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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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mitsamt den Strohhalmen entsorgt. In Gummistiefeln und mit zwei alten Wehrmachtsgasmasken, denn der Gestank war nicht zu ertragen gewesen. So langsam konnte man wieder von einer guten Luft hier oben reden. Frieder setzte sich auf die Bank vor seiner Hütte und zündete sich einen Zigarillo an.
    Aber es geisterten noch andere Themen durch den Ort, die ganz elegant von ihrem eigenen Missgeschick ablenkten. Da war die Sache mit Gerda Schickle, die nun vor Gericht ihren Gang ging. Die Beutlinger Polizei sah da nicht gut aus. Die hatten eine unbescholtene Bürgermeisterssekretärin verhaftet und ihre Wohnung ohne Durchsuchungsbeschluss verwüstet.
    Dann die Sache Bremer! Frieder war ein bisschen neidisch auf die Kollegen, die diese Story gemacht hatten. Die Bürgermeistersgattin schoss ihrer Konkurrentin den Kopf vom Rumpf und kam erst mal auf freien Fuß. Unfall, Gewehrreinigen, hatten sie geschrieben, aber keiner seiner Kollegen hatte auch nur ein wenig nachgebohrt. Das hatte doch ein Gschmäckle. Die Frau Bremer reinigte keine Waffen, und schon gar nicht, wenn die Liebhaberin ihres Ehemannes zum Kaffee da war. Da war die Rede von einer Hose, die Elfriede Schuckerle wohl provokativ zurückgebracht hatte, gereinigt, wohlgemerkt. Da hätte er früher angesetzt. Aber bitte, wenn die Kollegen meinten.
    Was die Kollegen wohl dachten, das ging auch Udo Bürzle im Kopf herum. Das war nun wirklich kein toller Auftritt gewesen. Aber er hatte doch seinen Fall gesehen, ein Toter in einer Kirche und er als Erster am Tatort. Verantwortliches Handeln, das hatten sie im Lehrgang erklärt. Und er hatte gehandelt und war dabei schließlich gescheitert. Nicht wegen dem Toten, eher wegen dem Bier. Das war zu viel gewesen. So ein Blödsinn. Leerte er zwei Flaschen auf ex und kippte ab. Was folgte, war das Krankenhaus. Erträglich bis auf die letzten Stunden, dann hatten sie einen Einzelhändler auf sein Zimmer verlegt. Auch ein Schicksal, hatte Udo gedacht. Anscheinend hatte sich der gute Mann nur gewehrt und war Opfer einer mörderischen Frau geworden. Seine Konstruktion sprach Bände. So etwas hatte Kriminalassistent Bürzle noch nicht gesehen. Jetzt sehnte er seine baldige Entlassung herbei und wollte dann versuchen, Wenke zu kontaktieren. Wo Liebe war, da musste doch auch Versöhnung möglich sein.
    Diese jungen Männer, dachte Gott, als er Udo Bürzle beobachtete. Die hatten noch Träume, die glaubten noch, wenn nicht an sich, dann doch an das Gute, die Werte, zur Not die Liebe, auch körperlich. Das war in diesem Menschenpaket mit drin, das brachte sie zueinander und ließ sie sich mehren. Allerdings wurden es langsam ziemlich viele. Gott hatte mit einigen seiner Gäste schon heftige Diskussionen gehabt, wie das denn weitergehen sollte mit dieser Menschheitsentwicklung. Vor allem die Zugänge aus den achtziger und neunziger Jahren, die verfrüht der Tod ereilt hatte, stellten ihm ziemlich knifflige Fragen. Wie er sich denn das vorgestellt habe mit den Menschen und mit dieser Ungleichheit. Die einen fräßen sich die Wampen an, gäben dann Millionen und Milliarden für Abnehmen und Kosmetik aus, und die anderen hätten kaum was zu essen. Hungersnöte und Nahrungsüberfluss, so sähe es doch aus da unten. War da denn nicht er gefragt?
    Gott blieb ruhig, sehr ruhig. Irgendwie glaubten diese Menschen, er wäre hier so was wie der Spielleiter, der Regisseur, der das da unten so steuerte, wie er das wünschte. Dieser Menschenirrtum, diese Kleinheit im Geiste, dachte Gott. Er hatte sie geschaffen, gut. Und es hatte einigermaßen vielversprechend angefangen. Hie und da hatte er ein wenig eingreifen müssen, wenn auch unwillig. Dann lief es aus dem Ruder, und er musste seinen Sohn schicken, den sie dann ans Kreuz geschlagen hatten. Gar nicht fein hatte er das damals gefunden. Sie hatten ihre Gesetze, seine Gebote, und damit war für ihn die Sache eigentlich erledigt. Mehr wollte er aktiv nicht tun, hatte er nie tun wollen. Aber sie hatten es bis heute nicht begriffen, zumindest zum größten Teil. Sie selbst hatten die Verantwortung, sie selbst waren es, die dieses Lebensspiel bestimmten.
    Angesichts der Ergebnisse zweifelte er allerdings an den Menschen. So machte das keinen Spaß, dachte Gott und beschloss, das beim nächsten Jour fixe mal anzusprechen.
    Willi Schirmers Gedanken waren auf kleineren Wegen unterwegs. Sein Rundgang ging dem Ende zu. Vielleicht würde er noch an der Feuerwache vorbeigehen und Robert Schnell einen Besuch

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