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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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genommen hatten, vermochte man nun in ein paar Tagen zu erledigen. So auch im Fall der Plenardebatte wegen der Sonde. Die Schlussvorträge waren bereits gehalten, der letzte Arm gehoben, der letzte Gefallen eingefordert.
    Die Abstimmung hatte man für 12:00 Uhr Eastern Standard Time (Greenwich minus 5) am 6. September 2065 anberaumt. Das öffentliche Interesse war groß. Die Quoten der Londoner Buchmacher lauteten 5 zu 4 zugunsten der Resolution, während die Quoten ihrer New Yorker Kollegen sogar noch höher waren. Überall auf der Erde und in weiten Teilen des Sonnensystems drängten Männer und Frauen sich um Holo-TVs und harrten gespannt der Entscheidung. Und an Bord der Graf Bernadotte platzte die Mitarbeiterlounge förmlich aus allen Nähten.
    Diese ruhige Erwartungshaltung war auch in Admiral Lius Büro zu spüren, wo er und Eric Stassel »Nachtwache« vor dem allgegenwärtigen Bild hielten. Den Ton empfingen sie jedoch über einen sicheren militärischen Kanal, an dessen anderem Ende Oberst Stanford Ames war. Ames sollte die Debatte beobachten und den Befehl erteilen, der eine von zwei aufgezeichneten Nachrichten ins All senden würde. Der Generalsekretär würde die Sonde in eine Parkbahn fünfzig Millionen Kilometer vor der Erde im Erdorbit dirigieren – oder er würde die Sonde anweisen, die Reise fortzusetzen. Beide Nachrichten waren an die Graf Bernadotte gesendet worden; begleitet von dem Hinweis, dass das Projekt Jungadler die alleinige Instanz sei, über die die Antwort der Menschheit an die Sonde übermittelt würde.
    »Wieso wir?«, fragte Stassel, als Liu ihm die Anordnungen zeigte.
    Liu hatte ihn mit dem guten Auge angeschaut und geblinzelt.
    »Sicherheit. Die Sternwarte auf der Mondrückseite hat bereits eine Nachricht übermittelt, die der Sonde sagt, wo sie nach der Antwort suchen soll. Sie wird gebeten, alle weiteren Nachrichten zu ignorieren, die nicht von diesem Schiff stammen. Auf diese Weise wird verhindert, dass eine Falschmeldung rausgeht.«
    »Scheint ein wenig extrem, Sir.«
    »In diesem Fall, Major, muss ein bisschen Paranoia sein.« Die Umrüstung des Radioteleskops des Projekts in einen Sender hatte einen Zeitaufwand von zwölf Stunden erfordert. Nach dem Abschluss der Konversion befahl Liu, eine ständige Nachricht an die Sonde abzustrahlen, damit sie in die Lage versetzt wurde, das Signal aufzufassen. Damit waren die Vorbereitungen abgeschlossen, und sie konnten nur noch warten.
    Und nun war das Warten fast zu Ende. Die Vollversammlung trat pünktlich zusammen, und nach einer erstaunlich kurzen Einleitung begann die Abstimmung.
    »Es geht los«, sagte Ames, als der Generalsekretär das Podium betrat, um die Abstimmung zu leiten. » Australasien ist zuerst dran, und nun geben sie ihre zwölf Stimmen ab – ›Ja‹!« Ein Chor aus Beifalls- und Buhrufen im Hintergrund signalisierte vollbesetzte Zuschauerränge im Plenarsaal.
    Kommentator Ames fuhr fort. » Austro-Ungarn mit einer Stimme. Wieder ›Ja‹. Okay, Leute, hier kommt unser erster unsicherer Kantonist. Die Chinesische Hegemonie mit vierzig Stimmen … ›Ja‹! «
    Die Stimmenauszählung verlief im ersten Viertel der Abstimmung zugunsten der Resolution, wobei die großen Nationen dafür stimmten, ein paar kleinere Nationen dagegen und eine erstaunlich große – und beunruhigende – Zahl sich der Stimme enthielt. Erst als die Südamerikaner mit ihrem Stimmengewicht »Nein« sagten, neigte die Waage sich zu Ungunsten der Resolution.
    » Damit war zu rechnen «, meldete Ames seinen anonymen Zuhörern. » Nun kommt das Europäische Commonwealth. Zwanzig ›Ja‹-Stimmen bringen uns wieder nach vorn. Und nun das Königreich Frankreich – opponiert wie gewöhnlich: ›Nein‹ .«
    Eine lange Reihe von »Nein«-Stimmen folgte, als die Inder, Indonesier, Iren und Mexikaner sich alle mit dem Panafrikanischen Block solidarisierten und erneut mehr »Enthaltung«-Rufe zu vernehmen waren als vorhergesagt. Das Pendel schien wieder in die andere Richtung auszuschlagen.
    » Die Nordamerikanische Union stimmt natürlich mit ›Ja‹. Die Führer der Opposition folgen. Panafrika stimmt mit ›Nein‹. Die Schweiz gibt ihre einzige Stimme ab – ›Ja‹, genauso wie die Westrussen mit ihren sechs. Damit wäre der erste Durchgang beendet; die Resolution führt mit nur vier Stimmen Vorsprung. Es wird nun eine kurze Pause geben, in der die Unentschiedenen sich organisieren. Wie ist die Lage dort oben? «
    »Stan Ames hatte schon immer

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