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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Halle. Die Gäste traten zur Seite um dem Prinzen den Weg freizumachen, den sie mit großen, bewundernden Augen betrachteten. Charles zog in der Tat die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Er trug einen weißen, goldgesäumten Waffenrock aus Samt, hautenge knielange Hosen und seidene Strümpfe, die seine wohlgeformten Beine zur Geltung brachten. Der Stern und das blaue Band des Hosenbandordens, der quer über seine Brust verlief, hoben sich auffällig von dem hellen Rock ab. Langsam schritt er durch die Menge und hatte ein einnehmendes Lächeln und eine schlagfertige Bemerkung für jeden Mann und jede Frau, auf denen sein Blick haften blieb. Auch Ciaran erlag diesem ansteckenden Lächeln. Unwillkürlich lächelte er zurück.
    In diesem Moment sah ihn die Frau an, die ihm schon zuvor aufgefallen war. Sie war tatsächlich bildhübsch, und sein Lächeln wurde breiter. Sie reagierte darauf, indem sie den Busen vorwölbte, bis er meinte, ihr Mieder müsse platzen. Ihr jettschwarzes Haar war auf dem Hinterkopf unter einem perlenbesetzten Käppchen zusammengefasst und fiel ihr von dort in einer Masse von Ringellöckchen bis auf die Schultern. Sie verzog die vollen roten Lippen gleichfalls zu einem einladenden Lächeln. Ciaran zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf den Prinzen zu richten, damit man ihm nicht nachsagen konnte, er würde Seine Königliche Hoheit nicht gebührend beachten.
    Charles winkte einem der Musiker zu, der ihm seine Geige reichte. »Leider ist mein Bruder heute nicht hier, um mit uns zu musizieren«, bemerkte er. »Also muss ich versuchen, ohne ihn zurechtzukommen.« Stürmischer Beifall brandete auf, als er das Instrument unter das Kinn setzte, dem Mann an dem harfenähnlichen Apparat zunickte und zu spielen begann.
    Obwohl die Musik Ciaran nicht sonderlich zusagte, musste er
    zugeben, dass der Prinz ausgezeichnet spielte. Er führte den Bogen mit bewundernswerter Begeisterung und Präzision. In diesem Moment schien außer der Musik nichts anderes für ihn zu existieren. Diese immense Konzentration versuchte Ciaran immer im Kampf oder wahrend seines Trainingsprogramms zu erreichen. Fast beneidete er den Prinzen, dem dies so mühelos zu gelingen schien.
    Doch sowie das Stück zu Ende und der Applaus verklungen war, reichte Charles die Geige ihrem Besitzer zurück und schlenderte davon, wobei er sich angeregt mit dem Herzog von Perth unterhielt.
    Ciaran begab sich wieder auf die Suche nach einer kleinen Erfrischung, und diesmal hatte er Glück. Auf einem langen, mit Blumengestecken und Kerzenleuchtern geschmückten Tisch standen Platten mit Fleisch und kleinen runden Bällchen bereit, die er nicht identifizieren konnte, dazu Wein, Whisky und Brandy. Die Leute um ihn herum aßen geziert mit Messern und Gabeln, und er biss sich auf die Lippe. Zwar wusste er mit einer Gabel umzugehen, benutzte sie aber nicht gerne. Doch heute Abend befand er sich in Edinburgh und musste essen wie die Sassunaich. Seufzend griff er nach einer kleinen, glänzenden Silbergabel.
    Im Laufe des Abends begann er sich zu entspannen und das Fest zu genießen. Er hatte sich reichlich mit Fleisch und den runden Dingern, von denen er nur wusste, dass sie Leber enthielten, bedient, und saß nun mit den anderen Lairds zusammen und unterhielt sich. Außerdem trank er mehr als gewöhnlich, um nicht ständig an Leah denken zu müssen, aber keinen schottischen Whisky. Er trank niemals Whisky, der nicht aus seiner eigenen Brennerei stammte, daher hielt er sich an französischen Brandy. Brandy war das einzige Getränk im Angebot, das nicht nur besser schmeckte als gewöhnlicher Whisky, sondern das ihn vermutlich nicht erblinden lassen oder gar umbringen würde, falls er zu viel davon trank.
    Am anderen Ende des Raumes stand die Frau, die ihm schon
    zuvor aufgefallen war, an der Tür. Er wusste zwar nicht, wie sie das geschafft hatte, aber ihr Ausschnitt kam ihm noch tiefer vor als vorher Er hätte schwören können, dass sogar aus dieser Entfernung die pinkfarbenen Höfe der Brustwarzen hinter der Spitze zu erkennen wären. Sie beobachtete ihn unverwandt, und jetzt wollte er endlich wissen, worauf sie aus war. Also setzte er sein Brandyglas ab und bahnte sich zwischen den anderen Gästen hindurch einen Weg auf sie zu.
    Doch als er die andere Seite des Raumes erreicht hatte, war sie verschwunden. Enttäuscht blickte er sich um. Doch dann hörte er eine Stimme. »Habt Ihr Euch verlaufen, Sir?« Die Stimme klang weich und lockend, der

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