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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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die Häuser gefallen. Zwar hatten sie die schmale Straße unmittelbar unter dem Fels nicht getroffen, jedoch Löcher in die Dächer gerissen, ohne sie gänzlich zu demolieren. Rund um die eingestürzten Häuser häufte sich der Schutt. Auf diesem primitiven Weg hatten die Karren gehalten. Jeder stand vor einer Ruine, die noch gänzlich oder zum Teil überdacht war. Die Männer schoben das Gestein beiseite, damit die Karren einfahren konnten. Einer na ch dem anderen verschwand in seinem Unterschlupf.
Mrs. Pollifax' Wagen wurde von Yule gefahren. Er sprang ab und räumte die Felsblöcke aus dem Weg. Ihr Wagen war der letzte, der noch nicht in Deckung war. Colin sprang ebenfalls ab, um zu helfen.
Hinter sich hörte Mrs. Pollifax eine Stimme sagen: »Hol mich der Teufel!«
Sandor saß aufrecht im Karren und rieb sich den Schädel. Sein Blick haftete auf Magda und Ramsey. Auch diese beiden waren erwacht und schauten einander ungläubig an.
Onkel Hu sagte unvermittelt zu Magda: »Du bist magerer geworden. Du hast dir ja nie etwas aus geregelten Mahlzeiten gemacht. Wenn du mich geheiratet hättest, dann hätte ich darauf gesehen, daß du ißt. Warum hast du es nicht getan?«
»Was? Dich geheiratet - oder gegessen?«
»Du hättest beides tun sollen. Ich bin mir schrecklich unreif vorgekommen, daß ich all die Jahre nicht geheiratet habe, aber es ist mir einfach keine begegnet, die dir ebenbürtig war. Warum hast du mich nicht geheiratet?«
»Ich hatte eine Tochter in Rußland.«
»Das hättest du mir doch sagen können.«
»Nie im Leben«, sagte sie zärtlich. »Du hättest garantiert den Kreml gestürmt und verlangt, daß meine Tochter nach England gebracht wird. Mit deiner Hartnäckigkeit hättest du dich um einen Kopf kürzer gemacht, Hugh.«
»In Frankreich gibt es die Guillotine, aber in Moskau wäre es wahrscheinlich ein Exekutionskommando gewesen«, berichtigte er.
In diesem Augenblick schrie jemand auf. Goru kam aufgeregt angerannt. Ramsey unterhielt sich auf türkisch mit ihm. Er sah ebenfalls sehr betroffen aus. »Der Hubschrauber!« rief er. »Versteckt den Wagen! Am Horizont ist ein Flugzeug, das direkten Kurs auf uns nimmt!«
Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich zwei Männer auf und spannten das Pferd aus. Fünf weitere Männer preschten aus einem Loch zwischen den Felsen, stemmten den Wagen über eine verfallene Steinmauer und stießen ihn in den Keller des Hauses. Der Wagen büßte dabei nur ein einziges Rad ein. Es war ein Wunder, daß er es nicht schon längst verloren hatte.
Das Versteck war nicht ungemütlich. Das Licht der Morgensonne fiel in Gittermustern auf den teilweise eingestürzten Fußboden. An drei Seiten waren die hohen Steinmauern erhalten. Ein halbes Dach schützte von oben. Die Vorderfront des Hauses aber war zerfallen, und Mrs. Pollifax bot sich ein atemberaubender Fernblick über das Tal.
Von ihrem Schlupfwinkel aus sah Mrs. Pollifax plötzlich den Hubschrauber langsam über das Tal schweben. Er kam näher, verschwand hinter dem Fels und stieß dann dröhnend auf sie herab.
Eine Minute lang schien er reglos über ihren Köpfen stillzustehen, wie ein riesiges Auge, das nach einer verräterischen Spur, einem verdächtigen Schatten, einer unüberlegten Bewegung Ausschau hält.
Dann stieg er wieder höher und schwebte langsam zum anderen Ende des Felsens. Mrs. Pollifax atmete erleichtert auf. Allerdings konnte der Helikopter die Suche im Lauf des Tages noch oft wiederholen. Eine beängstigende Vorstellung.
Magda sagte unvermittelt: »Ich kann nicht morgen das Flugzeug besteigen und Dimitri in dieser Unsicherheit zurücklassen. Niemals!«
»Ja, es ist höchste Zeit, daß wir einen Plan fassen«, sagte Mrs. Pollifax energisch. »Wir wollen Anyeta suchen. Ist der Hubschrauber weg?«
»In südlicher Richtung abgedreht«, sagte Colin.
Sie saßen im Kreis herum in der Höhle, in der Anyeta Unterschlupf gefunden hatte. »Wir brechen auf, sobald es finster ist«, sagte Anyeta. »Goru meint, daß es heute gegen halb zehn Uhr dunkel sein wird. Wir müssen sehr langsam und vorsichtig fahren, weil wir den Weg nicht genau kennen. Goru kennt den Flughafen von Kayseri nicht.«
»Ich kenne ihn«, sagte Hu Ramsey. »Zum Glück liegt er am Westrand der Stadt, auf unserer Seite also. Wir müssen Kayseri nicht passieren. Wenn wir den Laster holen würden...«
»Ich habe gestern fast das ganze Benzin verbraucht«, sagte Colin. »Der Tankinhalt reicht nur mehr für rund zehn Meilen. Oder höchstens

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