Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Recht, für Ihr Besatzungsmitglied zu sprechen, Captain.« Sie sah wieder den Polizeisergeant an. »In einer Stunde sind wir bei Ihnen. Richten Sie das dem Mündel des Captains aus. Und sorgen Sie dafür, dass die Wachposten uns ohne Verzögerung durchlassen.«
»Hafenmeisterin.« Er salutierte, und der Schirm wurde dunkel. Thra Rominkoff stand von ihrem Stuhl auf.
»Ein Medkit«, schnauzte sie die wie angewurzelt dastehende Assistentin an. Die Frau rannte los und war im Handumdrehen wieder zurück. Mr. dea’Gauss nahm ihr die Erste-Hilfe-Box ab, betupfte den Schnitt an Shans Hand mit einer desinfizierenden Lotion, drückte die Wundränder zusammen und wickelt einen Verband darum. Die ganze Zeit über strahlte er liebevolle Fürsorge aus.
Das Muster des alten Herrn bereitete Shan Kummer; die komplexen Signale, die von der Hafenmeisterin ausgingen -eine Mischung aus Wut, Verwirrung und – Bewunderung? –, trieben ihm beinahe die Tränen in die Augen. Er leitete die Sequenz ein, um sich abzuschotten, denn der Schmerz, der ihn durchzuckt hatte, als er zurückgeworfen wurde, bohrte immer noch in ihm. Es war wichtig, sich eine Ruhezone einzurichten, damit er sich in einer Stunde wieder öffnen konnte, falls dies notwendig wurde.
»Mein Wagen wartet schon, Gentlemen«, verlautbarte die Hafenmeisterin mit besorgter Miene.
»Sie sind wirklich zu gütig, Maam.« Er stand auf und verbeugte sich.
»Blödsinn!«, schnappte sie. »Es gehört zu meinen Pflichten, mich darum zu kümmern, was in diesem Hafen vor sich geht, Captain. Und dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.« Sie deutete auf die stumm dastehende Assistentin. »Melecca bringt Sie zum Fahrzeug. Ich komme gleich nach. Zuerst muss ich mich noch einer dringenden Angelegenheit widmen.« Sie verschwand in einem Wirbel aus grellbunten Gewändern.
»Die Daxflan liegt im Hafen«, murmelte Shan Mr. dea’Gauss zu, während sie Melecca nach draußen folgten. »Ist das nicht hochinteressant?«
»Und wie«, bekräftigte der alte Herr. Er seufzte.
Polizeiwache, Crown City, Theopholis, Stunde der Dämonen
I m Raum befanden sich viel zu viele Personen. Hafenmeisterin Rominkoff blieb stehen und betrachtete prüfend die Menge. Der Captain zögerte keine Sekunde lang, sondern ging einfach weiter.
»Shan!«
Der Junge rannte ihm entgegen. Der Captain ließ sich auf ein Knie nieder, fing den Knaben auf, als der schlitternd zum Stehen kam, und die beiden umarmten sich, als wollten sie einander nie wieder loslassen.
»Gordy!« Er hielt das Kind auf Armeslänge von sich und streichelte seine Wange. »Geht es dir gut, acushla?«
»Crelm!«, schnaubte der Junge. »Natürlich geht es mir gut!« Das runde Gesicht verfinsterte sich. »Shan, sie wollten einfach nicht auf mich hören! Ich habe es ihnen immer und immer wieder gesagt, wirklich! Aber sie wollten ihren Arm nicht behandeln und …«
»Ist ja gut, Gordy.« Abermals strich er sanft über die Wange des Jungen, dann legte er behutsam einen Finger auf seine Lippen. »Entspann dich für einen Moment.« Gordy beruhigte sich ein wenig. »Und nun der Reihe nach. Wo befindet sich Priscilla jetzt?«
Tränen füllten die braunen Augen. »Ich habe versucht, sie daran zu hindern …« Er tat einen zittrigen Atemzug. »Sie haben sie in einen Käfig gesteckt.«
»Moment mal, junger Mann!«, mischte sich der Polizeisergeant ein und kam argwöhnisch näher. Seine Blicke huschten zwischen der Hafenmeisterin, Shan und dem Jungen hin und her. Zum Schluss fasste er die Hafenmeisterin ins Auge. »Nicht in einen Käfig! Eine Arrestzelle!«
Der Captain erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und neigte den Kopf. »Eine Arrestzelle«, wiederholte er leise. Der Polizeisergeant fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, und die Hafenmeisterin verbiss sich ein Schmunzeln.
»Ich bin der Captain der Dutiful Passage«, stellte Shan sich vor. »Ms. Mendoza ist Mitglieder meiner Crew. Ich kam hierher, um für sie zu bürgen, wie die Handelsgesetze es vorsehen. Sie werden Ms. Mendoza sofort aus der … Arrestzelle befreien und sie zu uns bringen, damit die korrekte juristische Vorgehensweise gewahrt bleibt.«
Die Hafenmeisterin gab sich Mühe, mit dem gebotenen Ernst dreinzublicken. Dieser junge Captain gefiel ihr immer besser.
Der Polizeisergeant schüttelte den Kopf. »Das geht leider nicht, Captain. Ms. Mendoza ist eine geständige Mörderin. Wir haben sie zweimal vernommen – wie das Gesetz es vorschreibt. Sie hat die
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