Lebenssonden: Roman (German Edition)
Termin zu kriegen. Es wird für alle Beteiligten das Beste sein, die Sache schnell zu erledigen. Und nicht zu vergessen, es ist auch im Interesse ihrer Sicherheit!«
Die Party, die an diesem Abend in der Mitarbeiterlounge stieg, hätte jedem Lagrange-Karneval zur Ehre gereicht. Eric Stassel bahnte sich unter Einsatz der Ellbogen einen Weg durch Gruppen fröhlicher Karnevalisten, die ihm alle auf den Rücken klopfen und einen Drink in die Hand drücken wollten. Doch er ließ sich nicht ablenken und steuerte unbeirrt auf den hinteren Bereich der Lounge zu, wo Bernie Whitnauer, Stan Wojcelewitsch, Greg Zapata und Brea auch in einer kleinen Gruppe zusammenstanden.
»… glaubte schon, mir würde das Herz stehen bleiben, als die Nordafrikaner mit der Stimmabgabe an der Reihe waren«, sagte Bernie Whitnauer.
Wojcelewitsch nickte. »Ich frage mich nur, aus welchem Grund sie sich der Stimme enthalten haben.«
Ellie Crocker, die wie Stassel gerade vom Dienst kam, sagte: »Ich habe gehört, das Europäische Commonwealth soll damit gedroht haben, ihre Schulden einzufordern, wenn sie dagegen stimmten – aber hier kommt der Chef. Wieso fragen wir ihn nicht?«
»Haltet mich da raus«, murmelte Stassel. »Ich habe noch nie etwas von Politik verstanden.«
Brea hatte sich abgewandt, um ihn beim Näherkommen nicht sehen zu müssen. Beim Klang seiner Stimme drehte sie sich jedoch auf dem Absatz um. »Dann hat der viel beschäftigte Herr Projektleiter also doch Zeit für einen Besuch bei der Truppe gefunden!«
»Äh, tut mir Leid wegen Samstagabend, Brea. Ich musste arbeiten. Anordnung des Admirals. Frag Greg.«
Greg Zapata nickte. »Ich bin sein Zeuge. Wir beide haben den größten Teil der dritten Schicht mit der Vorbereitung des Senders zugebracht.«
»Du hättest es möglich machen können, wenn du es gewollt hättest.«
»Willst du meine Entschuldigung hören?«
»Nein.«
»Bist du sicher? Hinterher machen wir Armdrücken. Wenn ich gewinne, verzeihst du mir.«
»Und wenn ich gewinne?«
»Dann werde ich dir verzeihen.«
Sie lächelte. »Etwas einseitig, nicht?«
»Das muss ich eingestehen. Verzeihst du mir bitte?«
»Erst wenn mein Zorn verraucht ist.«
»Dann setz dich wenigstens zu mir.«
»Nur wenn es mir erlaubt ist, dich hin und wieder unterm Tisch zu treten.«
»Meine Schienbeine gehören dir.«
Später ließ Brea ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen. »Du bist mir doch nicht mehr böse, oder?«, fragte er.
»Ich wollte dich nur ein bisschen zappeln lassen, Soldat.«
»Wieso dann das lange Gesicht?«
Brea schaute ihm in die Augen und berichtete ihm von der Diskussion mit Don Bailey. Als sie fertig war, spiegelte ihr Gesichtsausdruck sich in Stassels Gesicht.
»Musst du gehen?«
»Don ist mein Partner. Wohin er geht, gehe ich auch.«
»Klingt fast so, als wärt ihr miteinander verheiratet.«
»Wir stehen uns näher als ein Ehepaar, Eric. Eher wie siamesische Zwillinge.«
»Ich wünschte, ich würde Harry Gresham nur für fünf Minuten in die Hände bekommen, Brea. Zuerst vermiest er uns den Urlaub, und weil er sein großes Maul nicht halten konnte, habe ich auch keinen Grund mehr, dich und Bailey hier zu behalten.«
Brea schluckte und wich seinem Blick aus. Als sie dann sprach, war ihre Stimme ein stockendes, heiseres Flüstern. »Unser Urlaub muss uns nicht vermiest werden.«
Er schaute sie irritiert an. »Willst du mir diese Bemerkung bitte erklären, bevor ich sie bewusst missverstehe?«
»Du hast mich schon richtig verstanden, Eric. Ich hatte jede Nacht gehofft, dass du an meine Tür klopfen würdest, seit wir von der Erde zurückgekehrt sind.«
Er nahm ihr Kinn in die Hand und hob ihr Gesicht zu sich hin. »Bist du dir sicher?«
Sie hielt seinem Blick stand. »Ja.«
»Schade für die Zeit, die wir verschwendet haben!«
»Wir haben heute Abend, Eric. Lass es damit gut sein.«
Stassels Antwort wurde durch einen Tumult an der HauptLuke unterbrochen. Er drehte sich um und entdeckte Helena Rheinhardt inmitten einer schnell größer werdenden Menge.
»Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen.« Ihre kräftige Stimme zerstörte die beschwingte Cocktailparty-Atmosphäre, und Schweigen legte sich über die Leute. Sie wartete, bis alle Gesichter sich ihr zugewandt hatten. »Heute Abend genau um einundzwanzig Uhr sechzehn wurde ein violettes Antriebsfeuer bei neunzehn Stunden fünfundzwanzig Minuten Rektaszension, minus null Komma fünf Grad Deklination beobachtet.
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