Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
machen.«
    »Dumme Geschichte, Bigot!« warf der andere dazwischen.
    »Wir haben dadurch kostbare Zeit verloren.«
    Mit einem Achselzucken ging Bigot über den Einwand hinweg.
    »Um so mehr verspreche ich mir von einer Bekanntschaft mit Doktor Bruck, dem anderen Assistenten«, fuhr er fort. »Nach dem, was ich über ihn hörte, könnte er der richtige Mann für uns sein. Er war nämlich auf dem besten Wege, ein verbummeltes Genie zu werden. Eisenlohr, der ihn von der Universität her kannte, hat ihn vor einigen Jahren aufgegabelt und ihm eine anständig bezahlte Tätigkeit in seinem Laboratorium gegeben.«
    »Und Sie meinen, der Mann würde trotzdem …?« unterbrach ihn Hartford.
    »Ich meine in der Tat, Hartford. Ich habe andeutungsweise gehört, daß er unzufrieden ist. Er möchte die Forschung nicht nur um der Forschung willen betreiben wie die beiden andern, sondern Geld damit verdienen. Verstehen Sie mich jetzt?«
    Hartford pfiff vor sich hin. »Dann könnte es glücken. Wenn es gelingt, mit ihm bekannt zu werden und ihn durch Versprechungen auf unsere Seite zu ziehen. Bigot, auf derartige Dinge verstehen Sie sich doch meisterhaft.«
    Der Franzose schüttelte den Kopf. »Es ist leider nicht so einfach, seine Bekanntschaft zu machen. Seit Monaten ist er von der Eulenburg nicht ‘runtergekommen … Alles, was außerhalb zu besorgen ist, überträgt Eisenlohr dem anderen, dem Doktor Holthoff.«
    »Hm! Dann wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, Bigot, als sich selber in die Höhle des Löwen zu wagen.«
    »Ausgeschlossen, Hartford! Eisenlohr hat es abgelehnt, mich zu empfangen. Es wäre nur möglich, wenn er selbst einmal abwesend wäre.«
    »Ja, zum Teufel, Bigot, dann schreiben Sie doch einfach einen Brief an diesen Doktor Bruck!«
    Der Franzose machte eine abwehrende Bewegung. »Unter keinen Umständen. Ein Brief kann in falsche Hände kommen.«
    Die beiden sprachen noch eine Weile weiter, aber der Gastwirt Schöne verlor das Interesse an ihrer Unterhaltung, denn Namen, die er kannte, wurden nicht mehr genannt. Er horchte erst wieder auf, als sich Bigot in deutscher Sprache direkt an ihn wandte. Ebenso wie die früheren Gäste wünschte auch der Franzose jetzt allerlei über die Bewohner der Eulenburg zu erfahren, doch es war unverkennbar, daß ihn die Antworten des Wirtes nicht sonderlich befriedigten.
    Bigot bezahlte schließlich mißmutig seine Zeche und verließ zusammen mit Hartford den Raum.
    *

Jene beiden Gäste, um die sich das Gespräch von Schöne und Michelmann gedreht hatte, waren auf der Landstraße eine Strecke weitergefahren, bis die Wirtschaft außer Sicht kam.
    Dann lenkten sie in eine Schneise ein und bogen ein Stückchen weiter nochmals seitwärts ab, bis der Wagen gut verborgen im Unterholz des Hochwaldes stand.
    »Na, Walke, was halten Sie von der Sache?« fragte der ältere, der am Steuer saß, seinen Begleiter.
    Der zuckte die Achseln. »War nicht viel aus dem Wirt ‘rauszukriegen, Herr Reinhard. Ein mißtrauischer Bursche. Weiß der Himmel, wofür er uns gehalten hat!«
    »Jedenfalls nicht für das, was wir sind«, sagte der mit Reinhard Angeredete.
    »Wäre es nicht besser, wenn wir gleich losgingen?« fragte sein Begleiter.
    »Ist mir noch zu hell, Walke. Unsere Sache erledigen wir besser bei Dunkelheit.«
    Eine Turmuhr schlug aus der Ferne die neunte Abendstunde, als Reinhard und Walke ihren Wagen verließen.
    »Na, denn los, Walke! Den Pfad hier müssen wir nehmen, er führt zu dem eigentlichen Burgweg hin.«
    Reinhard ging vorsichtig voraus, Walke folgte dicht hinter ihm. Schritt für Schritt stapften sie voran, aber bald mußten sie wieder haltmachen. Von allen Seiten her wurden .sie durch das dichte Unterholz gehemmt.
    »Man kann nicht die Hand vor Augen sehen«, meinte Reinhard, während er eine Blendlaterne aus der Tasche holte und aufflammen ließ.
    Schweigend schritten sie während der nächsten Viertelstunde auf einem schmalen Fußsteig weiter.
    »Sind wir hier richtig?« fragte Walke flüsternd.
    »Pst, Walke!« mahnte Reinhard und blendete gleichzeitig die Laterne ab. Regungslos standen sie in der Dunkelheit und lauschten. Durch die leisen Geräusche des Waldes war eine Stimme zu hören, die auf Fragen Antwort zu geben schien.
    »Ist, als ob jemand telefonierte«, flüsterte Walke Reinhard ins Ohr.
    »Pst, ruhig!« wisperte der zurück und tastete sich behutsam vorwärts. Deutlich konnten sie jetzt jedes Wort vernehmen.
    »So … Herr Doktor? Es ist niemand gekommen?

Weitere Kostenlose Bücher