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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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früh würden sie gemeinsam diesen Fall ordnen, und morgen früh würde er auch noch mal den Knochenfunden am Georgenberg nachgehen.
    Eher am Rande würde er sich informieren, was Gerda Schickle in Beutlingen bei Hauptkommissar Schleck gemacht hatte. Aber zuerst, das wusste er genau, würde er seiner Frau erklären müssen, warum er heute keine Chance gehabt hatte, früher heimzukommen.
    Das dachte er gerade, als sein Handy klingelte. Das würde doch nicht Schirmer sein?, fragte sich Knöpfle.
    Der war es nicht, denn der war mit anderem beschäftigt. Schirmer hatte es klug angestellt, das konnte man ihm später nicht absprechen.
    Ihm war schnell klar geworden, dass er mit seiner Methode bei diesem Jungvolk keinen Schritt weiterkommen würde. Also hatte er die Rolle gewechselt. Schließlich war er schon seit Jahren Mitglied der örtlichen Laientruppe. Er nahm sich einen Strohhalm und tat, als würde er mit den Jungen mithalten. Und schon sah die Zukunft Pfenningens und Beutlingens in ihm einen Kollegen, einen von ihnen, der sich eben auch nur die Kante geben wollte, schon saß er mit ihnen an den Eimern. Dass er ganz nebenbei, als er den Jugendlichen die Geschichte vom Knochenfund vorbrabbelte und hinauf zum Fundort deutete, ein paar Tropfen seines Verdauungshelfers in den Eimer tropfen ließ, das bemerkte niemand.
    So machte er die Runde, erzählte seine Story immer besser und verteilte seine Medizin gleichmäßig auf die vorhandenen Eimer. Das war vielleicht nicht gerade die modernste Maßnahme, sicherlich aber eine durchschlagende, dachte er und verabschiedete sich bald darauf mit ein paar kehligen Lauten von den Jugendlichen. Mal sehen, dachte er, mal sehen, was daraus würde.
    Das wollten Frieder und Alfred in der Hütte dann auch. Denn mit diesen marodierenden Jugendlichen am Hang konnte kein rechtschaffener Bürger seinen Schlaf finden. Sie wälzten sich in ihren Notbetten hin und her, mal ging der eine pinkeln, dann der andere, und jeweils wurde Bericht erstattet, wie es draußen aussah.
    Frieder erklärte Alfred seinen Fehler mit dem Internet und dass er hoffte, aus der Zeitungsgeschichte würde nichts. Denn recht überlegt, konnte dabei nichts Gutes herauskommen. Schließlich brauchte man die hiesige Polizei vielleicht auch noch mal, und dann sollte die Chemie stimmen.
    Alfred erzählte von Gerda Schickle und ihrem unmöglichen Verhalten, deutlich in seinem Stolz gekränkt. Da war ein Gaul mit ihm durchgegangen, und er wusste jetzt nicht mehr zu sagen, wie er diesen Gaul überhaupt hatte besteigen können. Er hatte für einen Moment seine Frau vergessen und ein wenig geträumt und gedacht, dann überlegt und wieder geträumt.
    Denn im Traum lag Sicherheit, dachte Pfarrer Leonhard in seinem Traum. Er würde jetzt die Nacht über auf seiner Wolke bleiben, komme, was da wolle. Für eventuelle Leitungsschäden oder Schmerzen war er nicht mehr der Ansprechpartner. Auch Tote, die in Kirchen rumsaßen, waren nicht mehr sein Thema heute Nacht. Er wollte endlich die Harfe ergreifen und Lob singen und spielen. Das war ihm Ziel und Aufgabe, das war seine Bestimmung. Er wollte morgen früh aufwachen und die frohe Kunde vernehmen, dass er dieses Martyrium verlassen konnte. Endlich weg vom konstruierten Einzelhändler und raus aus diesem Krankenhaus. Er wollte sich dem Alltag wieder stellen und seinen Mann stehen in Welt und Kirche.
    Die Zeichen standen allerdings nicht sehr gut, muss man vorausschickend bemerken. Sie hatten dem Pfarrer auf Weisung der Polizei dann doch Blut abgezapft. Die Sache mit dem Führerschein würde den Geistlichen des Morgens wieder einholen, und daher lag er mit dem Stehen in der Welt gar nicht so falsch. In der Kirche aber würde er zumindest niemanden sitzend und tot finden. Allerdings würde er ins Präsidium müssen und einige Dinge zu erklären haben. Warum Alkohol am Steuer, klar, vor allem aber warum der Schirmer auf der Motorhaube?
    Das war der eine Teil der Fragen, der andere würde sich um den angeblichen Toten in der Christuskirche drehen. Woher wusste er denn überhaupt, und wusste er denn eigentlich wirklich? Wenn er morgen früh nicht alle Sinne zusammennahm, dann war er auf dem besten Weg, zukünftig als Fußgänger durch Pfenningen zu streifen.
    So wollen wir ihn verlassen, auf seiner Wolke, dem Herrn harfend und frohen Mutes, die Dinge, die der morgige Tag bringen würde, zu meistern mit der Hilfe ebenjenes Herrn.
    Verlassen wollen wir für den Moment auch Gerda Schickle.

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