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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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des Palastes fort, wobei er gelegentlich andere Gäste mit einem Kopfnicken begrüßte. Überall brannten Kerzen in riesigen Lüstern, und er konnte nicht umhin, die kostbaren vergoldeten und mit Seide bezogenen Möbel zu bestaunen. Verglichen mit dem Leben vieler
    einfacher Bauern in Ciorram lebte es sich in der Burg recht komfortabel, doch am Standard des Palastes von Edinburgh gemessen würden er und seine Familie als bitterarm gelten. Überall standen Stühle mit Kissen aus Seidenbrokat herum; so zierlich geschnitzt, dass sie unter dem Gewicht eines Mannes zusammenbrechen würden. Riesige Bilder in leuchtenden Farben schmückten die Wände. Sie zeigten Männer mit üppigen Lockenperücken, die silberne oder bronzene Rüstungen trugen.
    In einer kleinen Kammer hing ein mächtiger Spiegel an der Wand, der den Raum doppelt so groß erscheinen ließ. Ciaran starrte ihn mit offenem Mund an. Er konnte nur daran denken, was eine solche Menge Silber und Glas kosten mochte, ganz zu schweigen von dem Rahmen, der genauso kunstvoll geschnitzt und vergoldet war wie die der Gemälde.
    Er flüsterte in den leeren Raum hinein: »Von dem, was dieses Ding kostet, könnte man das ganze Tal ein Jahr lang ernähren.«
    »Drei Jahre, wenn du es genau wissen willst«, erwiderte Sinann.
    Ciaran seufzte unwillkürlich. Dann fiel sein Blick auf sein eigenes Spiegelbild, und er stöhnte, als er sah, dass ihm die lästige Haarlocke schon wieder in die Stirn gefallen war. Hastig strich er sie zurück, wohl wissend, dass sie sich doch wieder lösen würde.
    Obgleich die Männer ihre Weltgewandtheit dadurch unter Beweis zu stellen suchten, dass sie sich nach englischer Manier kleideten, zeigten die Frauen ihre Verbundenheit mit den Jakobiten, indem sie alle Arten von Tartanmustern trugen. In ihren wollenen oder seidenen Roben, die mit kostbaren, für Highlandschottinnen unerschwinglichen Spitzen verziert waren, machten die Frauen und Töchter der mächtigen Jakobiten Edinburghs aus ihrem Stolz auf die Sache kein Hehl. An jedem Busen schien eine kleine weiße Rose zu stecken.
    Keine der Frauen, die der Armee von Glenfinann bis hierher gefolgt waren, ließ sich sehen, diese Damen hier kamen wohl größtenteils aus Edinburgh. Ciaran bemerkte, dass eine ausgesprochen hübsche Dunkelhaarige ihn länger ansah als nötig und fühlte sich gegen seinen Willen geschmeichelt. Staunend betrachtete er den Umfang der Reifröcke und die aufwendig frisierten Perücken. Die Frauen konnten sich mit diesen Drahtgestellen unter ihren Kleidern nur langsam und vorsichtig bewegen und wagten der schweren Perücken wegen kaum, den Kopf zur Seite zu neigen, sodass sie eher Aufziehpuppen als lebenden Wesen glichen. Ciaran fragte sich, wie er es schaffen sollte, nahe genug an eine Frau heranzutreten, um sich mit ihr unterhalten zu können, ohne schreien zu müssen oder die Reifrockgestelle einzudrücken.
    Doch dann zuckte ein humorloses Lächeln um seine Lippen, denn ihm wurde bewusst, dass die meisten dieser Frauen peinlich berührt sein würden, wenn er sie ansprach. >Sie spielen in einer anderen Liga<, hätte sein Vater jetzt wohl gesagt. Noch nie hatte er so viele glitzernde Juwelen an so langen schwanengleichen Hälsen gesehen.
    Die große Halle war von Musik, Gelächter und Stimmengewirr erfüllt. Köstliche Essensdüfte ließen Ciaran das Wasser im Mund zusammenlaufen. Während des Marsches hatte die Verpflegung fast nur aus drammach und Bannocks bestanden. Diese Mahlzeiten sättigten zwar, konnten aber ein gutes Stück Fleisch nicht ersetzen.
    Die Art der Musik in der Halle war ihm fremd, und er fand sie nicht sonderlich interessant. Ähnliches hatte er in Edinburgh schon öfter gehört, er kannte einige Instrumente - Geigen, Celli, Flöten aber das riesige, fast an einen Tisch erinnernde Gerät, das dazwischen stand, hatte er noch nie zuvor gesehen. Es erinnerte an eine auf die Seite gelegte Harfe und war auch ungefähr so groß. Ein ganz in Weiß gekleideter Mann saß auf einem Schemel davor und ließ die Finger über eine Reihe schwarzer... Dinger gleiten. Jedes Mal erzeugte er einen schwirrenden Ton. Anfangs klang es fast wie eine Harfe, doch je länger Ciaran zuhörte, umso mehr Unterschiede fielen ihm auf. Die Töne dieses Apparates waren hell und perlend und hallten nicht nach. Er sah dem
    Musiker eine Weile auf die Finger und bewunderte deren Geschmeidigkeit.
    Gerade als er sich umdrehte, um sich etwas zu essen zu beschaffen, lief ein Raunen durch die

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