Lebensversicherung (German Edition)
brisant war.
Ich stellte mein Laptop auf den Kartentisch und legte die
Diskette ein. Das Schlüsselwort war mir klar. Dieser Köter hatte mir damals das
ganze Schiff verkratzt. Das vergaß ich nie.
Ich las, was Joseph geschrieben hatte, und auch das, was Karl
hinzugefügt hatte.
Als ich fertig war, nahm ich ein Taschenbuch aus dem Regal.
Vor Jahren, als ich das Schiff für unsere große Fahrt mit Lesestoff ausgerüstet
hatte, hatte ich es gekauft. Es enthielt eine Sammlung von Kurzgeschichten.
Mir war eine dieser Geschichten nie aus dem Sinn gegangen.
Ich hatte immer gedacht, dass sie so gut erfunden war, dass sie wahr sein
konnte
Ich schlug sie jetzt auf. ´Das Vierte Siegel´ von Karl Edward
Wagner.
Hier stand es. Gleich beim Lesen der Diskette war mir die
Ähnlichkeit aufgefallen. Die Geheimbände, die Joseph gelesen hatte. Ihr Inhalt,
den er zusammengefasst hatte. Es stimmte alles.
Und die Namen! Dr. Teeman war Lipton, Zacharias der Dr.
Thackeray in Edwards Geschichte, und Froneberger ist Von Berg.
Ich stand auf. Ich musste ´raus. Ein paar Schritte gehen. Ich
setzte mich auf die Bank am Steg. Verdammt, die Geschichte ist wahr. Edwards
hatte die Wahrheit geschrieben in seiner Kurzgeschichte und nur die Namen
geändert.
Ich lachte vor mich hin. Nicht aus Humor, eher aus Sarkasmus.
Verdammt, verdammt, verdammt. Wo bist du hier hineingeraten?
Ich wusste, dass ich keine Ruhe haben würde.
Ich musste wissen, ob Karl und Joseph ermordet worden waren.
In Wagners Geschichte - die beiden waren auch ermordet
worden. Walker und Metzger hatte er sie genannt. Wahrscheinlich hießen sie
anders. Aber Wagner hatte sie an Herzinfarkt sterben lassen! Wie Joe und Karl.
Alle sterben an Herzinfarkt.
Charlie setzte sich neben mich.
- Was hast du gelesen?
Ich erzählte ihr, was ich erfahren hatte. Sie unterbrach mich
nicht oft.
- Was wollen wir tun?
Ich schüttelte den Kopf.
- Lass´ uns nachdenken. Morgen ist auch noch ein Tag.
An Bord gab ich ihr das Buch.
- Hier, lies die Geschichte. Ich leg´ mich hin.
Doch zuvor legte ich Josephs Brief, die Dateienauszüge und die
Diskette zurück in mein Geheimfach.
Charlie sollte das nicht lesen.
Ich wollte nicht, dass sie Alles erfuhr.
16.
In der Nacht konnte ich keinen Schlaf finden. Ich nahm meine
Decke und ein Glas Wein und setzte mich ins Cockpit. Die paar Moskitos störten
mich nicht.
Ich hatte viel nachzudenken.
Ich musste herausbekommen, ob Wagner in seiner Kurzgeschichte
tatsächlich die Wahrheit geschrieben hatte. Ich zweifelte nicht, aber ich
wollte Gewissheit haben. Ich musste Wagner finden und mit ihm sprechen.
Ich machte mir nichts vor. Karl und Joseph waren ermordet
worden. Allerdings glaubte ich, dass ihre Mörder nichts von den Papieren und
der Diskette wussten, doch ich beschloss, mit Charlie nicht über meinen
Verdacht zu sprechen. Trotzdem, wir mussten vorsichtig sein.
Am Morgen schickte ich eine Mail an den Verlag, der Wagners
Erzählung herausgebracht hatte und bat unter einem Vorwand um Informationen
über den Autor.
Die Antwort kam bald. Sie schrieben, es täte ihnen leid, aber
Wagner stehe nicht in Kontakt mit dem Verlag. Stattdessen nannten sie mir den
Namen des Lektors, der Wagners Geschichte bearbeitet und ihn damals
kennengelernt hatte (***). Obwohl dieser Erich Schmid noch als freier
Mitarbeiter geführt wurde, wussten sie seinen derzeitigen Aufenthaltsort nicht.
Schmid hatte nach dem Erscheinen der Geschichte gekündigt.
Seine letzte Post war vor Monaten aus den Bahamas gekommen. Er lebe auf einem
Segelschiff, schrieben sie, mit dem er seit Jahren die Welt bereise. Sie
bedauerten, mir nicht helfen zu können.
Ich schloss daraus, dass Schmid sich auf Weltumsegelung
befand.
Die nächste Mail schickte ich an TransOcean. Ich war Mitglied
in diesem Verein, der weltweit Segler betreute. TransOcean unterhält nicht nur
Stützpunkte rund um den Globus, sondern sammelt Standortmeldungen seiner
Mitglieder, die vierteljährlich in einem Mitteilungsblatt veröffentlicht
werden.
Ich fragte, ob Schmid Mitglied bei TransOcean sei, und ob
eine aktuelle Standortmeldung vorliegen würde.
Die Antwort war positiv. Schmid hatte sich im November aus
Georgetown, Bahamas, gemeldet. Sein Schiff hieß Falcon .
Nachdem ich die TO-Hefte der letzten Jahre durchgesehen
hatte, wusste ich, dass Schmid die letzten Jahre in den Bahamas verbracht hatte
und Georgetown das regelmäßige Winterquartier der Falcon gewesen war.
Schmid könnte also
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