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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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diesen Pappkarton von Madrali. Eine Amerikanerin würde damit sehr verdächtig aussehen.«
»Moment mal, ich habe doch einen im Laster«, sagte Onkel Hu. »Yule kann ihn mitnehmen. Der Koffer ist zwar alt und schäbig, aber man sieht ihm noch heute die Bond Street an.«
»Na also, dieses Problem hätten wir gelöst«, sagte Colin.
Anyeta griff nach ihren Krücken und humpelte ins Freie, wo gerade die Pferde gesattelt wurden. Goru saß bereits auf. Sie rief ihm etwas zu. Er nickte und winkte. »Ich habe ihm gesagt, er soll längs der Felswand im Schatten reiten. Dann erkennt man nicht, woher er kommt, falls das Flugzeug zurückkehrt und ihn sieht. Sie müssen es auch so machen, Mr. Ramsey.«
Ramsey nickte unaufmerksam und wandte sich an Magda. »Sei vorsichtig«, bat er. »Es ist verdammt schwer, mich von dir zu trennen, da ich dich doch eben erst wieder gefunden habe. Wirst du in Schottland auf mich und Dimitri warten?«
Sie nickte, Wortlos schloß er sie in die Arme. Dann wandte er sich an Dimitri, lächelte und sagte: »Ja, Dimitri? Jetzt beginnt eine lange Reise für uns beide.«
Einen Augenblick hielten Magda und Dimitri einander fest umschlungen. Dann löste Dimitri behutsam das Böse Auge von seinem Hals und streifte es seiner Großmutter über den Kopf. »Jetzt paßt du darauf auf«, sagte er.
Einer der Männer, die oben auf dem Felsen Wache standen, rief Anyeta etwas zu. »Er sagt, das Flugzeug ist nirgends zu sehen. Also beeilt euch.«
Ramsey hob Dimitri in den Sattel seines Pferdes und sagte: »Wir dürfen Yule nicht warten lassen. Los geht's, Dimitri!«
Nachdem die beiden weggeritten waren, blieben Mrs. Pollifax und Colin noch im Freien und schauten ins Tal hinunter. »Morgen um diese Zeit...«, begann Mrs. Pollifax und setzte sich auf ein Mäuerchen.
Colin setzte sich neben sie.
»Deshalb kann ich nicht schlafen - ewig dieses Warten, diese Unsicherheit.«
»Etwas jedenfalls kann ich tun, um mich bei Onkel Hu erkenntlich zu zeigen«, sagte er mit einer Selbstsicherheit, die er vorher nicht gehabt hatte. »Die Zigeuner filmen. Trotz seines jahrelangen Aufenthaltes in diesem Land ist es ihm nie gelungen, mehr als einen Schnappschuß aus dem Wagen heraus zu machen. Sie haben ja selbst erfahren, wie schwierig es ist, sich diesen Menschen zu nähern. Endlich hätte er jetzt Gelegenheit, einen vollen Tag mit ihnen zu verbringen, sie zu filmen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, und prompt ist er in Sachen Nächstenliebe unterwegs. Eine einmalige Chance! Und er kann sie nicht nützen. Ich werde Anyeta fragen, ob ich mich heute ein bißchen umtun und die Zigeuner filmen darf.«
»Ich komme mit«, sagte Mrs. Pollifax.
Der Tag verging langsam, aber es war nicht unangenehm. Am späten Vormittag aßen sie aufgewärmten Domatesli Pilaf, den Anyeta auf einem Holzkohleöfchen erhitzte, das kaum rauchte. Die Pferde wurden gefüttert. Sandor flickte das beschädigte Wagenrad und Colin war mit seiner Kamera überall gleichzeitig. Er tauchte in Höhlen und Kellern unter und auf, begleitete Magda und Mrs. Pollifax zum Brunnen, wo sie für Anyeta Wasser schöpften, filmte die Zigeunerkinder beim Spielen und die Frauen bei der Arbeit.
Der Hubschrauber kehrte nicht wieder, aber zweimal überflog eine kleine Maschine das Gebiet, und alle versteckten sich, bis sie verschwunden war. »Dürfte Polizei sein«, sagte Colin. Anyeta gab den Befehl, die Wachen auf der Felswand zu verdoppeln.
»Sie ist eine Königin, müssen Sie wissen«, sagte Magda, als sich Anyeta auf ihren Krücken entfernte, um die Reparatur des Wagens zu überwachen. »Sie hält unser Volk zusammen. Nicht nur diese Leute hier, sondern viele Gruppen.«
»Eine Zigeunerkönigin?« sagte Mrs. Pollifax andächtig. »Wieso kann sie nicht gehen? Kinderlähmung?«
»Dahinter bin nicht einmal ich gekommen«, gab Magda zu. »Aber man sagt, daß sich ihre hellseherische Begabung verdreifacht habe, seit sie nicht mehr gehen kann, als hätte sich ihre gesamte Kraft auf das Übersinnliche konzentriert. Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Als ich sie kennengelernt habe...«
»Wo war das?« fragte Mrs. Pollifax gespannt.
»In Budapest, vor vielen Jahren, in einem Cafe. Sie war mit Perlen und Brillanten geschmückt. Ich war ganz überrascht, als ich erfuhr, daß sie eine Inglescu ist. Können Sie sich Anyeta mit Brillanten vorstellen? Das Leben spielt oft verrückt.« Magda nannte den Namen eines europäischen Violinvirtuosen. »Kennen Sie vielleicht diesen Namen?«
»Und ob«, sagte

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