Leberkäsweckle
verlassen, klingelte das Telefon. Aufruhr, Getöse und Geschrei am Georgenberg. Sie sollten kommen. Und kaum hatte er danach den Hörer vorsichtig auf die sogenannte Station zurückgesteckt, da klingelte das Ding schon wieder. Ruhestörung, Sauerei, Vandalen am Georgenberg. So langsam langte es ihm. Was war denn da um Gottes willen los? Es war längst nach Mitternacht.
Aber das Telefon ließ ihm keine Ruhe. Schüsse und Schreie in der Christuskirche. Das war zum Wahnsinnigwerden. Dort war doch schon Kollege Knöpfle. Beides konnte er nun wirklich nicht erledigen. Er war ja schließlich keine Frau. Also schnappte er sich seinen R4 und fuhr zum Georgenberg; wo das genau war, da würde ihm dann schon der Lärm den Weg weisen.
Der Lärm in der Christuskirche war inzwischen verhallt. Mit erhobenen Händen standen Wenke und Udo vor Kommissar Knöpfle.
»Ausweisen!«, rief der.
»Können wir die Hände runternehmen?«, fragte Wenke.
»Gut, aber keine falschen Bewegung!«, sagte Knöpfle.
Kriminalassistent Bürzle zog seinen Dienstausweis heraus. Wenke suchte verzweifelt ihren Personalausweis.
»Kollege?«, fragte Knöpfle. Auch das noch, dachte er. Er schoss hier in der Kirche nach Weinflaschen, und anstatt dass sich ein paar Diebe ergaben, stand er vor einem Kollegen, wenn auch nur einem Assistenten und dann auch noch einem Beutlinger. Wenke zeigte ihren inzwischen gefundenen Personalausweis.
»Was tun Sie beide um diese Zeit in der Kirche?«, fragte Knöpfle, und er wusste schon, als er die Frage stellte und in die Gesichter der beiden vermeintlichen Kirchenräuber schaute, dass das wohl eine längere Geschichte werden würde. Also setzten sie sich gemeinsam in eine der Kirchenbänke, und zuerst erzählte Kriminalassistent Bürzle seine Geschichte, von der Knöpfle vor allem der kurze Teil mit Gerda Schickle als Hauptperson viel Freude bereitete. Als Wenke dann ihre Schilderung des Abends berichtete, war er allerdings noch nicht wirklich schlauer.
»Und wer war dann vor Ihnen in der Kirche?«, fragte er.
Das wusste nur einer ganz genau. Franz Werth war in seiner Wohnung angekommen und setzte sich erst einmal zum Verschnaufen hin. Ein simpler letzter Gang zur Kirche hatte sich zu einem regelrechten Drama ausgewachsen.
Das konnten keine Kirchenräuber gewesen sein, sagte er sich. Die hatten doch keinen Schlüssel dabei. Aber wieso hatten sie nicht gerufen, Laut gegeben und ihm signalisiert, dass sie wegen ihm da waren? Es half nichts, die Tür war zu, und jetzt hatten diese beiden Gestalten das gleiche Problem, mit dem er den ganzen Tag und die halbe Nacht zugebracht hatte.
Es war spät, aber der Messwein kitzelte ihn noch ein wenig auf der Zunge. Er könnte ja noch eine Flasche Wein aufmachen, so zum Abschluss. Das würde auch Martha so sehen. Seine Frau war einem guten Schluck und einer geselligen Runde nie abgeneigt gewesen. Er hatte noch eine Flasche Metzinger Hofsteige von seinem Jubiläum. Die lag in der Speisekammer und sollte die richtige Temperatur haben. Die bauten dort drüben einen ganz vernünftigen Wein an, hatte er sagen hören.
Als der Rotwein im Glas schimmerte, machte sich Franz Werth Gedanken. Und Gedanken, das wusste er von sich, das hieß, keine Entschlüsse. Er nahm noch einen guten Schluck von der Hofsteige und spürte, wie ihn Ruhe überkam.
So weit zur Ruhe gekommen war Gerda Schickle noch nicht. Zwar hatte auch sie ein abschließendes Glas Wein im Sinn, war aber noch mit Zeugenaussagen und dem Fotografieren der Schäden beschäftigt. Sie hatte zu mitternächtlicher Stunde zwei Nachbarn aus dem Schlaf geklingelt. Einen Postbeamten, höherer Dienst, im Ruhestand, und eine Hebamme, ebenfalls im Ruhestand, aber sehr gut beleumundet. Mit diesen beiden und bewaffnet mit Kamera und Diktiergerät hatte sie die ganze Wohnung genauestens unter die Lupe genommen.
Und da kam einiges zusammen. Das fing schon bei der Haustür an, die zwar repariert worden war, aber zum einen noch deutliche Einbruchspuren zeigte und zum andern verschiedenfarbig schimmerte. Das war dem Schreiner im schwachen Treppenhauslicht wohl entgangen. Buche war halt nicht Ahorn, stellte Gerda Schickle fest. Sie hatte eben noch kurz das Diktierte zu Papier und die Zeugen zur Unterschrift gebracht, dann war die Sache von ihrer Seite her wasserdicht. Sie hatte sich vom Postler, höherer Dienst, einen Anwalt empfehlen lassen, den würde sie gleich morgen früh anrufen, und dann ging es los.
Wie es losging, das war für Frieder
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