Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
Vom Netzwerk:
Mach’s gut, Gerda. Unsere Sorge muss nicht groß sein. Du wirst deinen Weg gehen, vor die Gerichte dieser Welt. Du wirst deine Frau stehen, keine Frage. Du wirst verdauen und Größe zeigen in deinem Alltag.
    Gerda Schickle wird in der Lage sein, nicht nur zu vergessen, nein, vielmehr noch, sie wird sich nicht einmal entfernt erinnern, dass da was gewesen war. Das war Festigkeit im Glauben. Sie wird sich morgendlich den Topfpflanzen zuwenden, Kaffee machen und die neugierigen Fragen der Kollegen erwarten. Aber das wird sie nicht aufhalten in ihrem Kampf gegen Kriminalhauptkommissar Schleck.
    Diese Gerda, dachte Gott, als er von droben auf sie herabschaute, wenn es die nicht schon gäbe, müsste er sie erfinden. Leider nur waren ihre Tage auf dieser Erde und im Pfenninger Rathaus gezählt. Sie wird sich sicherlich wundern, wenn sie wüsste, welcher ihr wichtige Mensch bald für ihren Tod verantwortlich sein würde.
    Auch Franz Werth, der ja sozusagen schon vor der Himmelstür gestanden hatte, würde bald kommen, dachte Gott. Eigentlich eine witzige Sache, da machte sich der Mann bereit für seinen Tod, schloss gewissenhaft mit dem Leben ab, und dann passierte ihm das. Das Leben, sein Lebensspiel, spielte eben manchmal so. Da konnte er, Gott, kaum eingreifen. Das wollten seine Gäste hier oben oft nicht verstehen, wenn sie sich die Geschehnisse auf der Erde betrachteten. Da konnte er erklären, so viel er wollte.
    Aber das waren Himmelsfragen, dachte Gott, im Moment ging es um Gerda Schickle, und die hängte sich gerade voll rein, diesen Kriminalhauptkommissar genau dorthin zu bringen, wo er sich vorher schon wähnte, in einem fürchterlichen Schlamassel nämlich. Bravo, Gerda, dachte Gott.
    Ihr Opfer, das mit der Konstruktion, lag derweilen, wenig vom morgigen Tag erwartend, in seinem Bett und versuchte, Schlaf zu finden. Den Knebel hatte die Schwester inzwischen entfernt und ihm auch ein Schlafmittel verabreicht. Aber es wummerte noch immer mittschiffs. Das wollte nicht besser werden, und mit einem Wummern schlief es sich schlecht ein. Der Pfarrer schnarchte gemütlich vor sich hin, den konnte er nicht schon wieder wecken. Die Schwester rufen, das wiederum konnte er nicht, weil er ans Bett gebunden war, damit er seine Konstruktion nicht beschädigte. Dann aber bemerkte er eine leichte Lockerung am rechten Handgelenk und arbeitete daran.
    Materialschwäche, dachte das Einzelhändlerhirn, diese Häuser hatten doch alle kein Geld mehr. Wahrscheinlich waren das Armbänder aus den sechziger Jahren.
    Er zerrte und rüttelte und kam rechts nach einiger Anstrengung tatsächlich frei. Er sah auf das Armband, es war einfach gerissen. Links dasselbe Spiel. Er würde aufstehen und die Schwester um ein Glas Wasser bitten können und noch ein Schmerzmittel oder so. Er wollte Ruhe dort unten. Er trat hinaus auf den Korridor, ging ein paar Schritte, und dann kam einer um die Ecke. Da war Hoffnung.
    An der zweifelte zur gleichen Zeit Hans Bremer. Er lag im Bett und dachte ebenfalls nach. Die hatte doch was im Sinn. Auch wenn er erst seine Möglichkeiten auslotete, wenn die ihm wieder draufkam, dann Vorsicht. Er wollte sich zügeln, das musste doch irgendwie gehen. Aber es trieb ihn, es trieb ihn immer wieder, neue Ufer oder vielmehr Häfen zu suchen. Er gefiel sich darin. Was nutzte ihm das ganze Larifari mit Bürgermeister und allem, wenn er einer neuen Frau, einer neuen Herausforderung gegenüberstand, dann war er Mann. Dann war er Bronson und Eastwood in einem, hier in Pfenningen halt.
    Er hatte ihr geholfen, und das war der Ausgleich. Das musste sie schon sehen. Er durfte sie nicht weiter provozieren, das war ihm klar. Noch einmal über die Stränge schlagen, und er konnte seine Koffer packen. Das Geld hatte sie. Wenn das so lief, dann konnte er am nächsten Tag ausziehen. So war das. Und dann? Das war nicht seine Geschichte, das war ihm hier und liegend klar. Das war eine Geschichte, die ihm viel Kummer bereitet hatte, dachte er an die arme Elfriede. Aber vielleicht, wenn er sich ein wenig bemühte, dann machte sie ihm morgen Fleischküchle und dazu einen Kartoffelsalat. Vielleicht, wenn er noch mal über seinen Schatten springen konnte, blieb alles so, wie es gewesen war. Vielleicht.
    Mit einem Vielleicht hatten auch die Gedanken von Udo Bürzle zu tun. Er war einfach mal mit. Dann hatte Wenke ihn auf die Couch gesetzt und gefragt, was er trinken wolle. Er dann: »Wenn du mich so fragst, eine heiße Schokolade!«
    Das war ein

Weitere Kostenlose Bücher