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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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abstatten. Machte einen guten Espresso, der Robert. Er war Zeugwart und damit für die Ausrüstung der örtlichen Feuerwehr verantwortlich. Schirmer klingelte an der Hintertür des Feuerwehrhauses. Wartete und klingelte dann noch mal. Gut, dachte er, der Robert war wohl nicht da. Aber morgen würde er dann da sein. Sie würden einen Espresso zusammen trinken und über die neuesten Vorkommnisse reden. Und Kollege Knöpfle wäre wieder mal verblüfft, was Schirmer dann schon alles wusste. Die Runde halt.
    Er ging auf die Tür des Reviers zu. Das Leberkäsweckle lag ihm heute ein wenig schwer im Magen, aber schwer im Magen lag ihm vor allem etwas anderes, das er an diesem Vormittag erfahren hatte und das seinem Chef so gar nicht gefallen würde. Knöpfle würde explodieren, wenn er das erfuhr. War aber auch eine blöde Geschichte.
    »Eine saublöde Geschichte!«, schrie Thomas Knöpfle die beiden Streifenpolizisten an. »Wie kann man sich denn bei einer einfachen Unfallaufnahme den Wagen klauen lassen!«
    In diesem Moment betrat Willi Schirmer das Büro. Aha, die Sache war im Gange. Er wollte eben mit einem »Das kann doch jedem mal passieren« die Gemüter, vor allem Knöpfles, beruhigen, als der ihn kommen sah.
    »Und jetzt komm du mir nicht von wegen: Das kann doch jedem mal passieren!«, rief er ihm entgegen. Die jahrelange Zusammenarbeit hatte geprägt. Sehr, dachte Schirmer.
    »Wieso, was isch denn los?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
    »Jetzt tu du nicht so«, sagte Knöpfle. »Du weißt doch ganz genau, um was es hier geht.«
    Um was es hier ging, das hatte Willi Schirmer heute Morgen in der Großmetzgerei erfahren. In der gestrigen Nacht hatten ihre zwei Streifenpolizisten einen Unfall aufgenommen. Keine große Sache, ein harmloser Blechschaden. Sie waren zufällig vorbeigekommen, nach dem Ende des Feuerwehrfests, hatten mit dem Streifenwagen die Kreuzung gesichert und die Positionen der beiden Unfallwagen markiert, dann hatten sie die Personalien der Unfallgegner aufgenommen. Die Sachlage war klar gewesen, rechts vor links. Als sie mit der Unfallaufnahme fertig gewesen waren und auch Alkoholproben genommen hatten, durften die beiden Autofahrer weiterfahren. Diesem Wegfahren sahen die beiden Polizisten noch zu, dann wollten sie in ihren Streifenwagen einsteigen. Der war aber nicht mehr da. Stattdessen stand da ein alter Golf, dessen Motor sogar noch lief.
    Einigermaßen verdutzt wollten sie eine Halterabfrage stellen, hatten aber kein Funkgerät mit und nur ein Handy, und das lag in ihrem Streifenwagen. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als in den Golf einzusteigen und damit aufs Revier zu fahren. Das ging anfangs auch gut, bis dann die erste scharfe Kurve kam und der Fahrer feststellen musste, dass eine Servolenkung, hatte man denn eine, eine feine Sache war, denn der alte Golf hatte keine. Er fuhr zu schnell in die Kurve, konnte nicht mehr rechtzeitig den Lenker herumreißen, und sie knallten in die Leitplanke. Passiert war ihnen wenig, einer klagte wohl später über Genickschmerzen, und der andere hatte den Kopf am Lenkrad angeschlagen. Aber zu ihrem Pech fing der alte Wagen zu qualmen an, worauf ein Anwohner die Feuerwehr alarmierte.
    Nun war die Pfenninger Feuerwehr für ihren Einsatzwillen und vor allem für ihr schnelles Ausrücken bekannt. Jeder Anlass wurde genutzt, um all das Geübte in die Praxis umzusetzen. So auch in diesem Fall. Gleich mit zwei Löschzügen, dem neuen und dem alten, rückten sie an, rollten Schläuche aus, zogen ihre Schutzmasken über und gingen auf den Golf los. Dass die beiden Polizisten im Fahrzeug eingeklemmt waren, das bemerkten die Feuerwehrler allerdings erst, als Hilferufe zu vernehmen waren. Fast wären die beiden Polizisten ersoffen. Völlig durchnässt waren sie zu Fuß zurück zum Revier gelaufen.
    Im Städtchen wurde sehr gelacht. Nicht nur wegen des gestohlenen Streifenwagens, sondern vor allem über die Polizisten und natürlich auch über die übereifrige Feuerwehr. Der gelöschte Golf stand im Hof hinter dem Revier. Ein trauriger Anblick, dachte Schirmer bei einem Blick aus dem Fenster. Vor allem würde sich jetzt natürlich die Frage der Versicherung stellen. Der Halter war ihnen bekannt. Alfred Rottwald war mit seinem Golf zufällig an der Unfallstelle vorbeigekommen und hatte sich sehr für den Unfall interessiert – im Stadium vermutlicher Alkoholisierung. Einer der Polizisten hatte ihm empfohlen, doch nach Hause zu fahren. Aber eben nicht mit dem

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