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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Bekanntschaft zu machen, Frau Botschafterin. Ich bin ebenfalls ermächtigt, für meinen Meister zu sprechen – obwohl, wie Sie alsbald feststellen werden, eine solche Differenzierung bei uns etwas willkürlich ist. Wir erwarten mit Freude die Ankunft Ihrer Delegation.«
    Mrs. Meriweather wechselte ihren Gesichtsausdruck mit scheinbarer Spontaneität zu einer gelinden Neugier. »Sie verwenden das Pronomen der ersten Person Plural und sprechen von einem Meister. Ist das so zu verstehen, dass es noch ein Lebewesen an Bord Ihres Schiffs gibt?«
    »Es gibt keine Lebewesen in der Begrifflichkeit, wie Sie sie definieren. Ich und mein Meister sind Maschinen-Intelligenzen. Wir sind beide ein Teil des Logiknetzwerks, das den Mechanismus regelt, den Sie vor Ihrem Schiff sehen. Meine semantische Chiffre ist STELLVERTRETER. Die meines Meisters ist SONDE.«
    »Gibt es noch andere Maschinenintelligenzen an Bord?«
    »Nein. SONDE und ich sind alles, was erforderlich ist.«
    »Erforderlich wozu?«
    »SONDE befiehlt. Ich bin der Informationsverarbeiter.«
    »Wie bitte?«
    »Sind Sie mit der Materie der Signalverarbeitung vertraut?«
    Mrs. Meriweather schüttelte langsam den Kopf – eine universale, unmissverständliche Geste. »Leider nein. Ich bin Diplom-Verwaltungswirtin, und die Ausbildung liegt schon ein paar Jahre zurück.«
    »Signalverarbeitung ist die Manipulation von Rohdaten, um es verständlicher auszudrücken. Das ist meine Funktion. Ich bin eine untergeordnete Persönlichkeit, die SONDE eigens zu dem Zweck erschaffen hat, mit euch Menschen in Kontakt zu treten. Ich fürchte, dass es Ihnen schwer fallen würde, SONDEs Gedankenprozessen zu folgen. Jedoch versichere ich Ihnen, dass dies umgekehrt auch für sie gilt. Ich wurde erschaffen, um eine möglichst reibungslose Verständigung zwischen beiden Seiten zu gewährleisten.«
    »Sie werden also als ein Dolmetscher fungieren?«
    Nach einer kurzen Pause nickte der adrette Mann auf dem Bildschirm. »Ja. Das Konzept ist zwar etwas beschränkt, aber präzise innerhalb seiner Parameter. Ich werde also ›der Dolmetscher‹ sein.«
    »Und Sie sind nicht körperlich, so wie ich Sie auf dem Bildschirm sehe?«
    »Nein. Das ist nur ein Bildnis, zu dem Zweck konzipiert, um Sie nicht unnötig zu verwirren. Sollte ich mich geirrt oder Sie verärgert haben, zögern Sie nicht, mir das zu sagen. Meine Kenntnisse Ihrer Sitten und Gebräuche sind längst noch nicht vollständig.«
    »Sie haben mich nicht verärgert. Im Gegenteil, ich finde Sie überaus charmant. Ich war nur neugierig, ob die Wesen, die Sie erschaffen haben, auch menschlich waren.«
    »SONDE hat mich erschaffen.«
    »Dann die Wesen, die SONDE erschufen.«
    »Ich weiß nicht, ob die Schöpfer menschliche Form haben, obwohl es nach dem Gesetz der Logik sehr unwahrscheinlich ist.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Mrs. Meriweather. »Sie wissen nicht, wer … äh, SONDE erschaffen hat?«
    »SONDE gestattet mir den Zugang zu diesen Daten nicht.«
    »Weiß SONDE von diesen … Schöpfern ?«
    »Ja.«
    »Vielleicht könnten Sie ihr dann meine Frage stellen.«
    »SONDE weigert sich, zu antworten.«
    »Das ist auch nicht so wichtig«, sagte Mrs. Meriweather und umschiffte diese Klippe mit den antrainierten Reflexen eines Diplomaten. »Ich nehme an, dass Sie unsere Sprache erlernt haben, indem Sie sich unsere Holovisions-Sendungen anschauten?«
    »Ja. Wir haben über hundert Jahre alte Signale im Speicher abgelegt. Natürlich haben wir auch beobachtet, wie Ihre Leute auf unsere Präsenz reagiert haben.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sie werden uns die tiefere Bedeutung erklären müssen, die Ihrer Rede auf der Vollversammlung im letzten September innewohnte.«
    »Die haben Sie auch gesehen?«
    »Ja, natürlich. Obwohl viele Anspielungen für einen Nichtmenschen zwangsläufig unklar waren, war ich dennoch sehr angetan von Ihrer Rede. Man kann Ihnen zu Ihrer Beredsamkeit nur gratulieren, Mrs. Meriweather.«
    »Danke schön, STELLVERTRETER. Und Sie können mich Agusta nennen, wenn Sie mögen.«
    »Ich danke Ihnen , Agusta. Um Zeit zu sparen, schlage ich nun vor, dass wir die Modalitäten vor der Ankunft Ihrer Verhandlungsdelegation klären. Ich bin sicher, dass Sie mich viele Dinge fragen möchten, und ich habe auch einige Fragen an Sie.«
    »Wir sollten wirklich keine Zeit mehr verschwenden.«
    Eric Stassel erreichte den Treffpunkt drei Tage nach der Sonde. Er, Greg Zapata, Bernie Whitnauer und Roger Kingsley legten Raumanzüge an und

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