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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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zwang sich, Ruhe zu bewahren und keine Miene zu verziehen. Völlig entspannt, wie es ihn sein Vater gelehrt hatte, tauschte er einen Scheinangriff vor, um seinen Gegner auf die Probe zu stellen. Klirrend prallten die Säbel aufeinander, Ciaran parierte den Gegenangriff, dann gingen beide Gegner wieder en garde.
    Fast wie von selbst stellte sich der Wunsch ein, den Engländer durch einen >zufällig< herbeigeführten Unfall zu töten. Die Klingen waren nicht durch Lederhüllen geschützt, wie es bei einem Übungskampf normalerweise der Fall gewesen wäre. Beide Gegner wussten, dass das Verletzungsrisiko hoch und die Möglichkeit, versehentlich getötet zu werden, nicht ausgeschlossen war. Doch er tat den Plan sofort als nicht durchführbar ab. Obwohl ein solcher Unfall durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen lag, würden ihn die Dragoner mit Sicherheit töten, wenn er ihrem Captain ernsthaften Schaden zufügte.
    Also griff er nur halbherzig an und konzentrierte sich dabei auf den verwundbaren unteren linken Teil des Körpers seines Gegners. Für einen so hoch gewachsenen Mann schwang der Sassunach seine Waffe zu hoch über dem Kopf. In einem Kampf auf Leben und Tod hätte Ciaran schon längst einen Treffer gelandet, und dann wäre Blut geflossen.
    Hadley griff erbittert an, Ciaran parierte die Hiebe mühelos. Seine Bewegungen erfolgten fast ohne Nachdenken; sein Vater war ein ausgezeichneter Lehrer gewesen. Der Rotrock runzelte die Stirn und versuchte, einen Bogen um ihn zu schlagen, doch Ciaran zog es vor, die große Halle im Rücken zu haben und nicht den Leutnant, der vor dem Stall stand, also wich er immer wieder aus und hinderte Hadley daran, sein Vorhaben auszuführen. Ein weiterer Angriff, und Ciaran stand mit dem Rücken zu der steinernen Mauer. Die Griffe der Säbel verhakten sich ineinander, Ciaran stieß seinem Gegner das Knie in den Magen und sprang rasch nach links, während Hadley sich krümmte und nach Atem rang.
    Allmählich stieg heiße Wut in Ciaran auf, die er entschlossen niederkämpfte. Hadley verstärkte seinen Druck, und es gelang ihm, Ciaran zu dem Viehpferch zurückzutreiben. Ein kleines Stück noch, und er würde über das niedrige Gatter stürzen und zwischen den Schweinen landen.
    Doch Hadley hielt sein Schwert immer noch zu hoch. Ciaran parierte mit aller Kraft, zwang ihn, die Waffe noch höher zu heben, dann sprang er hoch und versetzte dem Gegner einen mächtigen Tritt in die Seite. Der Engländer taumelte, verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings zu Boden. Im selben Augenblick setzte ihm Ciaran die Schneide seines Säbels an den Hals -nicht dicht genug, um Hadley zu verletzen, aber dennoch so nah, um klarzustellen, wer der Sieger war.
    Der Captain zog ein finsteres Gesicht. »Ich gebe auf.«
    Ciaran hob seinen Säbel und trat einen Schritt zurück. Hadley rief nach seinem Leutnant. »Jones!« Der Dragoner eilte herbei, um seinem Kommandanten aufzuhelfen, und nahm dann seinen Säbel wieder an sich. Verärgert klopfte sich Hadley Staub von seiner Uniform. »Nur für die Gesundheit, wie? Das glaube ich Euch aufs Wort. Ein Mann, der diese Kniffe beherrscht, bleibt sicher lange gesund. Allmählich empfinde ich es als äußerst beruhigend, eine Pistole bei mir zu tragen.«
    Ciaran schwieg. Sein Magen krampfte sich zusammen, wahrend er zusah, wie der Sassunach sich auf sein Pferd schwang und ohne ein weiteres Wort vom Burghof ritt. Die heftige Reaktion des Rotrocks gab ihm zu denken, und er fragte sich, ob es nicht ein Fehler gewesen war, ihn am Leben zu lassen.
    Ein Monat verstrich ohne besondere Vorkommnisse. Ciaran begann zu hoffen, dass Calum etwas zugestoßen und jenes verhäng-
    nisvolle Dokument vernichtet worden war. Die Vorstellung beruhigte ihn etwas, obwohl er nicht sicher sein konnte. Sinann, die den Captain auch weiterhin regelmäßig belauschte, erfuhr einiges über Truppenstarken und deren Bewegungen, jedoch kaum etwas über Prinz Charles. Die einzige Information, mit der sie aufwarten konnte, lautete, dass die hannoveranische Regierung weder Charles Stuart noch seinen Vater sonderlich fürchtete. Da Ludwig von Frankreich scheinbar nicht gewillt war, ein Unternehmen, das seiner Meinung nach nicht zum Sieg fuhren konnte, mit Soldaten und Kriegsmaterial zu unterstützen, betrachtete König Georg die Stuarts nicht als Bedrohung. Es sah so aus, als würden keine Truppen in Marsch gesetzt werden, um gegen die Jakobiten zu kämpfen.
    Im Laufe dieser Wochen empfand Ciaran jedes

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