Leberkäsweckle
half gerne.
Hilfe, die hätte Wenke Frühwald jetzt auch gebraucht. Sie hatte Udo das Bier serviert, und der hatte in seinem Hochgefühl die Flasche auf ex getrunken. Das Hochgefühl hatte auch verhindert, dass er sich daran erinnerte, wie wenig er an solche Getränke gewöhnt war. Er trank eigentlich keinen Alkohol.
Wenke hatte gleich eine zweite Flasche geholt. Der Mann hatte halt Durst, dachte sie.
Und Udo, ganz der starke Mann, der immer stärker wurde, hatte auch diese hinuntergekippt – und war dann sehr elegant, wie Wenke dachte, mit dem Stuhl nach hinten gekippt und mit einem dumpfen Laut auf das Sideboard geknallt.
Nun lag er leblos auf dem Boden, und Wenke untersuchte seinen Kopf. Sie musste den Rettungsdienst anrufen. Das hier sollte sich unbedingt ein Arzt ansehen, sagte ihr geschulter Blick. Sie hatte aber auch Pech. Auf jeden Fall würde sie bei der nächsten Verabredung kein Bier mehr servieren, und zwei Bier sowieso nicht.
An Bier konnte Kommissar Knöpfle noch nicht denken. Sein Tag lief noch, und wie! Denn Willi Schirmer war tatsächlich an sein Handy gegangen, hatte ihm eine wirre Geschichte von wegen der Verordnung der Landespolizeidirektion erzählt, die er am Georgenberg auf seine Weise umgesetzt habe, und dann gemeldet, dass sein Akku leer sei. Und tschüss, dachte Knöpfle und machte sich zum Georgenberg auf. Er wollte sehen, was da geschehen war.
Keine der beiden beteiligten Parteien konnte hinterher sagen, wer nun am meisten erschrocken war. Frieder und Alfred, als sie dem Kriminalkommissar mit gezogener Waffe gegenüberstanden, der irgendwelche Einbrecher vermutet hatte – oder Kommissar Knöpfle, der sich Frieder und Alfred in Faschingskostümen gegenübersah.
Denn das waren die einzigen sauberen Kleidungsstücke gewesen, die Frieder in einer alten Truhe gefunden hatte. Sie hatten sich an einem kleinen Rinnsal, das Frieder eine Quelle nannte, notdürftig gewaschen. Dann war es nicht anders gegangen, er ging als Cowboy, und Alfred gab den Indianer. Ein tolles Bild. Ein solches hatte Knöpfle dann auch von dieser Szene noch mit seinem Handy gemacht. Sie würden morgen früh auf der Wache was zu lachen haben, da war er sich sicher.
Pfarrer Leonhard war sich sicher, dass das nicht sein konnte. So stank es im Himmel nicht, nicht so gottserbärmlich. Sein Schlaf war tief und sein Glaube an seinen Traum ebenso. Aber seine Nase spielte da nicht mit. Gestank war Gestank, und als dann auch noch seine Ohren seltsame, sehr seltsame Geräusche meldeten, war es mit Schlaf und Glaube vorbei. Er schlug die Augen auf und schaute mal wieder rüber. Natürlich war es Einzelhändler Millreiner, der sich da auf dem Nachbarbett krümmte und Winde aus seinem Darm entließ, die kampfgasmäßig zu ihm herüberwaberten. Vielleicht die Genfer Konvention, dachte Pfarrer Leonhard noch, dann gab er sich einer kleinen Bewusstlosigkeit hin.
Als die Stationsschwester die Tür öffnete, kam ihr gleich etwas komisch vor. Diese Geräusche kannte sie sonst nur von ihrer Zentralheizung. Als ihr die Luft entgegenschlug, zog sie schnell ihren Mundschutz hoch, konnte damit aber nichts mehr verhindern. Zwei Pfleger mit Atemschutzmasken drangen kurz darauf ins Zimmer ein und klärten die Situation. Der Pfarrer wurde wiederbelebt und Millreiner in ein abgelegenes Einzelzimmer verlegt. Nachdem gelüftet worden und auch noch ein Raumspray zum Einsatz gekommen war, konnte der neue Patient ins Zimmer geschoben werden. Udo Bürzle war noch nicht wieder aufgewacht. Schwester Margret schüttelte nur den Kopf. Schon wieder ein Pfenninger!
Auch Wenke Frühwald schüttelte den Kopf. Diese Geschichte war noch nicht zu Ende, aber der Anfang war schon ziemlich versaut, dachte sie. Eigentlich hatte das doch so nett begonnen. Sie mit dem Schlüssel, dann der Kriminalassistent und die Situation in der Kirche. Wenn dieser Kommissar nicht aufgetaucht wäre, und dann auch noch mit der Pistole! Das hatte den Udo im Grunde genommen geschafft. Sie aber auch.
Als sie ihren Kopf ins Kopfkissen drückte, wusste sie nicht so recht, ob sie träumen oder lieber vergessen sollte. Dieser Udo war ja doch ein ganz netter Kerl und Kriminalassistent, immerhin, Beamter. Das sollte frau sich überlegen. Nur diesen schießwütigen Kommissar wollte sie nicht in Erinnerung behalten. Sie nahm den Udo-Traum und schloss die Augen.
Pfarrer Leonhard war nach der Gabe eines recht starken Schlafmittels ebenfalls in einen tiefen Schlaf gefallen und hatte es –
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