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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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daß ich bereits für das Land meines Mannes gearbeitet hatte. Deshalb wandte ich mich mit meinem Problem an die französische Abwehr.«
»Damals also sind Sie Doppelagentin geworden?«
»Ja.« Nach kurzem Schweigen fuhr Magda fort: »Zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg, da habe ich auch für Amerika und England gearbeitet. Wer rechnet schon damit, daß er sich ein zweites Mal verliebt? Ich hätte nie gedacht, daß ich dazu noch fähig sei.«
»Aber Sie haben sich verliebt?« fragte Mrs. Pollifax interessiert.
»Dagegen ist man machtlos, nicht wahr?« fragte Magda seufzend.
»Es war nur eine flüchtige Begegnung. Mehr durfte es mir nicht bedeuten, denn sie hatten mich damals in der Hand. Meine Tochter wuchs in Rußland auf. Als Geisel.« Nachdenklich sagte sie: »Man erlebt doch immer wieder die gleichen Situationen. Nennen Sie es Karma, wenn Sie wollen. Ich zum Beispiel werde an jedem Wendepunkt meines Lebens unbarmherzig immer wieder zu meiner Arbeit als Agentin zurückverwiesen. Es war mir eben nicht bestimmt, längere Zeit als Frau oder Mutter zu leben.«
»Vielleicht hat sich das inzwischen geändert. Soviel ich über Karma weiß - und das Thema interessiert mich in jüngster Zeit sehr-kann man sich doch mit der Zeit zu einer höheren Stufe emporarbeiten. Man muß zwar immer seine Schulden aus dem früheren Leben begleichen, aber durch eine positive Einstellung erreicht man eines Tages einen neuen Beginn, ein anderes Karma.«
»Sie reden, als ob Sie daran glaubten«, sagte Magda.
Mrs. Pollifax lachte. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß ich nach vielen ruhigen Jahren als Frau und Mutter - trotz meines Alters urplötzlich einen gefährlichen Beruf ergriffen habe. Als ob ein Windstoß eine neue Buchseite aufgeschlagen hätte. Ein Irrtum? Zufall? Ich glaube, dahinter steckt mehr. Vielleicht betrete ich genau in dem Augenblick Ihre Berufswelt, in dem Sie sie gegen etwas anderes eintauschen.«
»Was mich betrifft, so kann ich es nur hoffen«, sagte Magda nüchtern.
»Hoffnung ist immer gut«, sagte Mrs. Pollifax. Belustigt und spitzbübisch schaute sie zu Hu Ramsey hin.
Es wurde bereits bedenklich hell. Aus einem der vorderen Wagen erscholl ein Ruf. Goru stand auf, winkte und deutete. Sie näherten sich ihrem Ziel. Mrs. Pollifax sah zu der hohen Felszacke auf, die sie schon seit langem aus der Feme beobachtet hatte. Jetzt ragte sie rechts von ihnen steil zur Höhe und schien beinah den Himmel zu berühren. Sie sah aus wie eine mächtige Mauer mit Fenstern, als ob die Hand eines Riesen wahllos Löcher durch den Fels gestoßen hätte.
Geröll lag wie Lava um den Felsen herum. Der Berg, der in dem Felsen gipfelte, war übersät mit Ruinen verlassener Häuser. Die Karren hatten bereits gewendet und fuhren den Berg hinauf.
»Was für ein großartiges Versteck!« rief Mrs. Pollifax. »Hoffentlich bietet es sich nicht zu trefflich an, so daß uns Dr. Belleaux sofort hier vermutet.«
»Ich war mit Onkel Hu schon früher einmal in dieser Gegend«, sagte Colin. »Weiter vom wird es noch romantischer. Dort springen die Felsen wie gespenstische Stalaktiten aus dem Boden. Vor Jahrhunderten haben sich die Christen in diesen Felstürmen versteckt, haben sie innen ausgehöhlt und Löcher und Fenster gemeißelt. Die Innenwände sind mit fantastischen byzantinischen Fresken bemalt. Das ganze Tal steckt voller Überraschungen.«
»Schade, daß ich mir meinen Reiseführer nicht in die Pluderhosen geheftet habe«, meinte Mrs. Pollifax.
»Sie hatten keine Sicherheitsnadeln mehr«, erinnerte Colin.
Der erste Wagen hatte den Gipfel erreicht. Goru war ins Freie geklettert. Vor der gigantischen Felswand sah er wie eine winzige Puppe aus. Mrs. Pollifax' Wagen folgte holpernd und rutschend dem schmalen, steinigen Pfad, der zum Gipfel führte. Mrs. Pollifax klammerte sich an die Planken des Karrens. So oft sie nach vom sah, war die Wagenkette um einen Karren kürzer geworden. Sie konnte nur hoffen, daß die Wagen heil bei Goru angelangt und aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Immer höher hinauf führte der Pfad, bis Goru wieder in seiner ganzen Größe vor ihnen stand. Sie hatten das letzte Stück der Schutthalde erreicht.
Über ihnen war jetzt nur mehr der schroffe Fels.
Knapp unter der Felswand hörte das Geröll auf. Eine Art ausgewaschene Straße schlängelte sich hinter den Häusern, die einmal in den Fels gebaut worden und bewohnt gewesen waren. Im Zuge des jahrhundertelangen Verwitterungsprozesses des Felsens waren Steine und Sand auf

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