Lebenssonden: Roman (German Edition)
erriet dann den Grund für Stassels plötzliche Nervosität. »Ach was! Agusta ist doch nichts Menschliches fremd, nicht wahr, Agusta?«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht, Brea.« Mrs. Meriweather lachte glucksend. »Die Leute haben sich in den Tagen meiner Urgroßmutter noch mit Necking begnügt. Zu meiner Zeit haben wir schon Petting gemacht.«
»Dann wissen Sie ja, was ich meinte.«
Mrs. Meriweather lächelte und reichte Stassel die Hand. »So trifft man sich wieder, Major. Wie ist es Ihnen denn ergangen?«
Er nahm ihre Hand und schüttelte sie. »Beschäftigt, Ma’am.«
»Nicht so sehr wie Brea und ich, möchte ich wetten. Sie ist nun meine Assistentin. Ich weiß nicht, wie ich es ohne sie schaffen sollte.«
Brea nickte. »Beschäftigt trifft es nicht ganz. Komm, Eric, wir waren gerade auf dem Weg in die Lounge, um vor dem Essen noch einen Schluck zu trinken. Du kannst dich uns gern anschließen.«
»Wieso nicht. Der Chef hat mir Ausgang bis morgen früh gegeben.«
»Wunderbar!«
In der Lounge saß Stassel mit Brea auf einer Seite des Separees, während Mrs. Meriweather ihnen gegenüber Platz nahm. Sie hob ihr Glas mit moussierendem Weißwein zu einem Toast. »Auf die Sonde«, sagte sie. »Möge sie finden, wonach sie sucht.«
Stassel und Brea stießen mit ihr an und nippten an ihren Getränken. Dann stellte Stassel sein Niedergrav-Glas wieder ab und schaute die Frauen abwechselnd an. »Möchte jemand mir sagen, worauf ich gerade getrunken habe?«
»Soll das heißen, du hast die Nachrichten noch gar nicht gehört?«, fragte Brea. »Die Sonde hat Agusta ihre ganze Geschichte gleich nach der Begegnung erzählt. Es steht in allen Zeitungen der Erde.«
»Ich steckte nicht mehr in der … Materie drin, wenn du dich erinnerst.«
»Das stimmt«, sagte sie mit einem Kichern, das die Doppeldeutigkeit seiner Aussage hervorhob. »Hör zu …«
Brea erzählte ihm die Geschichte der Schöpfer und der Suche nach dem Geheimnis eines überlichtschnellen Antriebs. Die Erzählung dauerte fast zwanzig Minuten. Mrs. Meriweather beobachtete Stassel aufmerksam und wunderte sich über seine Gelassenheit. Als Brea den Vortrag beendete, war er in düsteres Schweigen verfallen.
»Sie scheinen nicht sehr beeindruckt, Major Stassel«, konstatierte Mrs. Meriweather. »Sind Sie nicht auch bewegt von der schieren Kühnheit dieser Schöpfer ? Sie stecken in einem Sternsystem fest und ersinnen diesen grandiosen Plan, das Universum von einem Vertreter erforschen zu lassen. Bedenken Sie nur die enorme Geduld.«
»Ich mache mir eher Sorgen wegen der Weiterungen«, murmelte Stassel.
»Welche Weiterungen?«
»Ist das nicht offensichtlich? Unsere einzige echte Überlebenschance ist der Griff nach den Sternen. Obwohl diese Schöpfer einen Vorsprung von ein paar Millionen Jahren auf uns haben, haben sie das Problem der Einstein-Barriere immer noch nicht gelöst. Wenn es nicht einmal ihnen gelingt, die Relativitätsgleichungen zu umgehen, welche Chancen haben dann wir?«
»Das Beste kommt doch erst noch, Eric!«, sagte Brea und zupfte ihn am Ärmel.
»Was Brea zu sagen versucht, Major Stassel, ist, dass wir gerade von einer Unterredung mit der Sonde kommen. Gegenstand dieser Diskussion war das Problem, einen überlichtschnellen Antrieb zu bauen. Ich fragte, weshalb die Schöpfer -Sonne noch von keinem Überlichtraumschiff besucht wurde, wenn ein Überlichtantrieb möglich ist. Man sollte doch meinen, dass in einer genauso großen Galaxis wie unserer irgendjemand das Problem bereits gelöst hätte – was bei näherer Überlegung auch die motivierende Annahme hinter dem Lebenssonden -Programm der Schöpfer ist. Sie kommen zu Hause nicht auf den Trichter; also suchen sie die Lösung woanders.« Mrs. Meriweather drehte sich mit verschwörerischer Miene zu Brea um.
»Sagen Sie es ihm, Brea.«
Brea nickte eifrig. »STELLVERTRETER ging mit uns konform, dass es seltsam sei, wenn eine Spezies mit FTL nicht bald überall die Nase hineinstecken würde. Dann ließ er die Bombe platzen. Sie haben es gefunden, Eric! SONDE und STELLVERTRETER haben Indizien für ein Superlicht-Sternenschiff gefunden, das in der Nähe von Procyon operiert. Sie wollen dorthin fliegen, nachdem wir ihnen bei der Überholung geholfen haben.«
»Boah, ey. Procyon ist, Moment mal … zwölf Lichtjahre von hier entfernt?«
»Dürfte hinkommen«, pflichtete Brea ihm bei. »Wenn diese Übermenschen so nah sind, wie kommt es dann, dass sie noch nie hier erschienen
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