Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
verließen das Kurierschiff durch die kleine Luftschleuse. Sie durchquerten jedoch nicht den freien Raum, um zum Flaggschiff zu gelangen, sondern betraten es durch eine halbfertige Andockkugel, die die Ingenieure fieberhaft am Bug der Bernadotte montierten. Der »Anbau« war immerhin schon so weit fortgeschritten, um die Übernahme von Fracht und Personal zu ermöglichen, ohne die Rotation des Schiffs zu verlangsamen. Die vier Männer hangelten sich an Seilen entlang, die zwischen nackten I-Trägern und halb verschweißten Rumpfplatten gespannt waren. Sie hatten die Hälfte des Wegs zurückgelegt, als sie die Sonde zu Gesicht bekamen …
    Zehn Minuten später klopfte Stassel an Admiral Lius Tür und trat ein. Sein Chef schaute flüchtig von der Arbeit auf und bemerkte den Blick auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. »Ich vermute, Sie haben die Sonde eben zum ersten Mal aus der Nähe gesehen.«
    Stassel nickte.
    »Ich weiß, was Sie gerade durchmachen. Vor drei Tagen ist den Leuten hier auch die Kinnlade runtergefallen, mich eingeschlossen.«
    »Jawohl, Sir. Ich wusste nicht …«
    »Was wussten Sie nicht, Major?«
    »Es ist so völlig anders als alles, was ich je zuvor gesehen habe. Es strahlt eine Aura von … von …«
    »Macht aus?«, fragte Liu.
    Stassel nickte. »Wie ein altes, seltenes Museumsstück. Nein, es muss schon alt gewesen sein, als Sokrates noch jung war! Und stellen Sie sich nur vor, welch weiten Weg es zurückgelegt hat!«
    »Sie sehen müde aus, Major. Anstrengende Reise gehabt?«
    Stassel schüttelte den Kopf. »Zwei schlechte Monate. Erinnern Sie beim nächsten Mal daran, dass ich mir als ›Zellenkumpels‹ jemand anders aussuche als Roger Kingsley und Bernie Whitnauer. Die beiden haben ein Talent, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Trotzdem haben wir ein paar gute Daten bekommen. Die Bernie sagt, wir hätten eine Aufnahme, wie die Sonde einen leeren Brennstofftank abstößt. Mir wäre das gar nicht aufgefallen. Ich hätte es nur für einen x-beliebigen Lichtklecks gehalten.«
    »Gut, dann leiten Sie das an die Analyseabteilung weiter und bitten sie um eine Expertise. Anschließend nehmen Sie sich für den Rest des Abends frei. Ich möchte, dass Sie morgen die erste Schicht übernehmen. Wir haben viele Vorbereitungen zu treffen. Eine mittelgroße UN-Delegation kommt von der Erde herauf. Sie werden in sechsundneunzig Stunden hier sein. Stan Ames meldet, dass die Panafrikaner zahlreich vertreten sind.«
    »Panafrikaner? Was zum Teufel haben die denn in einer Verhandlungsdelegation zu suchen? Sie werden doch wohl nicht auf unseren Standpunkt umgeschwenkt sein?«
    »Oberst Ames glaubt, sie führen etwas im Schilde.«
    »Was könnten sie jetzt noch tun, wo sie vor vollendeten Tatsachen stehen?«
    Admiral Liu schaute Stassel mit dem guten Auge an. »Ich würde auf meinen Platz auf der Beförderungsliste verzichten, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, Major. Aber fürs Erste haben Sie dienstfrei bis null achthundert morgen früh.«
    Stassel nickte. »Danke, Sir. Ich glaube, ich werde erstmal ein Bad nehmen und dann nach Brea suchen.«
    Liu rümpfte leicht die Nase. »Von meinem Sitz- beziehungsweise Standpunkt aus ist das eine hervorragende Idee, Major.« Stassel fand Brea in einem Gang in der Nähe des Büros des Astronomie-Teams. Sie war in ein angeregtes Gespräch mit einer älteren, grauhaarigen Frau vertieft; als er um die Ecke bog, schaute sie jedoch kurz auf und erstarrte mitten in ihrer Geste. Eine volle Sekunde verstrich, bevor sie einen Freudenschrei ausstieß und auf ihn zustürmte.
    Brea bedeckte sein Gesicht mit feuchten Küssen, während er sie eng an sich zog und im Gefühl schwelgte, sie in den Armen zu halten. Nach ein paar Minuten löste Stassel sich widerwillig von ihr. »Hast du mich wenigstens vermisst?«, fragte er und hielt sie dabei auf Armlänge, sodass er sie anschauen konnte.
    »Natürlich habe ich dich vermisst!«, sagte Brea atemlos. »Aber du hättest doch erst in drei Stunden hier sein sollen. Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du schon früher kommen würdest, du Stinkstiefel?«
    »Würdest du denn einem Stinkstiefel glauben?«
    Erst nachdem er und Brea eine zweite Knutsch-Runde absolviert hatten, bemerkte Stassel ihre Begleiterin, die einen diskreten Abstand einhielt. Er versteifte sich, als er Agusta Meriweather erkannte.
    Brea blickte über die Schulter, sah Mrs. Meriweather mit einem verhaltenen Lächeln im Gesicht zu ihnen herüberschauen und

Weitere Kostenlose Bücher