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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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vor ein ordentliches englisches Gericht gestellt und verurteilt worden?
    Doch dann blickte Leah flüchtig zum See hinüber, ehe sie schlicht erwiderte: »Das freut mich.«
    Er starrte sie an. Allmählich begann er, sie mit anderen Augen zu sehen. Mit einem knappen Nicken wandte er sich ab und kehrte in den Westturm zurück.
    Während der Zeit nach dem Tod seines Vaters setzte Ciaran sein morgendliches Trainingsprogramm wie gewohnt fort. Zuerst fehlte ihm Pa furchtbar, aber mit jedem Tag ließ der Schmerz ein wenig nach. Er verabscheute sich zwar selbst, weil er sich allmählich daran gewöhnte, seine Übungen allein zu absolvieren, aber es war immer noch besser, als sie ganz aufzugeben.
    Captain Hadley blieb auf dem Weg von der Burg zur Garnison oft stehen, um ihm eine Weile zuzuschauen. Ciaran übersah ihn bewusst; gab sich alle Mühe, ihm zu zeigen, dass es ihn einen Dreck scherte, was ein verdammter Sassunach von seinem Treiben hielt Er konzentrierte sich darauf, tief und regelmäßig durchzuatmen, während er das morgendliche Ritual vollendete, und blickte dabei einfach durch die rotberockte Gestalt hindurch.
    Doch eines Morgens sprach der Captain ihn an. »Ciorram, was tut Ihr eigentlich da?« Seinem Ton war deutlich zu entnehmen, dass es nur Unsinn sein konnte, egal, worum es sich handeln mochte.
    Ciaran hätte ihm am liebsten keine Antwort gegeben, doch die Vernunft riet ihm zur Vorsicht. »Mein Vater nannte es Kung Fu. Er hat es in den Kolonien gelernt, aber ursprünglich stammt es aus dem Orient.«
    Der Captain winkte abschätzig mit der Hand ab. »Dient dieses Kung Fu einem bestimmten Zweck? Es sieht fast so aus, als wärt Ihr in einen Kampf mit einem unsichtbaren Gegner verstrickt« Er hob das Kinn und musterte Ciaran über seine Nase hinweg. Ciaran bemerkte, dass er an derselben Stelle eine kleine Kerbe im Kinn hatte wie seine Tochter. Bei Leah gefiel sie ihm wesentlich besser.
    »Och.« Er wollte nicht direkt lügen, also griff er zu einer Halbwahrheit. »Es dient der Körperertüchtigung. Ist gut für die Gesundheit und hält den Blutfluss im Gang. So bleiben die Körpersäfte im Gleichgewicht.« Er kniff die Augen zusammen. »Aber nur, wenn man die Übungen richtig ausführt.«
    Auch Hadleys Augen wurden schmal. »Kommt mir vor wie vergebliche Liebesmüh. Gegen Krankheiten gibt es Arzte, und um den Blutfluss in Gang zu halten muss man nur regelmäßig fechten, dabei lernt man wenigstens noch etwas Nützliches.«
    »Das Gesetz verbietet mir den Besitz eines Schwertes, Captain.« Obwohl er gleich mehrere davon in der Burg versteckt hatte, entsprachen seine Worte der Wahrheit.
    »Aber Ihr habt doch sicher ein Übungsschwert aus Holz? Oder ein Florett?«
    »Nein, aber mein Vater hat mich gelehrt, mit Stäben zu fechten.« Auch das stimmte.
    Ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen des Captains. »Das glaube ich Euch gern.« Dann hellte sich sein Gesicht auf, als sei ihm ein Gedanke gekommen. »Wir wollen einen Schaukampf ausfechten! Ihr könnt das Schwert meines Leutnants nehmen, dann seht Ihr einmal, wie es sich mit einer echten Waffe kämpft«
    Ciaran senkte den Blick und biss die Zähne zusammen. Er wusste sehr wohl, wie ein richtiges Schwert zu handhaben war, denn in der Burg waren alle Arten von Waffen verborgen, die seit dem Entwaffnungsgesetz von 1716 nicht mehr getragen werden durften. Aber erst seit sich dieser Dragoner ungebeten im Tigh einquartiert hatte, war Ciaran gezwungen, sein Schwert in seiner Kammer zu lassen und sein Übungsprogramm unbewaffnet zu absolvieren.
    Die Augen des Leutnants weiteten sich überrascht, als der Captain ihm befahl, Ciaran seinen Säbel auszuhändigen, doch er gehorchte. Ciaran ergriff die Waffe und ließ sie ein paar Mal durch die Luft pfeifen, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Der mit Draht umwickelte Griff war kleiner, als er es gewohnt war, hatte aber einen massiven Schutzbogen, und der Säbel war gut ausbalanciert. Einen ganz ähnlichen hatte ihm der englische Major vor vielen Jahren an die Kehle gesetzt Er blickte nachdenklich zu dem Captain hinüber und beschloss, dass es an der Zeit war, dem Sassunach zu beweisen, wie ein Highlander mit so einer Waffe zu kämpfen vermochte.
    Hadley zog seinen eigenen Säbel und salutierte. Ciaran erwiderte den Gruß. Beide Männer nahmen Grundhaltung ein. Ciarans Nackenhaare sträubten sich, als er begriff, worauf er sich eingelassen hatte. Sein Puls ging schneller, und beinahe hätte er höhnisch gelächelt, doch er

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