Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
Vom Netzwerk:
wollen.«

Trealla Fantrol, Liad, Im Jahr Tralsh, Dritter Relumma, Banim Zweitertag

     
     
    T aam Olanek schlürfte genüsslich noch einen Schluck des ausgezeichneten Brandys. Nova yos’Galan war vor wenigen Minuten von dem Fest weggerufen worden. »Geschäfte«, hatte sie Eldema Glodae zugemurmelt, mit der sie in eine Unterhaltung vertieft gewesen war. Olanek erlaubte sich den Luxus, darüber nachzugrübeln, welcher Art die Geschäfte sein mochten, die die Erste Sprecherin von Liads führendem Clan dazu bewogen, ihre Gäste allein zu lassen.
    Aber da war ja noch Lady Anthora, die soeben erst ihren Universitätsabschluss gemacht hatte und sich bereits mit der Selbstsicherheit einer zehn Jahre älteren Frau bewegte. Just in diesem Augenblick lauschte sie den Worten von Lady yo’Hatha, auf dem niedlichen Gesicht ein ernsthafter Ausdruck. Er liebäugelte mit dem Gedanken, das Kind aus den Klauen der alten Frau zu retten, doch noch während er seine Vorgehensweise plante, meisterte Anthora die Situation mit einer Eleganz, die ihm Bewunderung abnötigte. Sie war keine Schönheit wie ihre Schwester Nova yos’Galan – für den gängigen Geschmack war sie zu vollbusig und hatte zu breite Hüften –, aber es mangelte ihr weder an Intelligenz noch an Charisma.
    Wie überhaupt die ganze Sippschaft Geist und Ausstrahlung besaß, gab Olanek vor sich selbst zu. Selbst die Clan-Älteste, ein richtiges Scheusal, durfte sich eines messerscharfen Verstandes rühmen.
    Der große Nachteil dieser Sippe lag in ihrer Jugend – das galt für den Clan als Kollektiv wie für die einzelnen Individuen. So die Götter ihnen hold waren, würden die Korvals im Laufe der Zeit diesem Manko entwachsen und die Klippen, welche das mangelnde Alter mit sich brachte, ohne größere Havarie umschiffen, um heranzureifen und sich letztlich zur vollen Blüte zu entfalten.
    Derweil Plemia seinen langsamen Abstieg fortsetzte und der Vergessenheit anheimfiel.
    Gereizt nippte Olanek an seinem Brandy. Das Ganze kam ihm so ungerecht vor.
    »Eldema Olanek?«, hörte er neben sich eine leise, verführerisch klingende Stimme. Er drehte sich um und verbeugte sich, keine Spur tiefer als unbedingt nötig, aber ohne verstimmt zu sein. Dass die Dame ihn als Ersten Sprecher anredete und nicht mit Lord Olanek oder Delm Plemia, verdiente Beachtung.
    Er lächelte. »Eldema yos’Galan. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie Geduld mit mir haben, Sir«, murmelte Nova, und ihre blassen Lippen kräuselten sich ein wenig, was bei ihr einem Lächeln gleichkam. »Ich bedauere zutiefst, Sie mit diesem Thema behelligen zu müssen, und ich appelliere an Ihre Toleranz. Aber wäre es möglich, dass Sie für ein paar Augenblicke auf Ihr Vergnügen verzichten und sich mit einer geschäftlichen Angelegenheit befassen?«
    Das wurde ja immer merkwürdiger. Er neigte sein Haupt. »Ich stehe gänzlich zu Ihrer Verfügung.« Offensichtlich gedachte Nova, ihn als Gleichrangigen zu behandeln. Aber wieso wollte Korval mit Plemia über Geschäfte sprechen, wenn diese beiden Clans sich in so völlig verschiedenen Sphären bewegten? Und warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, während gerade ein rauschendes Fest im Gange war? Hätte sie ihn nicht morgen früh in seinem Büro anrufen können? So dringlich konnte das Anliegen doch gar nicht sein.
    Trotzdem verließ er zusammen mit ihr den Saal; er lehnte dankend ab, als sie ihm anbot, sein Glas zu füllen. Schweigend durchschritten sie nebeneinander einen breiten Korridor nach dem anderen, bis die Frau nach rechts abbog.
    Olanek sah, dass dieser Teil des Hauses älter war als der Trakt, aus dem sie gerade kamen. Die Türen bestanden aus Holz, mit wuchtigen, verzierten Griffen in der Mitte. Vor der zweiten Tür blieb Nova stehen, drehte den Knauf und wich einen Schritt zur Seite; zu Olaneks nicht geringen Verwunderung verneigte sie sich und ließ ihm den Vortritt.
    Es handelte sich um eine höfliche Geste – und den Korvals konnte keiner vorwerfen, dass sie zu Schmeicheleien neigten. Unwillkürlich fragte sich Olanek, was sie von ihm wollte. Er erwiderte die Verbeugung und trat über die Schwelle.
    Mit diskreter Neugier sah er sich in dem Raum um, der als Arbeitszimmer oder Büro dienen mochte; die Einrichtung aus Naturholz und der rotgemusterte Teppich verbreiteten eine warme, anheimelnde Atmosphäre. Korvals Wappen, der ehrwürdige Baum und der Drache, hing über dem Kamin, in dem ein munteres Feuer prasselte. Er wollte näher an das Feuer

Weitere Kostenlose Bücher