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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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schnell. Er hatte doch mit dem Leben abgeschlossen. Das sollte doch das Ende sein. Und trotzdem. Es zweifelte in ihm. Obwohl ihm keiner auf die Schulter gehauen und ihn aufgefordert hatte, weiter mitzumachen. Obwohl nun wirklich nichts passiert war, was ihn irgendwie hätte aufbauen können. Aber dennoch. Es ordnete sich was. Er konnte wieder anders denken, er konnte wieder sehen. Pfarrer Leonhard hätte eine wahre Freude an ihm gehabt.
    Mit sich dagegen hatte der Pfarrer keine rechte Freude. In seinem Traum, auf der Wolke sitzend, hatte er eben die Harfe aufgenommen und wollte loslegen, da störten schrille Schreie sein Vorhaben. Wie es in Träumen oft so ist, konnte er das Geräusch nicht zuordnen. Es klang wie das Bremsen eines Güterzuges, nur lauter. Der Pfarrer brauchte wieder einige Minuten, ehe er realisiert hatte, dass das Geräusch von außerhalb seines Traumes kam.
    Zurück in der Realität, schaute er hinüber zu seinem Bettnachbarn. Der brüllte, was das Organ hergab. Diesmal war es anscheinend nicht die Konstruktion direkt, sondern eher das Nachlassen der Schmerzmittel. Pfarrer Leonhard blieb nichts anderes übrig, als noch einmal die Nachtschwester herbeizuklingeln. Die kam auch und beschleunigte, als sie den Schrei vernahm, schon draußen auf dem Korridor ihre Schritte.
    »Ja, was ist denn hier passiert?«, fragte sie, als sie eintrat. »Haben wir Schmerzen?«
    Millreiner wäre ihr angesichts dieser Frage wahrscheinlich am liebsten ins Gesicht gesprungen, wenn ihn nicht die Konstruktion daran gehindert hätte. So zeigte er nur verzweifelt und mit Tränen in den Augen auf sein körperliches Mittelteil.
    Schwester Margret begriff. Nun hatte ihr dieser weichteilgeschädigte Einzelhändler schon den Beginn ihrer Schicht dermaßen versaut, dass sie nur mit Mühe so etwas wie schwesterliche Sorgfalt und Mitgefühl für ihn entwickeln konnte. Aber sie konnte ihn natürlich nicht so schreien lassen. Das ging nicht, vor allem nicht mitten in der Nacht. Hier waren Maßnahmen gefragt, die diesem Geschrei bald, möglichst gleich, ein Ende setzten. Sie ergriff seine Hände, und ehe er sich’s versah, schnallte sie ihn am Bett fest. Dann nahm sie einen Waschlappen aus dem Bad und stopfte ihm ihn in den Mund.
    Pfarrer Leonhard betrachtete den Vorgang mit Respekt einerseits, denn ruhig war es nun. Andererseits musste er auch an den Menschen Millreiner denken, an dessen Würde und vor allem natürlich seine Seele. In dieser Hinsicht war das nicht so gut, was die Schwester Margret da machte. Er verstand ihre Situation, und man konnte das Malheur, das ihr durch Millreiners Leitungsschaden passiert war, noch deutlich riechen. Aber Rache, das hatte er auch erst vor ein paar Tagen zu Frau Schickle gesagt, Rache, das war ein Element aus dem Alten Testament. Das konnte und durfte im aktuellen christlichen Zusammenleben keine Rolle mehr spielen.
    Aber wie das eben so war mit theologischen Meinungen und Erkenntnissen. Die Erkenntnis war das eine, die Umsetzung hinein in eine Gesellschaft war das andere. Schwester Margret hatte dies halt noch nicht erfahren. Er würde ihr morgen früh ein paar Sätze aus seinem Brevier vorlesen, und sie würden dann drüber reden. Für den Moment konnte er den schwesterlichen Lösungsansatz zumindest aus persönlicher Sicht tolerieren. Ruhe war etwas Feines, dachte er und schloss die Augen.
    Diesen Wunsch nach Ruhe hegte auch Frieder Kötzle auf seiner Bundeswehrliege. Er hatte sich vom Polizisten Schirmer verabschiedet, ihm noch eine gute Verrichtung gewünscht und sich lachend in die Hütte zurückgezogen. Sollte der doch mit der jugendlichen Bande klarkommen. Schließlich war das dessen Zuständigkeit.
    Kommissar Schirmer stand nun mitten unter den Jugendlichen und hätte nicht gedacht, dass ein Problem, das laut Polizeianweisung zu bearbeiten war, nicht dort blieb, wo es von ihm aus bleiben konnte, sondern zu ihm kam, in sein Revier. Und es war eine Sache, im Büro einen Witz darüber zu machen, eine ganz andere aber, dann hier diesen sogenannten Jugendlichen gegenüberzustehen und etwas tun zu müssen.
    »He, Jungs«, versuchte er es mit direkter Ansprache, wie er es damals im Lehrgang gelernt hatte, »lasst das doch sein!«
    Die Reaktionen auf seine Gesprächstaktik schienen ihm recht zu geben, denn die Jugendlichen sahen ihn allesamt doch sehr erstaunt an. Dann wandelte sich das Erstaunen allerdings sehr schnell in lautes Lachen, und er stand plötzlich im Zentrum beißenden

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