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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Plötzlich wich das Diagramm einer räumlichen Darstellung der letzten Etappe, die die Sonde würde einschlagen müssen, um die Geschwindigkeiten anzugleichen. Wie bei jedem Dauerschub-Manöver war der Pfad komplex und verlangte eine sehr genaue Kontrolle vonseiten der Sonde.
    Einfach ausgedrückt: Die Sonde hatte seit Monaten auf einer radialen Linie zur Sonne abgebremst. In den letzten Wochen hatte sie den Pfad dann korrigiert, um die Erdbahn im schiefen Winkel zu schneiden. Somit hätte die Sonde – in der richtigen Jahreszeit – lediglich ein tangentiales Bremsmanöver durchführen müssen. Heute wäre sie mit diesem Manöver jedoch auf der falschen Seite der Sonne und somit Millionen Kilometer vom Treffpunkt entfernt zum relativen Stillstand gekommen. Um ihre Geschwindigkeit an die der wartenden Flotte anzupassen, würde sie ein modifiziertes »Angelhaken«-Manöver fliegen. Ihre Flugbahn würde die Erdbahn zwischen der Bernadotte und dem Heimatplaneten schneiden. Innerhalb des Erdbahnradius würde die Sonde dann den Booster schwenken und Kurs auf die wartende menschliche Flotte nehmen. Schließlich würde sie sich um die Querachse drehen und so stark verlangsamen, bis sie ihre Geschwindigkeit an die der Flotte angeglichen hatte.
    Der Stern auf dem Zusatzmonitor hellte sich dramatisch auf und brachte das optische Filtersystem an den Rand der Überlastung. »Die Sonde hat den Angelhaken ausgefahren!«, rief einer der Konsolenbediener. »Der Booster ist nun direkt auf uns gerichtet.«
    »Hüllentemperatur leicht erhöht«, meldete jemand anders.
    »Beträchtliche Funkstörung, Sir.«
    Liu nickte. All diese Faktoren waren normale Folgen des Sondenmanövers. Falls die Sonde diesen Kurs aber zu lange beibehielt, würde ihr Antriebsfeuer die menschlichen Schiffe verbrennen. »Befehlen Sie allen Schiffen, auf ihren Positionen zu bleiben, Leutnant.«
    »Jawohl, Sir.«
    Alle warteten schweigend, während die Minuten zäh verstrichen und die Strahlungsmonitore immer lauter anschlugen. Nachdem die Flotte eine Zeit, die den Leuten wie eine Ewigkeit erschienen war, im Plasmasturm verharrt hatte, nahm die Anzahl der geladenen Partikel, die jede Sekunde auf die Hülle der Bernadotte rieselten, wieder ab.
    »Die Sonde hat nach rechts gegiert, um uns aus ihrem Abgasstrahl herauszuhalten«, meldete Ellie. »Noch zehn Minuten bis zum Rendezvous.«
    » Hoffnung versucht uns zu kontaktieren, Sir. Die Sonde hat ihren Standort passiert. Hoffnung verfolgt sie.«
    »Kann sie die Sonde sehen?«, fragte Liu.
    »Negativ. Der Kontrast ist noch zu hoch.«
    Brea sah einen hellen Punkt über die Projektion auf dem Bildschirm wandern. Die Sonde richtete ihren Plasmastrahl parallel zu Bernadottes Pfad aus. Das Warten würde bald ein Ende haben.
    »Fünf Sekunden.«
    »Alle Recorder sofort auf höchste Empfindlichkeit!«, befahl Liu.
    »… drei … zwei … eins … Geschwindigkeit angeglichen!«
    Als ob die Sonde die Frequenzen zwischen den Schiffen überwacht hätte, erstarb das violette Antriebsfeuer. Ein uralter Traum war Wirklichkeit geworden. Zum ersten Mal in der Geschichte standen Menschen einer Intelligenz von außerhalb ihres eigenen, kleinen Planeten gegenüber.
     
    Es lief Brea eiskalt den Rücken hinunter, als sie den Bildschirm betrachtete. Er war mit einem weißen Lodern angefüllt, das dem Antriebsfeuer an Helligkeit kaum nachstand. Um die Flamme herum waren ein paar dunkle Schemen auszumachen, die jedoch keinen Aufschluss über ihre tatsächliche Form oder Größe gaben. Der unsichtbare Kamerabediener verkleinerte das Bild, und die Flamme schrumpfte zu einem kleinen hellen Bereich vor einem sonst schwarzen Hintergrund.
    » Was zum Teufel war das ?«, rief jemand.
    »Triebwerksrestwärme«, antwortete eine andere Stimme.
    Zunächst war wenig zu sehen außer dem weiß glühenden, abgeschalteten Sondentriebwerk. Als die Weißglut sich zu Orange und schließlich zum trüben Rot einer verlöschenden Glut abschwächte, wurden mehr Details sichtbar.
    » Allmächtiger! Das Ding muss mindestens einen Kilometer lang sein .«
    »Radar!«, ertönte die Stimme von Admiral Liu.
    »Die Entfernung beträgt fünf Kilometer, Sir. Größe: achthundert Meter mal zweihundert.«
    »Leutnant Crocker, geben Sie uns ein Bild, auf dem wir auch etwas erkennen.«
    »Jawohl, Sir. Sean, geh bitte in den Weitwinkelmodus.«
    Der Bildschirm wurde wieder hell. Brea hatte plötzlich den überwältigenden Eindruck, ein Taucher zu sein, der neben einem Blauwal

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