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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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stach silberweiß von seinem sonnenverbrannten Gesicht ab.
»Guten Tag, Mrs. Pollifax«, sagte er feierlich. Es klang, als hätten sie einander erst gestern gesehen.
»Ich freue mich ja so Sie wiederzusehen«, sagte Mrs. Pollifax und drückte ihm herzlich die Hand. »Unsere letzte Zusammenkunft scheint schon eine Ewigkeit zurückzuliegen. Wie ist es Ihnen denn immer ergangen?«
»Grauenvoll, wie immer«, antwortete Carstairs vergnügt. Er deutete auf einen jungen Mann mit dunklem Anzug und schwarzer Krawatte, der mit gleichgültiger Miene neben ihm stand. »Zuerst möchte ich Ihnen Henry Miles vorstellen.«
»Sehr angenehm«, sagte Mrs. Pollifax wohlerzogen.
»Henry wird ständig hinter Ihnen, jedoch nicht mit Ihnen reisen. Deshalb ist es wichtig, daß Sie genau wissen, wie er aussieht.«
»Hinter mir?« wiederholte Mrs. Pollifax, während sie sich die Hände schüttelten.
»Er wird Sie im Auge behalten«, erklärte Carstairs. Mit schwachem Lächeln setzte er hinzu: »Diesmal lasse ich mich mit Ihnen auf kein Risiko ein. Jamison, begleiten Sie Henry zu Platz 22 und sorgen Sie dafür, daß die Maschine nicht abfliegt!« Zu Mrs. Pollifax sagte er: »Sie werden in Kürze in den Nahen Osten fliegen. Setzen Sie sich zu mir in den Wagen. Wir haben nur fünfzehn Minuten, um uns zu unterhalten.«
»Der Nahe Osten!« wiederholte Mrs. Pollifax.
»Ja, und zwar in geheimer Kuriermission, nicht ganz ungefährlich. Die Notwendigkeit ergab sich erst dreißig Minuten bevor ich Sie anrief.« Sie saßen jetzt im Fond der Limousine. Carstairs hatte eine Diplomatenmappe auf seinem Schoß liegen. »Ich schicke Sie nach Istanbul«, eröffnete er Mrs. Pollifax.
»Istanbul!« rief Mrs. Pollifax aus. »Denken Sie nur, kurz bevor Sie mich angerufen haben, habe ich eine Zeitungsmeldung aus Istanbul gelesen«, sagte sie. Sie sah ihn mißtrauisch an. »Hat die Sache etwa irgend etwas mit dieser FerenciSabo zu tun, dieser Spionin, die abzuspringen versuchte?«
»Sehr viel sogar«, sagte Carstairs. Er öffnete den Reißverschluß der prallvollen Diplomatenmappe. Mit einem kurzen Blick auf Mrs. Pollifax fuhr er fort: »Und seit dieser Nachricht, die Sie gelesen haben, hat sich eine Menge ereignet.«
»Hat man sie gefunden?« fragte Mrs. Pollifax gespannt.
»Nein. Wenn Sie sich das Datum Ihrer Zeitungsmeldung genauer ansehen, wird Ihnen auffallen, daß die Meldung vierundzwanzig Stunden zurückgehalten worden ist. Die FerenciSabo kam Freitagabend ins Konsulat - wie, das weiß kein Mensch - und wurde dort aufgenommen. Jetzt haben wir Sonntagnachmittag. In Istanbul ist es bereits später Abend. Dort wimmelt es zur Zeit von Agenten. Aus jedem Winkel der Erde strömen sie in die Stadt. Jeder hat nur die eine Hoffnung, die FerenciSabo entweder zu finden und ihr sein Land als Asyl anzubieten, oder sie zu finden und für immer zum Schweigen zu bringen. Das hängt von der politischen Richtung des jeweiligen Agenten ab.«
»Dann hat man sie also wirklich entführt«, sagte Mrs. Pollifax. »Ich dachte schon, die Engländer hätten sie vielleicht versteckt, weil sie eine sehr wichtige Schlüsselfigur zu sein scheint.«
»Nein, leider wurde sie tatsächlich entführt«, bestätigte Carstairs finster. »Man nimmt an, daß es die Kommunisten waren. Das Merkwürdige an der Geschichte ist, daß sie entführt und nicht ermordet wurde. Wären die Kerle an ihrem Schweigen interessiert, dann hätten sie sie nur in ihrem Bett im Konsulat zu ermorden brauchen. Diesen Teufeln scheint es ja nicht schwergefallen zu sein, ins Haus einzudringen. Damit ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, daß die FerenciSabo lebendig wertvoller ist als tot. Zu diesem Schluß sind auch viele andere Abwehrdienste gelangt«, setzte Carstairs trocken hinzu. »Die FerenciSabo ist nun zum allgemeinen Freiwild geworden. Natürlich steht eine Frau mit dem Wissen der FerenciSabo hoch im Kurs. Da sie jedoch entführt worden ist und sich vermutlich noch in Istanbul aufhält, besteht die berechtigte Hoffnung, daß auch ein anderes Land zuwege bringt, was dem einen so vorzüglich geglückt ist.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs. Pollifax. Sie hoffte, bald zu erfahren, welche Rolle ihr zugedacht war. Im Augenblick war ihr das völlig unklar.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Carstairs ernst: »Ich habe mich an Sie gewandt, Mrs. Pollifax, weil die unzähligen Berufsagenten, die zur Zeit die Stadt durchkämmen, in Ihnen keinerlei Konkurrenz vermuten werden. Und außerdem kenne ich Sie als ungemein

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