprechen einlöst. Angenommen, es kommt der Tag, an dem die Sonde uns diese Schatztruhe gegeben hat. Was dann? Wird dieses Wissen nur ein Quell des Guten sein? Ich darf euch daran erinnern, dass wir Menschen eine erstaunliche Fähigkeit bewiesen haben, Wissen zu destruktiven Zwecken zu nutzen. Was veranlasst Mrs. Meriweather zu der Annahme, dass dies in Zukunft anders sein soll? Wollen wir das Geschenk der Sonde wirklich annehmen, wenn es nur größere und bessere Waffen bedeutet?
Doch gehen wir auch hier von einer positiven Annahme aus. Unterstellen wir, das Wissen dieses Außerirdischen wird die Quantensprünge auf jedem Feld der Wissenschaft ermöglichen, wie Mrs. Meriweather behauptet. Dennoch muss ich hier eine Frage stellen, die dieser Tage allzu oft ignoriert wird.
Wollen
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